Philippa Gregory- Wolfsschwestern

Begonnen von Wiebke, 03. Oktober 2017, 14:52:47

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Wiebke


[isbn]978-3499291159[/isbn]

Klappentext:
Ein kurzer Blick in die Augen von Katharina von Aragón genügt, und Margaret Tudor weiß: Auf ewig wird ihr Schicksal miteinander verbunden sein – ob in Aufstieg oder Fall. Wenig später ist Katharina Königin von England. Margaret heiratet den schottischen König und sichert so den Frieden zwischen beiden Ländern. Doch das Bündnis hält nicht lang. Margarets Mann fällt in der Schlacht, Katharina verschleppt seine Leiche als Trophäe nach England – und beide Frauen werden zu Feindinnen. Ein leidenschaftlicher Reigen voller Ränkespiele entspinnt sich, und nur eines ist sicher: Nie lässt sich das Band, das die beiden Herrscherinnen verbindet, lösen.

Meine Meinung:
Nach einer 7-teiligen Reihe zu den Rosenkriegen macht Philippa Gregory nun eine neue Reihe auf, die sich mit der Tudor-Zeit beschäftigt.
Denkt man an die Tudors, dann natürlich zuerst an Heinrich VIII., seine 6 Ehefrauen, dann sicher an seine Tochter Elizabeth I. und auch über Mary I habe ich schon einige Romane gelesen. Insgesamt also mehr als genug und ich hatte die Tudors fast ein wenig über. Dass es hier um Heinrichs Schwester Margaret Tudor geht, die sonst überall nur am Rande erwähnt wird, fand ich daher eine schöne Abwechslung.

Ich habe von Gregory bereits andere Bücher gelesen. Sie ist eine bekennende Yorkistin - bedeutet, dass sie bezogen auf die Rosenkriege hinter der These steht, dass York den größeren Anspruch auf den Thron hatte als Lancaster und dass nicht Richard III. die Prinzen im Tower ermordet hat sondern diese Tat auf das Konto von Heinrich VII. und seine Mutter Margaret Beaufort geht. Für weiterführende Informationen siehe Wikipedia ;)
Nun könnte man meinen, das würde jetzt keine große Rolle spielen da wir ja schließlich mit diesem Buch bei der Generation sind, die aus der Zusammenführung beider Häuser entstanden ist - die Rosenkriege sind schließlich vorbei.
Aber wir begegnen Margaret Beaufort noch als Königinmutter und sie ist eine alte Hexe. Im ersten Viertel gibt es immer wieder Anmerkungen, die York-Linie sei nunmal die gut aussendende  gewesen, es geht um das ,,alte" Herrschergeschlecht und im Gegensatz dazu die Tudors...und inhaltlich gibt es überhaupt keinen Grund, das ständig - und wirklich ständig - einfließen zu lassen.

Viel schlimmer finde ich noch die Darstellung Margarets. Ihre Konkurrenz zu Schwester Mary und Schwägerin Katharina steht die erste Hälfte des Buches immer im Vordergrund. Alles, was sich politisch tut (und in Margarets Leben tut sich einiges Interessantes!) wird von Margaret darauf reduziert welchen Effekt es auf ihre Stellung im Vergleich zu Mary und Katharina hat. Die Eifersüchteleien wechseln sich teilweise seitenweise mit schwesterlicher Liebe ab und Beteuerungen wie wichtig sie sind und dass sie immer zusammenhalten müssen, nur um eine Seite weiter wieder in regelrechte Gehässigkeit umzuschlagen.
Ich hatte beim Lesen leider häufig den Gedanken, dass man vielleicht lieber nicht über eine historische Person schreiben sollte, für die man anscheinend keinen Funken Sympathie aufbringen kann. Zusammen mit den ständigen Anspielungen auf York und Lancaster (oder Plantagenet und Tudor, wie sie hier genannt werden) erweckte das bei mir die Frage, ob die Autorin vielleicht wirklich so York-besessen ist, dass sie selbst mit den Tudors auf dem Thron ein derartiges Problem hat?

Ich hätte mir so oder so sehr gewünscht, die Autorin hätte mehr Energie darauf verwendet, Margarets Motivation und Persönlichkeit zu konstruieren und zu beschreiben. Mal abgesehen davon, dass es eher anstrengend ist eine derartig oberflächliche und kleinliche Hauptfigur zu begleiten tritt leider das gesamte politische Hin und Her so sehr in den Hintergrund, dass ich einfach nicht hinterher komme. Ihre Macht in Schottland und die Allianzen die sie schließt und wieder auflöst rauschen so schnell und mit so wenig Beschreibung durch, dass mir davon nicht besonders viel Hintergrund hängen bleibt. Nebenfiguren wie ihre Männer oder gar ihre vielen Kinder bleiben blass und haben kaum Persönlichkeit oder rauschen unwichtig am Leser vorbei. Einzig ihr erster Mann und später ihr Sohn haben eine gewisse Bedeutung beim Lesen.

Am Ende stehe ich und frage mich, warum Gregory das Buch eigentlich geschrieben hat, was sie hier erzählen wollte.

Im Nachwort schreibt sie erstaunlicherweise 100mal wohlwollender über Margaret als im ganzen Buch zusammen.

Punkte gibt es für ihre hervorragende Recherche - alleine das Literaturverzeichnis am Schluss macht einen schwindelig - und dafür, dass sie sich Margaret ausgesucht hat.

Die Ausführung fand ich allerdings nicht besonders gut gelungen, was ich sehr schade finde.

Note:
[note4]

nirak

Hallo Wiebke,
vielen Dank für deine Rezi. Sie war für mich sehr interessant. *WolfsschwesternvonderWunschlistestreich*

leseschnecke

Hallo Wiebke,

danke für deine Rezension, das ist hilfreich für mich.

Die frühen Bücher von Gregory rund um "Glut der Leidenschaft" (selten dämlicher Titel!) fand ich super! Daher habe ich mich seinerzeit auf ihre historischen Bücher gestürzt und war immer wieder enttäuscht....
Dank deiner Hilfe werde ich diesmal schlauer sein und es einfach von Anfang an sein lassen  :->

Liebe Grüße + schönes WE,
Angela

Wiebke

Och Mädels,

von mir soll sich bitte auch keiner abhalten lassen ein Buch zu lesen!

Ich hab bei George schon ein paar Mal ein bisschen Probleme mit ihrem Schreibstil gehabt. Die ersten Bücher fand ich auch klasse und dann ging mir ihre Parteilichkeit immer mehr auf die Nerven. Natürlich bin ich auch Gablé- und Lancastergeschädigt, aber ich kann auch sehr gerne Romane über die Yorks lesen. Aber bei Gregory stieß mir immer öfter auf, dass sie überflüssig oft Gelegenheiten herbeischreibt um zu betonen wie schlimm die Lancaster und wie gottgleich die Yorks sind. Dass die einen bei ihr besser wegkommen als die anderen ist ja völlig ok, aber ich hab manchmal wirklich den Eindruck dass das bei ihr was persönliches ist.

Trotzdem kaufe ich mir wieder jedes neue Buch von ihr in der Hoffnung, das es mal nicht zum tragen kommt.
Denn unterhaltsam und gut recherchiert sind sie trotzdem! Ihr York-Getue darf nur nicht so doll nerven...   :gr:

Kathrin

Zitat von: Wiebke in 15. Oktober 2017, 22:23:29
Trotzdem kaufe ich mir wieder jedes neue Buch von ihr in der Hoffnung, das es mal nicht zum tragen kommt.
Denn unterhaltsam und gut recherchiert sind sie trotzdem! Ihr York-Getue darf nur nicht so doll nerven...   :gr:
Ich habe das ja schon lange aufgegeben. Wobei es weniger an ihrem York-Getue liegt, sondern generell an ihrem Schreibstil. Ich habe 3-4 Bücher von ihr probiert und fand sie alle nicht wirklich prickelnd.

LG
Kathrin
Rock the Night!