Inges Wanderbuch 2022 Blaubart von Amélie Nothomb

[Christiane]

Über der Rezi hab ich eine Weile gebrütet. Aber hier ist sie nun:

Spoiler

Blaubart von Amélie Nothombe

Klappentext:
Das Märchen vom Frauenmörder Blaubart, neu interpretiert: Die junge Saturnine bezieht ein Zimmer im Pariser Stadtpalais des Adeligen Don Elemirio. Wird sie seinem Charme ebenso erliegen wie ihre acht Vorgängerinnen, die allesamt spurlos verschwunden sind? Was wird siegen: Gefühl oder Verstand?

,,Amélie Nothombe, geistreicher denn je. Blaubart ist ein Meisterstück des raffinierten Dialogs."
Marianne Payot/L'Express, Paris.



Mein Eindruck:
Unsere Tauschbuchrunden öffnen mir immer wieder den Blick über meinen literarischen Tellerrand. So war es auch mit diesem Buch ,Blaubart', das mir der Klappentext als neu interpretiertes Märchen vorstellt. Und ich denke, darin steckt der Kern meines Fremdelns mit diesem Buch. Denn die Autorin bricht m.E. mit einem wichtigen Kennzeichen des Märchens. Die Handlung spielt bei ihr nicht in einem fiktiven Raum, zu einer fiktiven Zeit, sondern im modernen Paris. Der Leser kann Straßen auf dem Stadtplan finden, erkennt Dinge des heutigen Lebens wie die Métro, Handy, etc. wieder. Ein wenig wirkt das Stück wie ein Kammerspiel, da die Handlung sich zum allergrößten Teil nur im Palais des Don Elemirio abspielt. Dies soll vielleicht in seinem übergroßen Luxus, in seiner Pracht den märchentypisch fiktiven Raum bilden. Für mich hat das allerdings beim Lesen so nicht funktioniert.
Daher stecken in der realen Pariser Kulisse nun Figuren, entwickelt sich eine Handlung, die ansonsten viele Stilmittel des Märchens aufweist und daran habe ich mich immer wieder gerieben, bin damit einfach nicht warm geworden.
Stark typisierte Personen ohne seelische Tiefe – das finde ich genau so in Nothombes Variation zum ,Blaubart'-Stoff. Beide Protagonisten bleiben für mich so extrem wie unglaubwürdig in ihrem Denken und Handeln. Ja, in einem Märchen ist so etwas üblich und ,erlaubt', aber für mich fühlt es sich eben nicht wie ein Märchen an und so kann ich über Saturnine und Don Elemirio immer wieder nur den Kopf schütteln. Diese Begeisterung für den Luxus, dem Saturnine quasi sofort verfällt, geht mir einfach total gegen den Strich und macht sie mir total unsympathisch. Don Elemirio hat eine so verschrobene, krude Gedankenwelt, dass ich zu ihm auch nie eine wirkliche Beziehung aufbauen konnte.
Trotzdem gab es immer mal wieder Dialoge, die mit einigem Witz und Esprit glänzten und mir die Lektüre versüßt haben. Auch die Farbsymbolik, die Elemirio ausbreitet, war durchaus interessant. Ein wenig Spannung lag in der Luft, denn natürlich fragt man sich als Leser, ob Saturnine ihren acht Vorgängerinnen folgen wird oder ob und wie sie sich am Ende retten kann.  [...]
So war das kurze Bändchen am Ende doch recht kurzweilig zu lesen.
Was die Autorin Amélie Nothombe dem Leser allerdings mit ihrem Buch sagen will, welche Botschaft sie übermitteln will, bleibt mir ein Rätsel.

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Note: [note3]

Und hier noch ein inhaltlicher Spoiler, der an die [...] Stelle gehört, aber zu viel verrät für eine Rezi:

Spoiler

,Sie sich'! Damit hat das Buch sich letztlich noch eine Notenstufe hochgearbeitet. Denn im Gegensatz zu den ursprünglichen Fassungen des Märchens dürfen wir hier immerhin eine Protagonistin erleben, die mit dem patriarchalischen Weltbild bricht. Saturnine wartet nicht auf Männer, die sie retten. Sie hilft sich selbst.

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[Inge78]

So, den Leseeindruck habe ich gelesen, den Spoiler nicht

Schade, dass das Buch Dich nicht so sehr begeistern konnte, aber insgesamt klingt deine Rezi schon recht neugierig machend. Wobei ich die Kritik durchaus nachvollziehen kann. Ich bin sehr gespannt, wie die Anderen das Buch finden und wie ich selber letztendlich das Buch finden werde
Danke für deine Eindrücke

[Christiane]

Ja, auf Eure Meinung bin ich auch gespannt. Und ich denke, dass die ein oder andere von Euch das Buch wirklich gern lesen wird. Einfach weil

Spoiler

Ihr da in Sachen 'moderne Märchen' einen anderen Geschmack, einen anderen Zugang habt als ich.

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Und eine 3 ist ja nicht wirklich schlecht, es ist so mittelprächtig. So ein 'kann ich lesen, kann ich aber auch lassen'  .
Mich jetzt im Nachhinein noch gedanklich damit zu beschäftigen, warum ich das Buch so sehen wie ich es sehe, macht mir gerade fast mehr Spaß als das Lesen selbst. Das erstaunt mich und es hängt sicher mit der Wanderbuchrunde zusammen. Denn ohne Dein Journal würde ich mich da sicher nicht so rein vertiefen - und dann würde mir was entgehen. 

[Inge78]

Mich jetzt im Nachhinein noch gedanklich damit zu beschäftigen, warum ich das Buch so sehen wie ich es sehe, macht mir gerade fast mehr Spaß als das Lesen selbst. Das erstaunt mich und es hängt sicher mit der Wanderbuchrunde zusammen. Denn ohne Dein Journal würde ich mich da sicher nicht so rein vertiefen - und dann würde mir was entgehen. 

Oh, das freut mich. Manchmal sind es auch die Bücher, die keine Highlights sind, die aber trotzdem nachhängen

[Kathrin]

Speck klein schneiden und sehr kross braten, auf Küchenpapier abtropfen und auskühlen lassen, mit geräuchertem Paprikapulver und grobem Meersalz vermischen

Wir mögen das auch auf Ei

Oh, das klingt super! Das muss ich mir merken.

[Kathrin]

Huhu!

Gestern ist Inges Wanderbuch bei mir eingetroffen. Ich hatte gerade Feierabend gemacht und mich mit Christianes Wanderbuch auf die Couch verkrümelt um meine Notizen nochmal für die Rezi zu sichten, als es an der Tür klingelt und eine mir unbekannte Frau mit Maske vor der Tür steht und meint, sie hätte ein Wanderbuch abzugeben. Ich habe NIX gerafft. Ich dachte, ich hätte vielleicht eine neue Nachbarin, von der ich nix weiß und das Päckchen sei dort von der Post abgegeben worden. Hat einen Moment gedauert, bis mein Gehirn verstanden hat, WER da vor mir steht. Ich sag Euch, das war echt eine RIESEN Überraschung und Freude, Christiane zu sehen. Und wir haben dann natürlich erstmal ausgiebig gequatscht.

Inges Wanderbuch habe ich auch schon länger ins Auge gefasst und ich freue mich sehr drauf. Wollte die Autor*in schon längst mal ausprobiert haben und hatte mir dazu auch genau das Buch ausgesucht. Insofern passt das jetzt perfekt, dass ich es auf diesem Weg testen kann.

Habt einen schönen Mittwoch!

[Christiane]

Ich sag Euch, das war echt eine RIESEN Überraschung und Freude, Christiane zu sehen. Und wir haben dann natürlich erstmal ausgiebig gequatscht.

Und ich hab mich RIESIG gefreut, dass mir die Überraschung so gelungen ist  . Auf dem Heimweg vom Seminar war es für mich nur ein kleiner Umweg und ich dachte, da verwende ich den Obulus lieber für dieses kleine Stück mehr Fahrt als für das Porto  . War sooo schön, nach so langer Zeit mal wieder 'live' zu quatschen, Kathrin!

[SilkeS.]

Huhu!

Gestern ist Inges Wanderbuch bei mir eingetroffen. Ich hatte gerade Feierabend gemacht und mich mit Christianes Wanderbuch auf die Couch verkrümelt um meine Notizen nochmal für die Rezi zu sichten, als es an der Tür klingelt und eine mir unbekannte Frau mit Maske vor der Tür steht und meint, sie hätte ein Wanderbuch abzugeben. Ich habe NIX gerafft. Ich dachte, ich hätte vielleicht eine neue Nachbarin, von der ich nix weiß und das Päckchen sei dort von der Post abgegeben worden. Hat einen Moment gedauert, bis mein Gehirn verstanden hat, WER da vor mir steht. Ich sag Euch, das war echt eine RIESEN Überraschung und Freude, Christiane zu sehen. Und wir haben dann natürlich erstmal ausgiebig gequatscht.

Ja, WOW, Überraschung gelungen würde ich sagen.
Tolle Idee von Dir Christiane das Paket persönlich abzugeben...
Ihr zwei kanntet Euch ja noch nicht persönlich...

[Christiane]

Doch, schon. Aber es ist mehr als eine Ewigkeit her, dass wir uns mal gesehen haben. Ich glaube zuletzt auf dem Forumstreffen bei Meike. 

[Kathrin]

Doch, schon. Aber es ist mehr als eine Ewigkeit her, dass wir uns mal gesehen haben. Ich glaube zuletzt auf dem Forumstreffen bei Meike. 

Ja, das hätte ich jetzt auch so geschätzt. Und ich bin mir nicht sicher, ob Meikes Sohn da schon auf der Welt war. Wenn, dann war er noch seeeeeehr klein.

[Christiane]

Ich hab gerade mal meine Bilder durchwühlt. Das war 2008 - 14 Jahre ist das her  . Meikes Sohn war echt noch ziemlich klein.

[Inge78]

Die Idee der persönlichen Übergabe ist wirklich mega gut

Und es freut mich Kathrin, dass Dir das Buch erstmal zusagt, bin gespannt auf deine Meinung

[Christiane]

Die Idee der persönlichen Übergabe ist wirklich mega gut

Dann sollten wir das vielleicht öfter machen?!  - Darfst mir das nächste Päckchen gern persönlich vorbeibringen...  .

[Inge78]

Die Idee der persönlichen Übergabe ist wirklich mega gut

Dann sollten wir das vielleicht öfter machen?!  - Darfst mir das nächste Päckchen gern persönlich vorbeibringen...  .

Na wenn ich zufällig in der Ecke bin, mache ich das 

[Kathrin]

Ich habe Inges Wanderbuch direkt Anfang Mai gelesen, kurz nachdem es bei mir angekommen ist und um das gleich schon mal vorweg zu nehmen: Ich mochte das Buch! Ich kann verstehen, dass es nicht nach jedermanns Geschmack ist, aber für mich hat es gepasst. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob ich ein richtige Fazit hinbekomme, ich habe noch zu sehr Christianes Fazit und Kritikpunkte im Kopf, Kritikpunkte, die ich so gar nicht gesehen habe, insofern kann es sein, dass mein Fazit eher auf das von Christiane eingeht, als dass ich es komplett ohne Bezug auf Christiane schreiben könnte. Aber ich probiere es und gehe dann hinterher nochmal konkret auf Christianes Punkte ein.

Spoiler

"Blaubart" von Amélie Nothomb steht schon seit einer ganzen Weile bei mir auf der Wunschliste, weil zumindest eine der mir bekannten und geliebten Booktuberinnen sowohl das Buch als auch die Autorin immer wieder in die Kamera hält.  ( an Anja von den Bookfriends). Und das war vermutlich auch ein Vorteil für mich, denn ich wusste, was auch mich zukommt, ohne zuvor das Buch oder überhaupt ein Werk der Autorin gelesen zu haben. Ich wusste, dass das Buch eher eine Satire sein wird, als tiefgreifend und einem Sinn hinter jedem Wort, jeder Szene, jeder Handlungsweise, die zugegebenermaßen vor allem was Saturine angeht, nicht immer nachvollziehbar oder gutzuheißen ist.

Für mich war das Buch Unterhaltung pur! Der perfekte Ausgleich, die perfekte Ablenkung zu den schweren Themen und Zeiten, mit denen ich mich ansonsten in letzter Zeit literarisch beschäftige. Ich mochte den Schreibstil der Autorin, der super flott zu lesen war und vor allem mochte ich die Dialoge zwischen Saturine und Don Elemiro abends beim Dinner. Ich habe die beiden so gerne in ihren Diskussionen aus der Ferne beobachtet und habe so oft fett vor mich hingegrinst und auch gelacht und war mit dem Buch in wenigen Stunden durch. Absolut perfekt für einen sonnigen Sonntagnachmittag auf der Terrasse um den Kopf freizubekommen und abzuschalten.

Die Figuren waren mir dabei keineswegs sympathisch, sollen sie auch nicht sein und da kam es mir auch nicht drauf an. Gerade Don Elemiro kann einem ja nicht sympathisch sein, mit dem was er so treibt und denkt, aber er ist so herrlich schräg und trägt mit diesem Schräg-sein total zu meiner Unterhaltung bei. Mit etwas mehr Drüber-Nachdenken finde ich die Figuren auch gar nicht soooooo sehr typisiert, zumindest mal nicht Saturine. Die hat schon auch mehrere Seiten und Facetten an sich. Klar muss ich nicht verstehen, warum sie so sehr auf den Luxus steht, der ihr als Untermieterin von Blaubart zuteil wird, aber ich finde sie schon auch clever und schlau, finde es schon cool, wie sie ihn herausfordert und aus der Reserve zu locken versucht.

Mich erinnert die Geschichte und wie Amélie Nothomb sie erzählt an die Bücher von Ingrid Noll, nur dass Amélie Nothomb das alles noch viel mehr auf die Spitze treibt, und zwar mit Absicht. Und letztlich "muss" sie es sogar auf die Spitze treiben, weil sie nur 144 Seiten zu Verfügung hat. Da muss sie sich letztendlich fast schon entscheiden, ob sie den Fokus auf die Geschichte oder die Figuren legt. Und ganz ehrlich, ich persönlich brauche auch nicht immer einen Sinn hinter eine Geschichte, oder muss nicht immer wissen, ob mir der Autor/ die Autorin mit der Geschichte was besonderes sagen wollte. Mir reicht es durchaus auch mal, wenn mich ein Buch einfach nur gut unterhält und genau das hat Amélie Nothomb mit "Blaubart" gemacht.

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[note2+]