Jan-Philipp Sendker - Das Herzenhören

Begonnen von Aurian, 10. April 2010, 23:37:39

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Aurian

[isbn]9783442457267[/isbn]

287 Seiten
Goldmann Verlag
ET: 2002

Jan-Philipp Sendker  ist Journalist und wurde 1960 in Hamburg geboren. Er war von 1990 bis 1995 Amerika- und von 1995 bis 1999 Asien Korrespondent des "Stern". Nach einem weiteren Amerikaaufenthalt ist er nach Deutschland zurückgekehrt und arbeitet als Autor weiterhin für den "Stern". Er lebt mit seiner Familie in Berlin. 2000 erschien seine eindringliche China-Reportage "Risse in der großen Mauer". "Das Herzenhören" war sein erster Roman, dem bereits weitere folgten.

Julia Win ist eine junge New Yorker Anwältin, deren Vater, Tin Win, vor vier Jahren spurlos verschwunden ist. Niemand weiß, was ihm passiert ist, oder ob er einfach untergetaucht ist. Diese Ungewissheit nagt an Julia und als sie in den Unterlagen ihres Vaters einen alten Liebesbrief ihres Vaters an eine Frau in Birma entdeckt, macht sie sich auf die Reise, um Antworten auf ihre Fragen und vielleicht sogar ihren Vater zu finden. Sie weiß nichts über das Leben von Tin Win, bevor er nach Amerika kam und so wird ihre Suche auch eine Reise in die Vergangenheit.

Der Autor hat ein ganz wunderbares Buch über eine besondere Liebe geschrieben und den Leser in die Welt der Menschen in Birma entführt. Es ist eine Welt voller Traditionen und Aberglauben und genau dieser Aberglaube führt gleich zweimal dazu, dass sich Tin Wins Leben auf dramatische Art und Weise ändert. Für Julia und den Leser ist diese bedingungslose Art des Akzeptierens von astrologischen Prognosen oft unverständlich und fremd, so fremd wie das Leben und die Rituale der Birmanen.
Der Autor hat einen ruhigen Erzählstil und schildert sehr detailliert und anschaulich die Gefühle und Gedanken der Personen. Doch gerade diese Ausführlichkeit war mir manchmal etwas zu viel, was zu ein paar kleinen Längen führte. An bestimmten Stellen allerdings habe ich jeden Satz und die schöne Sprache regelrecht genossen und die Seiten sind nur so dahin-
geflogen.
Die Geschichte hat mich berührt und mehr als einmal nachdenklich gestimmt. Wie oft jagen wir in der heutigen Zeit irgendwelchen Zielen hinterher und verlieren dabei ganz die schönen Dinge und Momente um uns herum aus den Augen. Was braucht man wirklich zum Glücklichsein? Tin Win hatte die Antwort auf diese Frage gefunden.

[note2+]

LG, Aurian

Inge78

"Warum rührt uns etwas zu Tränen, das wir nicht sehen, nicht fassen und nicht festhalten können, das, kaum erklungen, schon wieder verschwunden ist. "
Die junge Anwältin Julia reist nach Burma, um ihren Vater zu finden. Dort erfährt sie seine Lebensgeschichte und erfährt von einer großen Liebe.
Der Roman ist eine Liebesgeschichte voller Gefühl vor fremder Kulisse. Die Kultur ist mir fremd, Sitten und Gebräuche sind mir fremd und das fasziniert mich. Die Geschichte von Tin Win und Mi Mi hat mich berührt , war mir aber teilweise auch etwas zu emotional. Ich fand einige Entscheidungen der Charaktere nicht nachvollziehbar und konnte deshalb wohl auch nicht 100 %-ig mitleiden. Und tatsächlich war mir die Geschichte in Teilen auch etwas zu kitschig, zu gut, zu sehr voller guter Worte. Es gab wirklich tolle Weisheiten , jedoch war es in der Gesamtheit dann für mich doch zu viel. Dennoch eine große Liebe und eine fast epische Geschichte drumherum. Und auch wenn die Geschichte zu Ende erzählt ist so geht sie weiter in Teil 2, den ich schon auch lesen möchte.

[note3+]
Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf