T.C. Boyle - Die Terranauten

Begonnen von Inge78, 26. April 2022, 14:45:12

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Inge78

ZitatIn einem geschlossenen Ökosystem unternehmen Wissenschaftler in den neunziger Jahren in den USA den Versuch, das Leben nachzubilden. Zwei Jahre lang darf keiner der acht Bewohner die Glaskuppel von ,,Ecosphere 2" verlassen. Egal, was passiert. Touristen drängen sich um das Megaterrarium, Fernsehteams filmen, als sei es eine Reality-Show. Eitelkeit, Missgunst, Rivalität – auch in der schönen neuen Welt bleibt der Mensch schließlich doch, was er ist. Und es kommt, wie es kommen muss: Der smarte Ramsay verliebt sich in die hübsche Dawn – und sie wird schwanger. Kann sie das Kind austragen? T.C. Boyles prophetisches und irre komisches Buch, basierend auf einer wahren Geschichte, berührt die großen Fragen der Menschheit.

"Warum ich das erzähle? Weil wir Menschen Reinheit vielleicht bewundern oder das jedenfalls behaupten, in Wirklichkeit aber sehen wollen, wie sie kompromittiert wird, wie Ideale zerstört, beschmutzt und in den Dreck gezogen werden, in dem wir selbst tagein, tagaus leben. Vielleicht brauchen wir Helden und verrückte Heilige, die stellvertretend für uns handeln, aber wir wollen ganz sicher nicht mit ihnen tauschen und sehen uns insgeheim nach dem perversen Kitzel, den ihre Versuchung und ihr Sturz uns bereiten."

Wieder nimmt sich Autor T.C. Boyles eines tatsächlichen Ereignissen an und erzählt darüber in seinen Roman. 8 Menschen, 4 Frauen, 4 Männer, werden 2 Jahre in einer sogenannten Biosphäre eingeschlossen und müssen sich und das Ökosystem am Leben erhalten. Ein spannendes Experiment, zum Einen für diese Biosphäre, zum Anderen vor Allem wegen der Gruppendynamik auf engstem Raum und den physischen und psychischen Problemen die nach und nach immer extremer werden. Der Autor schafft Potenzial zum nachdenken und diskutieren, er macht es dem Leser nicht einfach, seine Protagonisten zu mögen. Dennoch war ich an einigen Personen wirklich nahe dran während andere leider sehr blass blieben. Die Personen sind mehrdimensional, nicht schwarz/weiß sondern sehr vielschichtig. Das Buch liest sich wirklich gut weg, man denkt aber auch viel über die Situation nach und ich habe auch ständig hinterfragt wie ich in bestimmten Situationen reagieren würde. Zum Ende hin bin ich leider etwas desillusioniert zurück geblieben ob des Endes was mich leider nicht vollständig überzeugen konnte. Insgesamt aber ein tolles unglaublich interessantes Setting mit nachvollziehbaren Problemen.

[note2]
Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf