Umfrage - Wie korrekt muss ein historischer Roman sein?

Begonnen von Dante, 08. Januar 2008, 22:57:56

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Muss ein historischer Roman e. M. nach historisch korrekt sein?

Ja
13 (92.9%)
Nein
0 (0%)
Ist mir egal, Hauptsache es liest sich gut
1 (7.1%)

Stimmen insgesamt: 14

Dante

Hallo,

ich weiß nicht, wo ich die Umfrage platzieren soll. Vielleicht kann Steffi sie später verschieben, wenn es einen geeigneteren Ort dafür gibt.

Ansonsten würde mich sehr interessieren, wieviel Abweichung ihr von der tatsächlichen Historie akzeptieren könnt.

LG
Dante
Instagram: @susanne_pilastro_autor

Hans

Hi Dante,

ich bin zwar nicht besonders gut in Geschichte, aber wenn einige von den bekannteren historischen Personen auftauchen, wie etwa Heinrich VIII., Ludwig XIV., Kolumbus (Mittelalter) oder, aus früheren Zeiten Julius Cäsar oder Alexander der Grosse (Antike), dann sollten zumindest die Eckdaten und das Umfeld stimmen. Also die Zeit, in der sie gelebt haben, sollte auch die Zeit sein, in der die Handlung stattfindet. Irgendwas, das eindeutig dem Mittelalter zugerechent werden kann, hat dabei nichts in der Antike verloren.
Umgekehrt wird es schon schwieriger, weil irgend etwas Antikes durchaus im Mittelalter (wieder-) entdeckt worden sein kann.

Ansonsten, insbesondere wenn es in Richtung Fantasy geht ist, ist es egal. Da können dann auch die Epochen fröhlich gemixt werden, so das etwas neues entsteht.

:winken:
Hans
Man muß nicht alles wissen, aber man sollte wissen, wo es steht.
Zum Beispiel hier: Infoportal Deutschland & Globalisierung oder Nachdenkseiten

ClaudiC

Generell sollten der historische Rahmen stimmen. Wenn Figuren dazuerfunden werden, ist das überhaupt kein Problem. Auch kleinere Änderungen finde ich okay. Mich stört es aber immer, wenn ich etwas lese, was ich der gleichen Zeit spielt, wie ein anderer Roman und die groben Handlungen dann irgendwie nicht zusammen passen. Dann werde ich ganz kribbelig und wütend.
Ich habe zwar Geschichte studiert, weiß aber selbstverständlich längst nicht alles. Daher bin ich auch immer froh, dazuzulernen.


Annette B.

Hallo Dante,

du hast es aber jetzt raus mit den Umfragen! :wieher: Gratuliere !

Aber du hast recht, es ist schon spannend die Meinungen anderer zu diesen Fragen zu kennen.
Ich schließe mich in allen Punkten Claudi an, denn ich hasse es, wenn die "Eckdaten" und "Tatsachen" verfälscht werden! Noch schlimmer finde ich es, wenn Erfindungen von Menschen aus dem Mittelalter, auf einmal bei Personen in der Antike als deren Erfindung auftauchen! :doof: In einem solchen Moment wird ein Buch und der Autor für mich zum Ärgernis und das Buch fliegt ersteinmal in die Ecke. Wenn ich dann auch noch im Anhang so Bemerkungen vom Autor lese, der seine Leser als "Erbsenzähler" bezeichnet, weil sie historisch falsche Fakten bemängeln,...nun dann hat der Autor verdammt schlechte Karten mir noch einmal ein Buch zu verkaufen!
Was ich auch hasse in historischen Romanen, ist, wenn ich Stundenlang recherchieren muß um überhaupt zu erkennen in welchen Jahrhundert der Roman denn nun wirklich angesiedelt ist. In manchen sogn. historischen Romanen purzeln die reale Persönlichkeiten dann auch noch gefählich durch die Jahrhunderte! Das macht dann auch keinen Spaß mehr, solche Bücher zu lesen!
Also wenn der Anspruch "Historisch" dem Buch gerecht werden soll, dann müssen in meinen Augen auch die Handlung und die Personen dazu, korrekt Abgestimmt sein vom Autor!
Darum liebe ich ja die historischen Bücher von Rebecca Gable`mittlerweile so sehr. Da passt einfach alles und man muß auch nicht stundenlang bei Wikipedia recherchieren zu den realen Persönlichkeiten, um die Handlung zu verstehen! :flirt:
Liebe Grüße
Annette
Liebe Grüße Annette

Lannie

Hallo Dante,

ein klares Ja oder nein ist schwierig, da ich das unterscheide und einschränke. Gestimmt hab ich jetzt für "Ja", da es mir schon wichtig ist, dass der Autor so nah wie möglich bei der Wahrheit bleibt. Sollte sich der Autor Freiheiten genommen haben, finde ich es angebracht dies detailliert in einem Nachwort zu erklären und richtig zu stellen. Gibt es so ein Nachwort, dann darf auch im Rahmen an der Wahrheit gedreht werden.

Zitat von: ClaudiCMich stört es aber immer, wenn ich etwas lese, was ich der gleichen Zeit spielt, wie ein anderer Roman und die groben Handlungen dann irgendwie nicht zusammen passen. Dann werde ich ganz kribbelig und wütend.

Ja, das sehe ich ganz genauso wie Du!

LG
Lannie
Liebe Grüße
Lannie aka Cait

The Viewfinder

Dante

Zitat von: Annette B. in 09. Januar 2008, 09:54:41
Was ich auch hasse in historischen Romanen, ist, wenn ich Stundenlang recherchieren muß um überhaupt zu erkennen in welchen Jahrhundert der Roman denn nun wirklich angesiedelt ist.
Gut, das Problem hättest Du bei mir schon mal nicht, weil ich mit Jahreszahlen in den Kapitelanfängen arbeite. Und als Erbsenzähler würde ich niemals jemanden bezeichnen, weil ich der größte unter ihnen bin  :-> Ich hoffe nur, dass ich das bei mir genauso gut kann, wie bei einem Buch, dass ich vorher noch nie gelesen habe. Ich sehe jetzt schon keine Fehler mehr, weil ich in meinem Kopf sofort übersetze. Mein Mann kann das Ding glaub ich bald nicht mehr sehen, so oft, wie er Korrekturlesen muss  :rotwerd:

ZitatDarum liebe ich ja die historischen Bücher von Rebecca Gable`mittlerweile so sehr. Da passt einfach alles und man muß auch nicht stundenlang bei Wikipedia recherchieren zu den realen Persönlichkeiten, um die Handlung zu verstehen! :flirt:
Naja, ich hab bei mir manche Namen verändert, weil man sie als Deutscher Mensch einfach nicht aussprechen kann. Oder wie würdest Du Hsüan-Jen lesen. Da stolpert das Auge jedes Mal drüber und ich hab jetzt einfach mal Suan-Jen drauß gemacht, verweise darauf aber im Nachwort.

Und was bei mir halt dauernd passiert: Ich will ja eigentlich gar keinen korrekten historischen Roman schreiben. Das war jedenfalls nicht meine Intension. Ich wollte einfach eine Geschichte erzählen. Dass sich im Nachhinein mehrere Paralellen ergeben haben mit der chinesischen Geschichte, hat mich mehr als überrascht. Jetzt hab ich teilweise ziemlich umgeschrieben, damit es einigermaßen übereinstimmt mit der tatsächlichen Geschichte dieser Zeit, aber komplett korrekt werde ich wohl nicht werden, schon alleine aus dem Grund, dass man diese Zeit mit all ihrem Wissen, Fakten etc. kaum überblicken kann und m. E. ein Studium der Sineologie benötigt.

Von daher hoffe ich, dass mein Buch nicht in einer Deiner Ecken landet, wenn Du die eine oder andere Abweichung entdeckst. Im Nachwort hab ich explizit darauf hingewiesen, dass ich alles erfunden habe, dass es Personen gab, die tatsächlich so hießen und Kämpfe, bei denen es darum ging, ein Land zu befreien. Ist das dann genug der Erklärungen? Ich meine, ich will ja nicht mein eigenes Buch analysieren...

LG
Dante
Instagram: @susanne_pilastro_autor

Dante

Zitat von: Lannie in 09. Januar 2008, 09:58:35
Sollte sich der Autor Freiheiten genommen haben, finde ich es angebracht dies detailliert in einem Nachwort zu erklären und richtig zu stellen. Gibt es so ein Nachwort, dann darf auch im Rahmen an der Wahrheit gedreht werden.
Wie schon bei Annette gesagt: Ich glaube, ich hab das so gemacht. Fragt sich halt, was "im Rahmen" ist  :winken:

Dante
Instagram: @susanne_pilastro_autor

Lannie

Dante,

ich glaube, das empfindet jeder einfach anders. Du wirst es leider nicht jedem Recht machen können.  :schmusen:

LG
Lannie
Liebe Grüße
Lannie aka Cait

The Viewfinder

Annette B.

Hallo Dante,

ZitatVon daher hoffe ich, dass mein Buch nicht in einer Deiner Ecken landet, wenn Du die eine oder andere Abweichung entdeckst. Im Nachwort hab ich explizit darauf hingewiesen, dass ich alles erfunden habe, dass es Personen gab, die tatsächlich so hießen und Kämpfe, bei denen es darum ging, ein Land zu befreien. Ist das dann genug der Erklärungen? Ich meine, ich will ja nicht mein eigenes Buch analysieren...


Weißt du Dante, Frank Schätzing hat mal gesagt, dass im Prinzip jeder historische Roman ein Stück weit auch ein Fantasie Roman ist! Weil keiner heute genau sagen kann wie es wirklich damals war (egal in welchem Jahrhundert) und man auch den Chronisten nie wirklich trauen kann bei deren Beschreibung der Lebensumstände und der Wiedergabe des damaligen politischen Geschehens! Das ist und bleibt immer eine Frage des "Blickwinkels" aus dem die Chroniken geschrieben wurden!  :flirt:

Ich finde er hat damit die Problematik die sich beim schreiben eines historischen Werkes ergeben genau auf den Punkt gebracht! Da kannst du soviel studieren wie du willst, du wirst trotzdem nur erahnen können wie es damals wirklich war und was in den Köpfen der Menschen vor sich ging!
Fakt ist einfach nur, dass man, wenn man schon mit historisch realen Persönlichkeiten arbeitet, diese dann auch möglichst in ihrem Jahrhundert (und passenden Jahrzehnten) in dem sie gelebt haben ansiedelt.
Vor allem sollte man sie auch so Geschichtstreu wie möglich Charakterisieren und nicht aus einem grausamen Richard III von England auf einmal einen großen, gütigen, frommen und seelisch leidenden König machen!  :hau:
Auch so eine Buch Erfahrung die ich gemacht habe in bezug auf reale Persönlichkeiten!!!!
Dieses teure Hörbuch habe ich in meinem Zorn direkt nach der LR unserer Stadtbücherei geschenkt! Sollen sich andere darüber ärgern, ich fühlte mich von der Autorin nur einfach verars...! :gr:

Bei deiner Geschichte ist es ja nun so, dass du dich an eine bestimmte Zeit gehalten hast, den passenden Kaiser dazu recherchiert hast und auch die politischen Hintergründe (Schlachten die unter diesem Kaiser geschlagen wurden) soweit wie möglich mit in deine Geschichte eingebracht hast und das sind schon drei wichtige Pfeiler die passen! Ich schätze du hast darauf verzichtet "Voltaire" zu zitieren oder Erfindungen von Leonardo da Vinchi deinen Prothagonisten als herrausragende Idee mit auf den Weg zu geben! Wenn ich soetwas lese (angesiedelt im Jahre 999) dann werde ich wirklich zornig! Aber gut, bisher sind mir auch erst zwei historische Werke in die Hände gekommen in denen die Wahrheiten so furchtbar verzerrt wurden!
Ich denke, so lange du auch noch ein erklärendes Nachwort einfügst und vielleicht auch ein Personenregister, bist du schon mal auf der sicheren Seite und kannst deinem Roman den Anspruch "Historisch" mit ruhigem Gewissen verleihen. :schmusen:
Ich hoffe meine Gedanken zu diesem Thema bringen dich jetzt nicht total aus der Spur!  :zwinker:
Liebe Grüße
Annette
Liebe Grüße Annette

Christiane

Hallo Dante,

na, hast Du jetzt die Bücherkiste für Dich entdeckt *gg*?

Zu Deiner Frage: Mir ist es schon wichtig, dass in historischen Romanen die überprüfbaren Fakten stimmen. Nicht dass ich viel Geschichtswissen hätte, aber wenn mir dann schon auffällt, dass da was nicht stimmt oder es bei 'ner schnellen Internetsuche feststelle, dann finde ich eben da hätte sich der Autor schon ein bisschen mehr Mühe machen können.
Und außerdem merke ich immer wieder, dass die geschichtlichen Infos aus solchen Büchern bei mir im Kopf hängen bleiben - und ich mag es nicht, wenn ich dann was Falsches abgespeichert hab.

Klasse finde ich es, wenn so ein Buch ein ausführliches Nachwort hat, aus dem eindeutig hervorgeht, was historische Fakten sind und wo der Autor sich Freiheiten genommen hat. Dazu noch ein Personenregister und eine schöne Karte und das Buch hat schon jede Menge Pluspunkte  :->

Liebe Grüße,
Christiane
Staunt euch die Augen aus dem Kopf, lebt, als würdet ihr in zehn Sekunden tot umfallen. Bereist die Welt. Sie ist fantastischer als jeder Traum, der in einer Fabrik hergestellt wird.
Ray Bradbury (1920 - 2012)

Kathrin

Hallo Dante,

schön, Dich hier momentan öfter zu lesen  :-B, hab ich aber glaub ich schon mal geschrieben, gelle?

Das meiste was auch mir bei Deiner Frage so im Kopf rumschwirrte ist hier schon gesagt worden. Bei hist. Persönlichkeiten, über die man viel weiß, sollte meiner Meinung nach nicht allzuviel dazu geschummelt werden (Heinrich VIII ist da sicherlich ein gutes Beispiel). Ich persönlich würde mich vermutlich auch scheuen über eine Persönlichkeit zu schreiben, über die schon viel geschrieben worden ist, denn dann wirst Du als Autor immer mit den anderen Beispielen verglichen werden und da muss man halt wissen ob man das will. Ich hatte die Tage mit Lannie die Diskussion über dieses Thema und bei mir ist es inzwischen so, dass ich Romane über hist. Persönlichkeiten, über die ich schon tolle hist. Romane gelesen hab, in Zukunft eher meiden werde, weil mich beispielsweise eine Rebecca Gablé oder auch Viola Alvarez viel zu sehr faszinieren mit ihren Geschichten oder ihrem Erzählstil, als dass ich ein anderes Bild als das ihre über einen John of Gaunt oder Walther von der Vogelweide so ohne weiteres akzeptieren kann.

Das mit dem Nachwort, wo der Autor seine "Erfindungen" klarstellt, so wie Du das wohl auch tun willst, das ist mir auch wichtig. Ich lese grad neben meinem LR-Buch den ersten Teil der Ramses-Reihe von Christian Jacq, da steht leider gar nix von wegen Nachwort  :meckern: Ich hab nicht die geringste Ahnung, was Jacq erfunden hat und was nicht und ich will mich jetzt, wie Annette das geschrieben hat, auch nicht lange durch das Internet quälen und Recherche betreiben.

@Annette:
Zitat von: Annette B. in 09. Januar 2008, 21:19:56
Weißt du Dante, Frank Schätzing hat mal gesagt, dass im Prinzip jeder historische Roman ein Stück weit auch ein Fantasie Roman ist! Weil keiner heute genau sagen kann wie es wirklich damals war (egal in welchem Jahrhundert) und man auch den Chronisten nie wirklich trauen kann bei deren Beschreibung der Lebensumstände und der Wiedergabe des damaligen politischen Geschehens! Das ist und bleibt immer eine Frage des "Blickwinkels" aus dem die Chroniken geschrieben wurden!  :flirt:

Ich finde er hat damit die Problematik die sich beim schreiben eines historischen Werkes ergeben genau auf den Punkt gebracht! Da kannst du soviel studieren wie du willst, du wirst trotzdem nur erahnen können wie es damals wirklich war und was in den Köpfen der Menschen vor sich ging!
Fakt ist einfach nur, dass man, wenn man schon mit historisch realen Persönlichkeiten arbeitet, diese dann auch möglichst in ihrem Jahrhundert (und passenden Jahrzehnten) in dem sie gelebt haben ansiedelt.
Vor allem sollte man sie auch so Geschichtstreu wie möglich Charakterisieren und nicht aus einem grausamen Richard III von England auf einmal einen großen, gütigen, frommen und seelisch leidenden König machen!  :hau:
Auch so eine Buch Erfahrung die ich gemacht habe in bezug auf reale Persönlichkeiten!!!!
Liebe Annette, nimm es mir bitte nicht übel, aber ich finde, da widersprichst Du Dir ein wenig. Ich teile ja auch Schätzings Meinung, die Du zitiert hast, aber auch eine Rebecca Gablé kann nicht mit Sicherheit sagen, dass Richard III grausam war. Es ist auch nicht bewiesen, dass die Skelette, die im Tower gefunden wurden, die Knochen der verschwundenen Prinzen waren, die er angeblich umgebracht haben sollte. Das konnte man ihm doch nie nachweisen. Ich denke, dass wir RG-Leser eine ziemlich rosarot-gefärbte Lancaster-Brille aufhaben und die Yorkisten da einfach nicht bei uns landen können. Aber wir waren damals alle nicht dabei, wir wissen nicht, ob Richard III Anne gegenüber nicht vielleicht extrem liebevoll war und die Grausamkeiten, die über ihn bekannt sind...aus Sicht der Yorkisten waren sie gerechtfertigt, dafür waren die Lancaster-Könige aus ihrer Sicht die Usurpatoren, die sich zu Unrecht den englischen Thron angeeignet haben und Henry VI ein Trottelchen, der die Geisteskrankheit seiner französischen Ahnen geerbt hat und unter der Fuchtel seiner Frau stand. Das wird wohl immer einer Sache der Sichtweise sein, auf welche Seite sich der Autor/in schlägt und mir/ uns gefallen die Lancasterianer einfach besser! Und ja, ich mag Richard III auch überhaupt gar kein bisschen und das viele Geld, dass ich für das HC des besagten Buches ausgegeben habe, bereue ich auch  :->

Und noch ein Wort zu dem Christiane geschrieben hat: neben Nachwort, Personenregister und schöner Karte finde ich manchmal (nicht in jedem Buch) einen Glossar mit oft verwendeten Begriffen schön. Oder eine Auflistung der Götter (z.B. bei einem Ägypten-Roman...) wenn es denn passt.

Zitat von: Dante in 09. Januar 2008, 15:37:39
Und was bei mir halt dauernd passiert: Ich will ja eigentlich gar keinen korrekten historischen Roman schreiben. Das war jedenfalls nicht meine Intension. Ich wollte einfach eine Geschichte erzählen. Dass sich im Nachhinein mehrere Paralellen ergeben haben mit der chinesischen Geschichte, hat mich mehr als überrascht. Jetzt hab ich teilweise ziemlich umgeschrieben, damit es einigermaßen übereinstimmt mit der tatsächlichen Geschichte dieser Zeit, aber komplett korrekt werde ich wohl nicht werden, schon alleine aus dem Grund, dass man diese Zeit mit all ihrem Wissen, Fakten etc. kaum überblicken kann und m. E. ein Studium der Sineologie benötigt.
Hast Du schon mal überlegt Kontakt zu einem Sineologen (heißen die denn dann so?) aufzunehmen? Ich dachte, ich kenne jemanden, aber ich hab grad meine Mama gefragt, bei der Bekannten war es Japan, nicht China, schade. Oder mal ganz blöd, kennst Du einen Chinesen oder eine Chinesin, der Du das Buch geben könntest, schon alleine was die Mentalität angeht und der/ dem Du auch vertrauen kannst?

Die Sache ist halt auch die, was überhaupt Deine Intention ist, denn eigentlich hattest Du ja nicht wirklich vor einen hist. Roman zu schreiben. Wenn es sich immer mehr dazu entwickelt,hm, wie gesagt, eine klärendes Nachwort hilft viel und verzeiht auch viel. Denn das wichtigste ist mir immer noch, dass der Autor/ die Autorin durch eine tolle Geschichte und einen tollen, fesselnden Erzählstil bestechen kann. Wenn mich der Stil nicht mitreist, dann kann der Roman so historisch korrekt sein, wie er will, dann kann das Buch nicht bei mir landen.

so, ich denke das war's von mir erst mal
lg
kathrin

Rock the Night!

Annette B.

Hallo Kathrin,

Zitat von: KathrinLiebe Annette, nimm es mir bitte nicht übel, aber ich finde, da widersprichst Du Dir ein wenig. Ich teile ja auch Schätzings Meinung, die Du zitiert hast, aber auch eine Rebecca Gablé kann nicht mit Sicherheit sagen, dass Richard III grausam war. Es ist auch nicht bewiesen, dass die Skelette, die im Tower gefunden wurden, die Knochen der verschwundenen Prinzen waren, die er angeblich umgebracht haben sollte. Das konnte man ihm doch nie nachweisen. Ich denke, dass wir RG-Leser eine ziemlich rosarot-gefärbte Lancaster-Brille aufhaben und die Yorkisten da einfach nicht bei uns landen können. Aber wir waren damals alle nicht dabei, wir wissen nicht, ob Richard III Anne gegenüber nicht vielleicht extrem liebevoll war und die Grausamkeiten, die über ihn bekannt sind...aus Sicht der Yorkisten waren sie gerechtfertigt, dafür waren die Lancaster-Könige aus ihrer Sicht die Usurpatoren, die sich zu Unrecht den englischen Thron angeeignet haben und Henry VI ein Trottelchen, der die Geisteskrankheit seiner französischen Ahnen geerbt hat und unter der Fuchtel seiner Frau stand. Das wird wohl immer einer Sache der

Du ich nehme dir das ganz bestimmt nicht übel, dass du mich auf diesen Widerspruch hinweist! :knuddel: Du hast ja recht, es ist ein Widerspruch in sich und darum ist ja jeder historische Roman immer eine Gradwanderung für den Autor und auch für uns Leser!
Es stimmt auch, dass wir durch RG beeinflusst sind in unserer Beurteilung des engl. Könighauses und der dazugehörigen Geschichte. Ich wollte mit diesen Beispielen nur zum Ausdruck bringen, wie weit die Betrachtungswinkel der Autoren auch manches mal voneinander abweichen! Ob es überhaupt eine Wahrheit gibt, in dem was wir bisher Wissen...und ob diese Wahrheit zu den Charaktern der historischen Persönlichkeiten wirklich passen...??? Keine Ahnung !!!
Ich will Richard III bestimmt nicht unterstellen, dass er eine sadistische Natur hatte, aber das unter seiner Herrschaft viele Menschen leiden mussten und in Angst lebten, na ja das lässt sich nicht so einfach von der Hand weisen, jedenfalls laut Aussagen der studierten Historiker!
Wie du schon sagtest, wenn der Autor so nah wie möglich an den bisher bekannten hist. Tatsachen bleibt und ein erklärendes Nachwort einfügt, dann ist für den Leser schon viel gewonnen.
Liebe Grüße
Annette
Liebe Grüße Annette

Dante

Hm, ich glaube, ich habe zu grob differenziert...

Ich lese aus den meisten Antworten heraus, dass es keine hahnebüchene Story sein sollte und dass Unkorrektheiten in einem Anhang erklärt werden sollten.

Ich werde mir das zu Herzen nehmen und danke für Eure Meinungen

LG
Dante
Instagram: @susanne_pilastro_autor

Grisel

Eins noch, es sollte keine haarsträubenden Fehler geben. Mein "Lieblingsfehler" zB sind Johanniterritter, die als "Malteserritter" bezeichnet werden, lange ehe der Orden Malta übernommen hat.  :meckern:
Oder Leute, die erwähnt werden, obwohl sie schon längst tot sind, oder ähnliches. Die Diskussion ist ja nicht neu und taucht immer wieder auf. Im lieben alten "Storica" hatten wir sie ja auch. Ich kann mich erinnern, daß da eine leichte Kontroverse ausgelöst wurde, als ich gesagt habe, daß ich bei historischen Romanen am liebsten ein historisches Lektorat durch entsprechende Fachleute zwangsmäßig verhängen würde, um genauso sowas, was viel zu oft passiert, auszumerzen.

Liberty

Hallo Dante,

das ist generell eine interessante Frage, finde ich. Ich persönlich mache mir nicht viel aus historischen Romanen, kann daher sicher keine allzu "qualifizierte" Antwort geben. Aus dem Bauch heraus würde ich sagen, so lange die (z.B.) Geburts- und Sterbedaten, historisch authentischer Personen und der Zeitraum, in dem die Handlung des Romanes spielt, halbwegs eingehalten wird, halte ich das für ausreichend. Wichtig ist natürlich auch die Ausstattung des täglichen Lebens, die man zur damaligen Zeit hatte (Strohsack statt Matratze und solche Dinge meine ich). Ansonsten steht die Handlung bei mir im Vordergrund. Wenn ich erst ellenlange Zeilen über die damalige historische Zeit lesen muss, verliere ich schnell das Interesse. Ich will mich ja unterhalten und keine historische Abhandlung lesen müssen. Dafür kann ich dann Geschichtsbücher wälzen.

Liebe Grüße,
Liberty