Die Infantin trägt den Scheitel links - der Auskotzthread

Begonnen von sisquinanamook, 02. Oktober 2020, 15:04:16

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sisquinanamook

So, damit ich es nicht vergesse...

Meine Gedanken dazu folgen noch. Muss mich erstmal sortieren  :gr:, aber ja, ich habe definitiv Gesprächsbedarf...
Viele Grüße
Daniela

Inge78

Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf

sisquinanamook

So, ich möchte dann mal was zur Infantin schreiben. Eins hat das Buch jedenfalls geschafft: es beschäftigt micht....

Das Setting:
Ein heruntergekommener Bauernhof in den österreichischen Bergen.
Das Buch spielt über meherere Jahre, allerdings bleibt man komplett im Unklaren darüber wieviele Jahre das sind und wann das Buch genau spielt.
Anhand der Anspielungen auf Fernsehserien und Lieder würde ich persönlich das Buch in die 80iger bis Mitte der 90iger verorten.

Die Hauptpersonen:


Die Infantin
Sie  ist die Protagonistin und aus ihrer Sicht wird die Geschichte erzählt. Das Jüngste von 3 Kindern. Sie beschreibt sich selbst als verwahrlost und verloren. Ist ständig auf der Flucht vor der Realität und flüchtet sich dafür in den Alkohol und in oft total schräge Tagträume. Am Ende wird sie von ihrem Halbbruder schwanger und bringt das Kind auch zur Welt.

Die Mutter
Kommt aus einer herzlosen Familie. Wird als Kind vergewaltigt, aber die Familie gibt ihr die Schuld daran. Sie zerbricht daran und wird (jedenfalls lese ich das so raus) manisch-depressiv. Auf der einen Seite kann sie sehr liebevoll sein, auf der anderen Seite verteilt sie aber auch Schläge. Ist wohl recht religiös (?). Sie lebt in ständiger Spannung zum Vater, der sie andauernd betrügt.

Der Vater
Kommt ebenfalls aus einer herzlosen Familie in der Schläge an der Tagesordnung sind. Er selbst ist ein "Bär von einem Mann", der aufbrausend und cholerisch ist. Dazu Alkoholiker und notorischer Fremdgänger. Lt. der Protagonistin liebt er aber seine Kinder. Das wird mehrfach betont.
Am Ende lässt er sich von seiner Frau scheiden und landet im Gefängnis.

Die Schwestern
Schlittschuhfahrende Zwillinge, die damit wohl recht erfolgreich sind. In der Kindheit piesaken sie die Protagonistin und reißen sich am Ende den verarmten Hof unter den Nagel

Das Buch - meine Eindrücke

Die Autorin kann wunderbar mit Worten umgehen. Die Sprache hat mir grundsätzlich sehr sehr gut gefallen. Dann hört es aber auch schon auf.
Sie bedient sich widerwärtiger Bilder, es geht fast nur um Bestien, Tod, Gewalt, Sex,  Widerwärtigkeiten. Ich hatte das Gefühl, dass die Autorin einfach nur provozieren will. Das hat mich tatsächlich schnell gelangweilt.
Zudem schreibt sie sehr sehr oft total zusammenhangslos. Da werden einfach mal Sätze in den Raum geworfen mit denen ich so überhaupt nichts anfangen konnte und die in überhaupt keinem Bezug zum Rest stehen.
Außerdem tauchen ständig Widersprüche auf. Zum einen sind die Eltern Bestien, die sich nicht kümmern und denen sie egal ist, aber auf der anderne Seite schreibt sie mehrmals wie lieb der Vater seine Töchter hat. Die Urgroßeltern werden als widerliche, verhutzelte alte Leute beschrieben, auf der anderen Seite singt die Protagonistin ein langes Loblied auf den Urgroßvater. Die Die Armut wird betont, aber sie kann Klavierstunden nehmen und der Vater hat ständig den ganzen Schrank voller teurer Sprirituosen, an denen sie sich selbst auch bedient (S. 158).
Die Mutter wirft eine Gabel nach ihr, die  im Bein der Protagonisten stecken bleibt (S. 152). Das ist so gar nicht möglich.
Die Protagonisten beschreibt, dass sie ein Korsett tragen muss - davon ist aber danach niemals mehr die Rede. Die Zwillinge haben ihre Karriere angeblich im Ausland, fahren aber auf einmal auf dem zugefrorenen See Schlittschuh.
Die Liste ließe sich noch weiter fortsetzen.

Ich suche noch ein bisschen nach dem Sinn und der Essenz des Buches.
Wenn ich ihn gefunden habe, dann lass ich es euch wissen....



Viele Grüße
Daniela

Christiane

Zitat von: sisquinanamook in 03. Oktober 2020, 08:45:09
So, ich möchte dann mal was zur Infantin schreiben. Eins hat das Buch jedenfalls geschafft: es beschäftigt mich....
Das ist ja immerhin auch was was nicht jedes Buch schafft  :zwinker:.

Zitat von: sisquinanamook in 03. Oktober 2020, 08:45:09
Die Autorin kann wunderbar mit Worten umgehen. Die Sprache hat mir grundsätzlich sehr sehr gut gefallen. Dann hört es aber auch schon auf.
Sie bedient sich widerwärtiger Bilder, es geht fast nur um Bestien, Tod, Gewalt, Sex,  Widerwärtigkeiten. Ich hatte das Gefühl, dass die Autorin einfach nur provozieren will. Das hat mich tatsächlich schnell gelangweilt.
Das klingt für mich (die ich das Buch nicht gelesen habe, aber trotzdem mal dazu-senfe  :->) wie ein Widerspruch.

Zitat von: sisquinanamook in 03. Oktober 2020, 08:45:09
Außerdem tauchen ständig Widersprüche auf. Zum einen sind die Eltern Bestien, die sich nicht kümmern und denen sie egal ist, aber auf der anderne Seite schreibt sie mehrmals wie lieb der Vater seine Töchter hat. Die Urgroßeltern werden als widerliche, verhutzelte alte Leute beschrieben, auf der anderen Seite singt die Protagonistin ein langes Loblied auf den Urgroßvater. Die Die Armut wird betont, aber sie kann Klavierstunden nehmen und der Vater hat ständig den ganzen Schrank voller teurer Sprirituosen, an denen sie sich selbst auch bedient (S. 158).
Diese Widersprüche klingen für mich irgendwie wie 'das wahre Leben'. Auch ein brutaler Vater hat seine netten Momente, gerade wenn solche familiären Brutalitäten sich über Generationen vererben glaube ich, dass das oft zu so 'inkonsistentem Verhalten' führt. Und ich glaube, dass viele Kinder, die von ihren Familien misshandelt werden, sich trotzdem einreden, trotzdem fest glauben, dass ihre Eltern sie lieben. Zumindest hab ich das so immer wieder in Dokus oder Büchern zum Thema familiäre Gewalt mitbekommen. Zudem schreibst Du ja, dass die Infantin sich ihre Welt auch gern zurecht phantasiert, oder?!
Armut gibt es in unterschiedlichem Maß. Es gibt die wirklich total armen, die faktisch nichts haben und hungern. Aber es gibt auch die armen, die zwar ein Dach überm Kopf und einigermaßen satt zu essen haben, aber sich sonst fast nix leisten können. In unserer Gesellschaft sind sie relativ gesehen arm - sie können sich vieles nicht leisten, was die Durchschnittsbevölkerung für selbstverständlich hält. Diese Menschen machen vielleicht mit ihrem bisschen Geld ganz schräge Dinge, leisten sich Klavierstunden und Alkoholika, oder andere leisten sich Zigaretten und das neueste Handy oder einen riesigen Flachbildschirm oder was auch immer. Und müssen dann am Ende des Monats Lebensmittel schnorren, haben kein Geld für die Schulhefte der Kinder oder ein paar neue Schuhe, wenn die alten auseinander fallen. Ich glaube, das ist ziemlich nah an der Wahrheit geschrieben.

Zitat von: sisquinanamook in 03. Oktober 2020, 08:45:09
Die Mutter wirft eine Gabel nach ihr, die  im Bein der Protagonisten stecken bleibt (S. 152). Das ist so gar nicht möglich.
Ich hoffe nicht, dass Du das an Deinem armen Mann ausprobiert hast ...  :umfall:.
Vielleicht muss man die Zinken anspitzen??  :kopfkratz:

Zitat von: sisquinanamook in 03. Oktober 2020, 08:45:09
Ich suche noch ein bisschen nach dem Sinn und der Essenz des Buches.
Wenn ich ihn gefunden habe, dann lass ich es euch wissen....
Da kann ich Dir nun leider auch nicht helfen  :nixweiss1:.
Staunt euch die Augen aus dem Kopf, lebt, als würdet ihr in zehn Sekunden tot umfallen. Bereist die Welt. Sie ist fantastischer als jeder Traum, der in einer Fabrik hergestellt wird.
Ray Bradbury (1920 - 2012)

sisquinanamook

ZitatDas klingt für mich (die ich das Buch nicht gelesen habe, aber trotzdem mal dazu-senfe  :->) wie ein Widerspruch.

Ja, irgenwie schon, gell?
Ich versuch es anders zu sagen.
Mir hat gefallen, wie die Autorin mit Worten spielen und Bilder malen kann. Die Bilder, die sie malt, fand ich jetzt stellenweise sehr verstörend.

ZitatIch glaube, das ist ziemlich nah an der Wahrheit geschrieben.

Ja, da magst Du Recht haben... Leider macht es einem die Autorin sehr schwer solche Gedankengänge zu entwicklen während man das Buch liest, weil man eigentlich ständig nur den Kopf schütteln möchte...

ZitatIch hoffe nicht, dass Du das an Deinem armen Mann ausprobiert hast ...  :umfall:.
Nein, an den Kollegen  :teufel: Meinen Mann brauch ich noch  :-)

Ich bin mal gespannt, was die anderen noch so schreiben.

Unterm Strich ist die Familie ziemlich zerrüttet und hätte dringend Hilfe an allen Fronten benötigt. Ich hatte oft Mitleid mit der Protagonistin, die es nicht schafft zu agieren sondern selbst immer nur reagiert und das (veständlicherweise) ziemlich hilflos.
Trotzdem empfindet sie den Hof, der am Ende ja verpfändet/verkauft wird, als ihre Heimat und fühlt sich entwurzelt, als sie wegziehen muss.

Ich fand das Buch sehr anstrengend. Nichts wird direkt ausgesprochen und der Leser wird nach meinem Empfinden ziemlich allein gelassen, da oft nur Bruchstücke hingeworfen werden. Man weiß ja auch nie, wann die Handlung jetzt eigentlich spielt und wie alt die Protagonisten zu dem Zeitpunkt sind. Daher kann man irgendwie nichts in einen wirklichen Kontext setzen.



Viele Grüße
Daniela

Christiane

Zitat von: sisquinanamook in 03. Oktober 2020, 14:22:25
ZitatIch hoffe nicht, dass Du das an Deinem armen Mann ausprobiert hast ...  :umfall:.
Nein, an den Kollegen  :teufel: Meinen Mann brauch ich noch  :-)
:wieher:

Zitat von: sisquinanamook in 03. Oktober 2020, 14:22:25
Unterm Strich ist die Familie ziemlich zerrüttet und hätte dringend Hilfe an allen Fronten benötigt. Ich hatte oft Mitleid mit der Protagonistin, die es nicht schafft zu agieren sondern selbst immer nur reagiert und das (veständlicherweise) ziemlich hilflos.
Trotzdem empfindet sie den Hof, der am Ende ja verpfändet/verkauft wird, als ihre Heimat und fühlt sich entwurzelt, als sie wegziehen muss.
Auch das kommt, fürchte ich, in der Wirklichkeit genau so viel zu oft vor, dass Familien dringend Hilfe brauchen. Sie wissen nicht woher sie sie bekommen könnten, sie wollen sich da vielleicht nicht hinein begeben oder schämen sich, ihnen werden von Behörden Steine in den Weg gelegt,... was auch immer.

Zitat von: sisquinanamook in 03. Oktober 2020, 14:22:25
Ich fand das Buch sehr anstrengend. Nichts wird direkt ausgesprochen und der Leser wird nach meinem Empfinden ziemlich allein gelassen, da oft nur Bruchstücke hingeworfen werden. Man weiß ja auch nie, wann die Handlung jetzt eigentlich spielt und wie alt die Protagonisten zu dem Zeitpunkt sind. Daher kann man irgendwie nichts in einen wirklichen Kontext setzen.
Irgendwie klingt das für mich als würde man als Leser ziemlich in den Gefühlszustand der Protagonistin versetzt: gestresst, allein gelassen, überfordert, orientierungslos. So gesehen genial gemacht - aber natürlich unglaublich anstrengend und unschön. Wenn es um ein schönes, positives Thema ginge wäre man als Leser sicher begeistert, die Stimmung des Buches so aufnehmen zu können.  :-)
Staunt euch die Augen aus dem Kopf, lebt, als würdet ihr in zehn Sekunden tot umfallen. Bereist die Welt. Sie ist fantastischer als jeder Traum, der in einer Fabrik hergestellt wird.
Ray Bradbury (1920 - 2012)

sisquinanamook

ZitatIrgendwie klingt das für mich als würde man als Leser ziemlich in den Gefühlszustand der Protagonistin versetzt: gestresst, allein gelassen, überfordert, orientierungslos.

Klingt so, so ist es aber nicht.
Das würde ich dann tatsächlich auch als Kunstgriff begreifen, aber es kommt so in keinster Weise an und ist auch - nach meiner bescheidenen Meinung - so nicht gedachtbzw. gemeint.

Die Spielerei mit Worten wikt oft auch so gewollt.. Als wollte die Autorin auf biegen und brechen beweisen, wie toll sie das kann und wie gebildet sie ist. Das ist so stellenweise so drüber und wirkt so aufgesetzt, dass ich den Wortspielereien am Ende nichts mehr abgewinnen konnte.
Viele Grüße
Daniela

Christiane

Oh je, das ist dann wirklich übel und macht gar keinen Spaß!
Staunt euch die Augen aus dem Kopf, lebt, als würdet ihr in zehn Sekunden tot umfallen. Bereist die Welt. Sie ist fantastischer als jeder Traum, der in einer Fabrik hergestellt wird.
Ray Bradbury (1920 - 2012)

Tara

Zitat von: sisquinanamook in 03. Oktober 2020, 08:45:09

Die Mutter wirft eine Gabel nach ihr, die  im Bein der Protagonisten stecken bleibt (S. 152). Das ist so gar nicht möglich.


Hier muss ich einflechten, dass ich meine, dass das schon geht!
Mein Cousin hat als Kind eine Gabel nach meiner Cousine geworfen - die ist ihr in der Nase stecken geblieben  :dong:
Sometimes you just need to lay on the couch and read for a couple of years.

With freedom, books, flowers and the moon, who could not be happy? Oscar Wilde

sisquinanamook

Dann war da aber schon ein Loch und eine Nase lässt sich rein physikalisch nicht mit einem Oberschenkel vergleichen  :zwinker:

Viele Grüße
Daniela

mowala

Das Leben ist zu kurz für später

Inge78

Guten Morgen

Ich melde mich auch mal, am Wochenende hatte ich wenig PC Zeit, auch sehr bewusst
Immer diese Ablenkungen  :dong:

ZitatSo, ich möchte dann mal was zur Infantin schreiben. Eins hat das Buch jedenfalls geschafft: es beschäftigt micht....

