Franziska Fischer - In den Wäldern der Biber

Begonnen von Esmeralda, 18. Juli 2022, 08:12:07

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Esmeralda

ZitatAls ihr wohlgeordnetes Leben ins Wanken gerät, flüchtet Alina aus dem hektischen Frankfurt zu dem einzigen Menschen, der ihr einfällt: ihr Großvater, der in einem kleinen brandenburgischen Dorf lebt. Seit achtzehn Jahren hat sie keinen Kontakt mehr zu ihm.
Der alte Mann wohnt allein in einem viel zu großen, renovierungsbedürftigen Haus am Waldrand. Er hält Hühner, pflegt den Garten, backt Brot, beobachtet Biber – und nimmt seine Enkelin bei sich auf, ohne viele Fragen zu stellen. Dunkel und fast ein wenig unwirklich sind Alinas Kindheitserinnerungen an die Ferien bei ihren Großeltern; im Alltagsstress gefangen, hat sie seit Jahren nicht mehr an die Sommer im Dorf gedacht. Nun, inmitten der Natur, kehren die Erinnerungen zurück. Ehe sie sichs versieht, verliebt sie sich nicht nur in den Ort und die umliegenden Wälder. Doch bevor sie sich ein neues Leben aufbauen kann, gibt es einiges, wovon Alina sich befreien muss.
Eine Geschichte über eine besondere Großvater-Enkelin-Beziehung und eine Hommage an das Leben auf dem Land, die Ruhe und den Frieden, den wir in der Natur finden.

Mein Leseeindruck:
Eine schöne Geschichte über Familie, Freundschaft, das Leben und die Liebe.
Dabei sind es vor allen Dingen der Erzählstil und auch der Ort - das Dorf Spechthausen - ansich, was dazu führt, dass die Handlung extrem ungehetzt dahingleitet und man sich sehr entschleunigt fühlt.

Allerdings konnte ich mich mit der Protagonistin Alina und ihrer Art nicht so richtig anfreunden.
Ihr mangelndes Feingefühl machte sie unsympathisch und bei den Modernisierungsmaßnahmen für das Haus des Großvaters empfand ich ihr Verhalten als zu übergriffig.
Ihren Opa Siegfried mochte ich hingegen direkt.
Auch die Nachbarn in Spechthausen (wie z.B. Isabel, Elias, etc.), die freundlich und sehr hilfsbereit sind, haben mir gefallen.

Alles in allem ein ruhiges und schönes Buch, das ich gerne gelesen habe – trotz der genannten Kritikpunkte.
Daher nicht die volle Punktzahl.

[note2]
Life is too short to read bad books. 

Inge78

    " "Das tue ich nur, um mein schlechtes Gewissen zu beruhigen." Eigentlich sollte der Satz scherzhaft klingen, aber die Wahrheit ist ein tückisches Ding, sie schimmert hindurch, egal, wie man sie verkleidet."

Nachdem Alinas Leben in Frankfurt auseinanderbricht reist sie zu ihrem Großvater, den sie lange nicht mehr gesehen hat. Dort findet sie nicht nur ein freies Zimmer sondern auch Zeit und Ruhe um ihr Leben neu zu ordnen.

Ganz leise und unaufgeregt, in wunderschönen Worten, die Bilder malen, erzählt uns Autorin Franziska Fischer diese Geschichte. Es geht um Trauer und Verlust, um Träume und Wünsche und um die Realität, die manchmal etwas dagegen hat, dass diese Wünsche wahr werde. Aber es geht auch um Vertrauen und Freundschaft, um Geborgenheit und Liebe und darum, aus der Vergangenheit zu lernen und Altes loslassen zu können.
Manchmal fand ich Alina etwas übergriffig, sie bestimmt in einigen Dingen schon sehr über ihren Großvater, plant Renovierung bereits nachdem sie eine Woche da ist.
Dafür liebe ich den Großvater und auch der ein oder andere - vermeintliche- Nebencharakter ist mir ans Herz gewachsen. Und sogar die Hühner habe ich lieb gewonnen. Die Personen sind so wunderbar normal, so der "Mensch von nebenan".
Die Geschichte, so leicht sie auch dahinfließt, ist dennoch nicht leicht, sondern trifft schwere Themen und ist voller Tiefgang. Am Ende sind lange nicht alle Fragen beantwortet, nicht alle Probleme gelöst, nicht alle Wünsche erfüllt. Was ich sehr gut finde, die Geschichten gehen weiter.
Das Buch ist einfach schön, innen wie außen. Ein bisschen mehr Biber hätte ich mir gewünscht aber dafür sind wir viel im Wald und entschleunigen zusammen mit den Protagonisten. Ein Buch über Selbstfindung, über Ankommen und offene Träume.

[note2]
Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf