Stefan Krücken - Sturmwarnung: Das aufregende Leben des Kapitän Schwandt

Begonnen von Annette B., 19. Februar 2022, 21:41:21

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Annette B.

Sturmwarnung:
Das aufregende Leben des Kapitäns Jürgen Schwandt.
Auf See und in den Häfen.


Autor: Stefan Krücken

Herausgeber ‏ : ‎ Ankerherz Verlag; Originalausgabe Edition (15. April 2016)
Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 230 Seiten
ISBN-10 ‏ : ‎ 3945877008
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3945877005



Zitat von: KlappentextEin Leben wie ein ewiges Abenteuer: Orkane auf See, Stürme im
Rotlicht der Häfen. Momente zwischen Leben und Tod. Kapitän Jürgen
Schwandt, Jahrgang 1936, hat alles erlebt. Aufgewachsen in den Trümmern Hamburgs, ging er früh zur See - und tauchte ein in jene exotische Welt aus Fernweh und Sternenstaub, von der er immer geträumt hatte. Dabei lernte er auch früh die Schattenseiten der Seefahrt kennen: den unbarmherzigen Ozean und die harte Arbeit.
STURMWARNUNG ist eine liebevoll und mit Augenzwinkern erzählte
Lebensgeschichte. Eine turbulente Biografie voller Weisheit, Toleranz
und Zigaretten.

Meine Meinung:

Ich habe dieses Buch mit großem Vergnügen gelesen, denn es ist sehr flüssig und unterhaltsam geschrieben.
Dem Autor und Journalist, Stefan Krücken, muss man ein großes Kompliment machen, denn er hat nicht nur einen flüssigen Schreibstil, sondern auch die Lebensgeschichte von Kapitän Jürgen Schwandt chronologisch in eine klare Reihenfolge gebracht.

Der Start ins Leben war für Jürgen Schwandt durch Hunger und Entbehrungen geprägt. Sehr eindrucksvoll beschreibt der spätere Kapitän wie er schon als Kind kämpfen musste um zu überleben. Die Kriegsjahre und auch die Nachkriegsjahre waren für ihn eine entbehrungsreiche Zeit.
Die Differenzen mit seinem Vater trieben ihn förmlich aus seinem Elternhaus.
Er ging zur See und damit begann der nächste Kampf.

Man bekommt beim Lesen sehr schnell ein Gefühl dafür was sich zwischen den Zeilen verbirgt. Da konnte ich förmlich die Seekrankheit mit den Magenschmerzen und den wackligen Beinen spüren, aber auch seelische Tiefpunkte in den ersten Jahren, in denen bestimmt auch ein paar Tränen geflossen sind. Dies musste gar nicht erzählt werden, denn der aufmerksame Leser konnte es zwischen den Zeilen lesen.
Mit dieser harten Ausbildung auf See ist Jürgen Schwandt zu einer starken Persönlichkeit geworden. Wind, Wellen und eine bedingungslose Kameradschaft an Bord haben ihm bestätigt, dass er der Seefahrt treu bleiben und Kapitän werden will. 

Während eines Orkans im Nordatlantik landet das Schiff des Kapitäns im Auge des Orkans. Eine gefürchtete Situation unter Seeleuten, denn nur sehr wenige Schiffe sind aus dem Auge wieder heraus gekommen.
Wer so eine Situation überlebt hat, der schaut danach weit über den Horizont und sieht vieles im Leben mit anderen Augen.

Die Zeit als Schiffsjunge, Moses u.s.w. waren natürlich auch von schönen Frauen in fremden Häfen, Alkohol, Zigaretten und so mancher Schlägerei begleitet. Diese Episoden erzählt der Kapitän gerne und bestätigt damit auch das Klischee des typischen Seemannsleben der damaligen Zeit.

An diesem Buch hat Stefan Krücken zusammen mit Kapitän Schwandt gearbeitet, das merkt man beim lesen oft. So hoch die Toleranzgrenze bei Kapitän Schwand für alle menschlichen Schwächen und Dummheiten auch ist, so erbarmungslos ist jedoch sein Kampf gegen die neuen, braunen Strömungen in unserer Parteienlandschaft. Immer wieder findet der Leser Aussagen vom Kapitän in dem Buch, die ihn auffordern, diesen Strömungen energisch entgegen zu treten.

Auch gab es Kapitel in denen der Kapitän grundsätzlich einsieht das er ein alter Mann ist, aber dennoch die >Generation Wischfinger< und überhaupt die ganze moderne Technik kritisiert.
Diese Passagen habe ich dann einfach seinem Alter zugeschrieben und wohlwollend als Ausrutscher akzeptiert.

Kapitän Schwandt, es heißt nicht ohne Grund im Volksmund:
,,Jede Zeit hat ihre eigenen Lieder"

Die Lieder von Hans Alberts, Lale Andersen und Freddy Quinn sind längst verklungen, auch wenn es die gute alte Haifischbar heute noch gibt.

An diesen Stellen im Buch hätte ich dem Kapitän gerne ein Tuch gereicht, um die rosarote Brille zu putzen.

Es gibt aber auch noch ein paar andere Kritikpunkte für mich.
So wurde manche Episode aus dem Leben des Kapitäns leider nicht zu Ende erzählt oder manches mal auch nur kurz angerissen. Das war sehr schade.
Ich hätte gerne gewusst, ob der >kleine König< nach dem Krankenhausaufenthalt in einem Kriegs-Gebiet, wieder gesund an Bord zurück kam. Auch hätte ich gerne gewusst, wie es seiner Mutter und Oma bei seiner ersten Rückkehr ging. Über seine Familie und dem Verhältnis zu seinen Eltern und Geschwistern, wurde nach den ersten Kapiteln nie wieder gesprochen.
Auch wurde nicht viel über seine Zeit beim Hauptzollamt und über seine Frau gesprochen.

Daher würde ich dieses Buch nicht als Biografie bezeichnen, dafür ist es viel zu kurz und es fehlen auch zu viele Stationen im Leben des Kapitäns.
Ich würde es aber als Unterhaltungsroman mit wahren und abenteuerlichen Geschichten jedem Leser gerne empfehlen.

Der Kapitän erzählt uns sein Leben als Seefahrer in kleinen Episoden, die in einer Zeit angesiedelt sind, die es in dieser Form nicht mehr geben wird.
Schon deshalb ist das Buch sehr interessant.

Besonders gut hat mir die Gestaltung des Buches gefallen mit Illustrationen von Hans Baltzer und schönen Fotos von Andree Kaiser. Da hat man sich im Ankerherz-Verlag wirklich viel Mühe gegeben. Leider kommen diese Bilder und Fotos in der e-Book Ausgabe nicht so toll rüber, aber man kann sich diese Fotos auch im Internet anschauen.

Nach der Veröffentlichung des Buches >Sturmwarnung< war der Kapitän häufig Gast im Radio und Fernsehen. Auch gab es Treffen mit dem damaligen Hamburger Oberbürgermeister Olaf Scholz und ein schönes Gespräch mit Frank Elstner in der Sendung >Menschen Hautnah<. Diese Videos kann man sich im Internet anschauen und die Kolumnen, die der Käpt`n für die Hamburger Morgenpost schrieb, kann man in dem Buch >Klare Kante< oder in den kürzeren e-Books >Hier spricht der Käpt`n < 1 und 2 nachlesen.

Diese Kolumnen sind so witzig und treffend geschrieben, dass man wirklich oft Tränen lacht.
Der Humor von Kapitän Schwandt ist unschlagbar, ich habe oft gelacht oder mit einem grinsen im Gesicht die Geschichten gelesen.

Wer gerne ans Meer fährt und sich für die Seefahrt interessiert, findet mit diesem Buch garantiert die passende Lektüre.

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Liebe Grüße Annette