Dich beschäftigt es auf jeden Fall mehr als mich  :kopfkratz:

ZitatAnhand der Anspielungen auf Fernsehserien und Lieder würde ich persönlich das Buch in die 80iger bis Mitte der 90iger verorten.


Ja, da würde ich es auch einordnen. Zu Anfang dachte ich, es spiele viel früher, also so vor 100 jahren oder so. Weil erstmal so gar nichts Modernes benannt wurde und sie so einfach lebten. Deshalb war ich überrascht, als es plötzlich "modern" wurde.

ZitatIst wohl recht religiös (?).

Hinterfragst Du die Religiösität der Mutter? Warum? ich empfinde sie als "überregligiös" , meinst Du das mit dem Fragezeichen? Dass sie zu fanatisch ist um es religiös zu nennen? Sie ist manchmal so scheinheilig, also beruft sich auf Religion, aber benimmt sich nicht so.

ZitatDie Schwestern
Schlittschuhfahrende Zwillinge, die damit wohl recht erfolgreich sind. In der Kindheit piesaken sie die Protagonistin und reißen sich am Ende den verarmten Hof unter den Nagel

Sind sie wirklich im Ausland und machen da eine Schlittschuh Karriere? War das nicht auch nur Tagträumerei  :kopfkratz:
Da bin ich mir auch nicht sicher, eben wegen der Unstimmigkeiten, die Du ja auch nennst.

ZitatDie Autorin kann wunderbar mit Worten umgehen. Die Sprache hat mir grundsätzlich sehr sehr gut gefallen. Dann hört es aber auch schon auf.

Ich habe ja das Buch von Lisa Eckhart angelesen und auch ein Interview mit ihr dazu gesehen. Sie sagt, dass sie Sprache liebt und dass ihr die Storyline an sich manchmal lästig war und sie lieber mit Worten gespielt hat. Das Gefühl habe ich bei der Infantin auch manchmal

ZitatSie bedient sich widerwärtiger Bilder, es geht fast nur um Bestien, Tod, Gewalt, Sex,  Widerwärtigkeiten. Ich hatte das Gefühl, dass die Autorin einfach nur provozieren will. Das hat mich tatsächlich schnell gelangweilt.

Gelangweilt kann ich jetzt nicht sagen. Dass sie provozieren will, das sehe ich aber genauso. Mich hat das auch angewidert. Und ich habe auch einfach ganz oft den Sinn nicht verstanden. Ich bin da echt abgehärtet in Büchern, würde ich sagen. Aber hier waren die Widerwärtigkeiten auch so planlos, sinnlos, aus dem Zusammenhang gerissen.

ZitatIch suche noch ein bisschen nach dem Sinn und der Essenz des Buches.
Wenn ich ihn gefunden habe, dann lass ich es euch wissen....

Ja, dann sag mal Bescheid, den Sinn suche ich auch noch
Aber wahrscheinlich ist der Sinn, dass das Leben auch sinnlos sein kann und die Infantin im Teufelskreis gefangen ist

ZitatArmut gibt es in unterschiedlichem Maß. Es gibt die wirklich total armen, die faktisch nichts haben und hungern. Aber es gibt auch die armen, die zwar ein Dach überm Kopf und einigermaßen satt zu essen haben, aber sich sonst fast nix leisten können. In unserer Gesellschaft sind sie relativ gesehen arm - sie können sich vieles nicht leisten, was die Durchschnittsbevölkerung für selbstverständlich hält. Diese Menschen machen vielleicht mit ihrem bisschen Geld ganz schräge Dinge, leisten sich Klavierstunden und Alkoholika, oder andere leisten sich Zigaretten und das neueste Handy oder einen riesigen Flachbildschirm oder was auch immer. Und müssen dann am Ende des Monats Lebensmittel schnorren, haben kein Geld für die Schulhefte der Kinder oder ein paar neue Schuhe, wenn die alten auseinander fallen. Ich glaube, das ist ziemlich nah an der Wahrheit geschrieben.

Es wirkt aber im Buch wirklich, als würden sie an der absoluten Armutsgrenze leben. Da machen einige Dinge wirklich keinen Sinn

ZitatUnterm Strich ist die Familie ziemlich zerrüttet und hätte dringend Hilfe an allen Fronten benötigt. Ich hatte oft Mitleid mit der Protagonistin, die es nicht schafft zu agieren sondern selbst immer nur reagiert und das (veständlicherweise) ziemlich hilflos.

Aber mal ernsthaft, das spielt jetzt und hier, in unserer Zeit. Gibt es da kein Jugendamt? Oder andere Menschen, die da mal eingreifen? Lehrer? Nachbarn?



Kann mir mal jemand das mit dem Brand erklären? Wann ist das Haus abgefackelt und wo haben die denn dann alle gewohnt während da wieder was neu aufgebaut wurde :kopfkratz:



Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf

mowala

Nun aber zum Buch:

ich hatte irgendwie immer das Problem, zu wissen a) in welcher zeit spielt das erzählte und b) wie alt ist die Erzählerin. Immer wenn ich dachte jetzt weiß ich es, kam eine Geschichte, die nicht passte. so war einmal fast klar, dass das Mädchen 6 Jahre alt ist. darauf folgte dann die Erzählung, wie sie mit ihrem Lehrer Sex im Klassenzimmer hat????

Das mit dem Korsett fiel mir auch auf, 1 x erwähnt, dann war es nie wieder Thema, auch hatte ich nie den Eindruck, dass sie irgendwie körperlich stark beeinträchtigt war.

Sie bezeichnet ihre Familie anfangs ja auch mal als "Bestien". Mit Sicherheit keine Wunschfamilie, aber Bestien?
Aber auch hier widerspricht sie sich ja oft.

Die Autorin kann wirklich wunderbar mit Sprache umgehen und spielen aber damit hätte sie vllt auch ein weniger verstörendes Buch schaffen können.

Da fragt man sich, ob die Menschen die Bücher auf eine Auswahlliste für einen Preis setzen, diese auch gelesen haben. In diesem fall , hoffe ich fast, dass ds nicht der Fall war :kopfkratz:
Das Leben ist zu kurz für später

mowala

Zitat von: Inge78 in 05. Oktober 2020, 08:27:33

Kann mir mal jemand das mit dem Brand erklären? Wann ist das Haus abgefackelt und wo haben die denn dann alle gewohnt während da wieder was neu aufgebaut wurde :kopfkratz:

Da fand ich auch verwirrend.
Ich hatte es so verstanden, dass sie das Haus als kleines Kind abfackelt was jetzt gar nicht sooo schlimm war, weil der Vater dann das Geld hätte, seinen traum vom Biohof zu verwirklichen. Was er aber scheinbar ja auch nicht gemacht hat.
Und es haben ja alle scheinbar während  des ganzen Buches in diesem Haus gelebt :gruebel:

Und warum war der Vater eigentlich im Knast? Körperverletzung? wann an wem?

Hat sie sich den größten Teil ihres Lebens zusammenfantasiert?
Das Leben ist zu kurz für später

Inge78

ZitatDas mit dem Korsett fiel mir auch auf, 1 x erwähnt, dann war es nie wieder Thema, auch hatte ich nie den Eindruck, dass sie irgendwie körperlich stark beeinträchtigt war.

Habe ich das mit dem Korsett auch gelesen :kopfkratz:

ZitatDa fragt man sich, ob die Menschen die Bücher auf eine Auswahlliste für einen Preis setzen, diese auch gelesen haben. In diesem fall , hoffe ich fast, dass ds nicht der Fall war :kopfkratz:

Ich habe mir auch einige positive Rezis durchgelesen ... also Geschmäcker sind echt verschieden  :umfall:

ZitatUnd warum war der Vater eigentlich im Knast? Körperverletzung? wann an wem?

Gute Frage, keine Ahnung :kopfkratz:
Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf