Colson Whitehead - Underground Railroad

Begonnen von Inge78, 16. Mai 2022, 08:49:31

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Inge78

ZitatCora ist nur eine von unzähligen Schwarzen, die auf den Baumwollplantagen Georgias schlimmer als Tiere behandelt werden. Alle träumen von der Flucht – doch wie und wohin? Da hört Cora von der Underground Railroad, einem geheimen Fluchtnetzwerk für Sklaven. Über eine Falltür gelangt sie in den Untergrund und es beginnt eine atemberaubende Reise, auf der sie Leichendieben, Kopfgeldjägern, obskuren Ärzten, aber auch heldenhaften Bahnhofswärtern begegnet. Jeder Staat, den sie durchquert, hat andere Gesetze, andere Gefahren. Wartet am Ende wirklich die Freiheit? Colson Whiteheads Roman ist eine virtuose Abrechnung damit, was es bedeutete und immer noch bedeutet, schwarz zu sein in Amerika.

"Und auch Amerika ist eine Illusion, die größte von allen. Die weiße Rasse glaubt, glaubt von ganzem Herzen, dass sie das Recht haben, das Land zu rauben. Indianer zu töten. Krieg zu führen. Ihre Brüder zu versklaven. Wenn es irgendeine Gerechtigkeit auf der Welt gibt, dürfte diese Nation nicht existieren, denn ihre Grundlagen sind Mord, Diebstahl und Grausamkeit."

Colson Whiteheads Roman geht weit über die sog. "Underground Railroad" hinaus. Durch die Sklavin Cora und andere Farbige erfahren wir die Schrecken der Sklaverei, die Unerbittlichkeit dieser dunklen Zeiten und das schier unglaubliche Verhalten von Menschen gegenüber Menschen. Und auch wenn es sich um einen historischen Roman handelt, so zeigt der Autor doch auch den Alltags Rassismus, die Selbstgefälligkeit derjenige, die sich für etwas Besseres halten. Der Schreibstil ist teilweise sehr nüchtern, was es mir schwer gemacht hat, emotionalen Zugang zu den Personen zu finden. Gleichzeitig beschreibt er sehr detailliert Folter und Mord, was das Buch zu keiner einfachen Lektüre gemacht hat. Die Story hat mich gepackt, dennoch konnte ich nicht durch die Seiten fliegen, sondern musste nach jedem Kapitel mal durchatmen und das Gelesen sacken lassen. Die Underground Railroad als Konstrukt an sich finde ich unglaublich spannend , wie auch das ganze Netz der Fluchtwege quer durch Amerika. Da hätte ich gerne noch mehr erfahren, das ist mir fast zu nebensächlich erzählt. Es gibt viele Fakten über Sklaverei in verschiedenen Bundesstaaten der USA und über andere perfide Pratiken zur Unterdrückung der Farbigen. Nur man erfährt leider nie, was hier Realität und was Fiktion ist. Da hätte ich mir, wenigstens in einem Nachwort, Aufklärung gewünscht. Durch Internetrecherche kann ich das jetzt etwas besser einordnen, gehe hier aber nich auf die Punkte ein, denn das würde die Story spoilern. Ich kann auf jeden Fall sagen, dass Colson Whitehead nicht unbedingt Focus auf den genauen historischen Rahmen gelegt hat und bestimmt Handlungsstränge ins Buch eingepasst hat, auch wenn die so vielleicht nicht zusammen gekommen sind. Im Buch gibt es allerdings auch so gut wie keine Zeitangaben. Man muss eben wissen, dass es sich hier um keine Biographie handelt, sondern um einen Roman. Der aber in seinen beschriebenen Schrecken durchaus erschreckend realistisch ist.
Das Buch macht traurig und so unglaublich wütend. Schier unglaublich, was alles passiert ist und noch bis heute passiert, und was sich da in einigen Köpfen abspielt.
Man muss sich einlassen auf das Buch, aber dann ist es unglaublich intensiv und macht nachdenklich. Und wird sicherlich noch lange nachhallen


[note2]
Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf

Inge78

Hierzu gibt es auch eine Mini Serie bei Amazon Prime, die werden wir uns wohl auch anschauen

Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf