Laetitia Colombani - Das Mädchen mit dem Drachen

Begonnen von Inge78, 11. April 2022, 08:25:31

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Inge78

Zitat»Das Mädchen mit dem Drachen« - nach »Der Zopf« und »Das Haus der Frauen« der neue Roman der Bestsellerautorin Laetitia Colombani

Eine Schule am Indischen Ozean - ein hoffnungsvoller Ort, der alles verändert

Am Golf von Bengalen will Léna ihr Leben in Frankreich vergessen. Jeden Morgen beobachtet sie das indische Mädchen Lalita, das seinen Drachen fliegen lässt. Als Léna von einer Ozeanwelle fortgerissen wird, holt Lalita Hilfe bei Preeti, der furchtlosen Anführerin einer Selbstverteidigungsgruppe für junge Frauen. Léna überlebt und zusammen mit Preeti schmiedet sie einen Plan, der nicht nur Lalitas Leben grundlegend verändern wird.

Wie schon in ihren Bestsellern »Der Zopf« und »Das Haus der Frauen« erzählt Laetitia Colombani bewegend und mitreißend von mutigen Frauen, denen das scheinbar Unmögliche gelingt.

Das indische Mädchen Lalita, bekannt aus »Der Zopf«, bekommt im Roman »Das Mädchen mit dem Drachen« ihre eigene Geschichte.

   " Ihr seid nicht euer Land, eure Rasse, eure Religion.
Ihr seid euer eigenes Ich mit seinen Hoffnungen und der Gewissheit, frei zu sein.
Findet dieses Ich, haltet daran fest, und ihr werdet sicher und geborgen sein."
Der große Maharadscha, Less is more

Nach einem schweren Schicksalsschlag geht nach Léna nach Indien. Dort rettet ein kleines Mädchen ihr das Leben. Wie kann Léna ihr das danken?

Léna will in Indien in einem Armenviertel eine Schule errichten um die Kinder eine Zukunftsperspektive zu geben. Doch nicht nur die Hürden, die Behörden ihr in den Weg stellen, sind das Problem.
In diesem Roman der Autorin Laetitia Colombani bekommt das Mädchen Lalita , bekannt aus dem Roman der Autorin " Der Zopf" ihre Fortsetzung. Gewohnt kurz und doch intensiv schreibt Laetitia Colombani ihre Geschichte. Darin liegt einerseits der Reiz der Geschichte, die aufs Wesentliche reduziert wird und trotzdem viel transportiert und vermittelt. Andererseits ist dies auch eine Schwäche des Buches weil viele Geschehnissen sehr kurz und bündig abgehandelt werden und dadurch manchmal zu wenig Tiefe in der Geschichte ist. An die Art wie die Autorin ihre Geschichte erzählt muss man sich gewöhnen und sie annehmen. Die Geschichte um Léna und Lalita ist interessant und spannend um man erfährt viel über das Leid der Kinder der Ärmsten der Armen. Fehlende Bildung ist das Hauptthema aber auch Kinderabeit, Zwangsehen und Korruption werden angesprochen. All dies sind schwere Themen, die erschrecken und einem sehr deutlich vor Augen geführt werden. Preeti, Anführerin einer Selbstverteidigungsgruppe bringt einen weiteren Aspekt in die Geschichte, der Versuch einer jungen Frau, ein selbstbestimmtes Leben zu leben. Ein intensives Buch, was mich sehr nachdenklich macht und noch lange in seinen Themen nachhallen wird.
Und das mir wieder mal klar macht, dass ich mein gutes Leben nicht als Selbstverständlichkeit ansehen sollte, sondern als großes Glück.
" Bildung ist keine Vorbereitung auf das Leben: Bildung ist das Leben selbst."

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Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf

Kathrin

und hier noch schnell meine Meinung:

Mit ,,Das Mädchen mit dem Drachen" hat mich die französische Autorin Laetitia Colombani erneut komplett in den Bann ihres neuesten Romans ziehen können. Sie erzählt hier die Geschichte von Léna, einer Lehrerin aus Frankreich, die sich eine Auszeit in Indien nimmt. Am Strand beobachtet sie jeden Tag ein kleines Mädchen, dass dort seinen Drachen steigen lässt. Als Léna einesTages von einer Ozeanwelle überrascht und mitgerissen wird,  ist es das kleine Mädchen das blitzschnell reagiert und Léna mit Hilfe von Preeti, der jungen Anführerin einer Selbstverteidigungsgruppe, das Leben rettet. Aus Dankbarkeit beschließt Léna dem Mädchen Lesen und Schreiben beizubringen, woraus sich sehr schnell viel mehr entwickelt.

Ich habe die Autorin im letzten Jahr für mich entdeckt und auch wenn ihr Debutroman ,,Der Zopf" für mich unerreicht bleibt, so habe ich auch ,,Das Mädchen mit dem Drachen" wieder voll und ganz genießen können. Und dabei ist mir auch dieses Buch fast schon wieder zu kurz. Da gibt es den ein oder anderen Aspekt in der Geschichte, das ein oder andere Thema, das ich gerne noch tiefergehend betrachtet hätte. Aber das ist einfach ihre Art Geschichten zu erzählen, kurz und einfach erzählt, mit guten Bildern und Vergleichen und einer die Sinne anregenden Sprache...ich zumindest sehe, rieche, schmecke und fühle ... und bekomme automatisch Lust auf indisches Essen ;-)

Die Lebensumstände der Dalit, die unterste Kaste in Indien, die harte Realität mit der wir hier konfrontiert werden, war nicht immer leicht zu ertragen. Und so vieles an den geschilderten Ansichten oder Taten macht mich unglaublich wütend und auch traurig. Der Kontrast zu meinem guten Leben und der Kultur hier in Deutschland könnte nicht größer sein. Und deshalb ist es wichtig, dass eine Geschichte wie diese erzählt wird. Dass man zusammen mit Léna begreift, dass man zwar das System nicht ändern kann, nicht jedes Kind vor seinem Schicksal bewahrten kann, aber dass man mit kleinen Dingen viel erreichen kann und wenn man einem Kind hilft, dann ist zumindest für dieses Kind die Welt zu einem besseren Ort geworden.

Mit etwas Abstand betrachtet, finde ich Léna als Protagonistin des Buches sehr gut und klug dargestellt. Ich mag es, dass sie Fehler macht, dass sie zwischenzeitlich die Flinte in Korn werfen will und dass man ihr eventuell auch nicht so nahe kommt, wie anderen Romanheldinnen. Gerade letzteres passt für mich, denn bei Léna fühlt es sich für mich so an, als ob sie sich selbst verloren hat und dass sie völlig leer ist. Ich finde es irgendwie schlüssig, dass ich da ein wenig auf Abstand gehalten werde.

Mit dem Ende - dem Ende vor dem Epilog -  ist Laetitia Colombani allerdings knapp daran vorbeigeschrammt, es sich mit mir zu verscherzen. Das war mir zu Hollywood/ Bollywood-mäßig. Zu viel Drama, das hat das Buch nicht verdient. Wie gut, dass es noch den Epilog gab, der mich wieder einigermaßen versöhnen konnte. Und auch die Tatsache, dass ein bestimmter Aspekt im Bezug auf das Mädchen mit dem Drachen von der Autorin nicht auserzählt oder gezeigt wurde, hat mir gut gefallen.

Mit leichten Abzügen in der B-Note für das Bollywood-mäßige Ende und den leicht spoilernden Klappentext, freue ich mich dennoch auf jedes weitere Buch der Autorin und hoffe, dass sie uns bald wieder etwas neues liefern wird.

Bewertung:
[note2]
Rock the Night!