Alex Beer - Felix Blom - Der Häftling aus Moabit

Begonnen von nirak, 05. Dezember 2022, 18:20:02

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nirak

Berlin im Jahre 1878

Felix Blom hat seine dreijährige Haftstrafe abgesessen. Er freut sich auf die Freiheit. Doch es kommt anders als von ihm gedacht. Er hat keine Wohnung mehr, kein Geld und auch keine Freunde. Wie soll es weitergehen, was tun, um nicht wieder in Haft zu kommen? Dann bietet sich ihm eine ungewöhnliche Gelegenheit, seine neue Nachbarin Mathilde betreibt eine Privatdetektei, leider erfolglos, da sie als Frau nicht ernst genommen wird. Felix bietet seine Hilfe an und hilft damit der jungen Frau und auch sich selbst, denn Arbeit muss er vorweisen, um nicht wieder verhaftet zu werden. Gemeinsam machen sie sich an ihren ersten Fall, der sie auf die Spur eines Mörders führt. Sie ahnen nicht, wie weit sie selbst in diesen Fall verstrickt sein werden.

Und schon wieder habe ich eine Autorin für mich entdeckt, die mir so noch nicht bekannt war. Alex Beer schreibt historische Kriminalromane, die genau meinen Lesevorlieben entsprechen. Mit ,,Felix Blom - Der Häftling aus Moabit" hat sie eine neue Krimireihe gestartet. Für mich war es zwar mein erstes Buch dieser Autorin, aber bestimmt nicht mein letztes.

Felix Blom wird frisch entlassen und muss sich jetzt seinen Problemen stellen. Gar nicht so einfach im Jahre 1878 in Berlin. Er ist allein die Freundin weg, die Wohnung weg und sein so mühsam angehäuftes Geld ist natürlich auch weg. Jetzt macht er sich auf die Suche, um herauszufinden, wie das alles passieren konnte. Seine eigene Suche nach der Wahrheit gestaltet sich schwieriger, als zunächst von ihm gedacht.

Alex Beer hat es geschickt verstanden, die Geschichte von Felix zu erzählen. So nach und nach erfährt man beim Lesen, wie es dazu kam, dass er überhaupt in Haft geraten ist. Sein bisheriges Leben wird zwar nicht in allen Einzelheiten geschildert, aber doch schon so, dass man genug über seine Vergangenheit erfährt. Auch wenn Felix eigentlich ja ein Schurke ist, ist er ein sympathischer Protagonist. Die Autorin hat es gut verstanden, den Charakter Felix Blom so zu gestalten, dass er einige Facetten zu bieten hat. Ich mochte ihn und habe mit ihm dem Ende entgegengefiebert, um zu sehen, wie alles zusammenhängt.

Der Erzählstil von Alex Beer ist dabei bildhaft und spannend. Ich konnte mir Felix und Mathilde in Berlin sehr gut vorstellen. Die Jagd nach dem Mörder war spannend und nicht zu vorhersehbar. Die Spuren gut gestreut. Auch werden die einzelnen Protagonisten anschaulich geschildert. Mit ihren Ecken und Kanten wirken sie wie mitten aus dem Leben gegriffen.

Fazit:

Der Fall ,,Felix Blom - Der Häftling aus Moabit" hat mich gut unterhalten. Das historische Berlin ist lebendig geworden. Die Geschichte dieses Protagonisten war spannend zu lesen. Ich mochte den Ort, die Zeit und vor allem Felix und Mathilde. Ich bin gespannt, wie sich die Geschichte von Felix weiterentwickeln wird. Gerne mehr davon.

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Annette B.

Wie ich dir schon auf FB schrieb, dieses Buch reizt mich als HB kolossal und ich werde es mir wohl als nächstes herunter laden.
Auf diese Story bin ich echt gespannt.  :-)
Liebe Grüße Annette

Annette B.

Ich habe mir nun diesen Krimi als Hörbuch gegönnt und ich kann euch sagen:

"Dieser Krimi ist der Hammer!"

Nicht nur das die Autorin eine sehr dichte Atmosphäre geschaffen hat mit ihren interessanten und ausführlichen Beschreibungen, sie hat auch durch eine sehr passende Wortwahl in den Dialogen, die berühmte "Berliner Schnauze" einfließen lassen.

Daneben kamen aber auch diese zackigen, Preußischen und Kaiserlichen Umgangsformen an den richtigen Stellen in der Handlung zum Einsatz.
Man wusste IMMER das man im alten Kaiserlichen Berlin mit Felix Blom unterwegs war.
Was damals als "moderner Strafvollzug" in Moabit galt, dass hat mich echt tief erschüttert.
Die Autorin hat mich an vielen Stellen in der Handlung mit ihrer gründlichen Recherche beeindruckt.
 
Man lernt die Figuren sehr gut kennen, doch am Anfang hat mich so manches Kapitel beim Zuhören etwas verwirrt.
Besonders diese Kapitel > 3 Jahre zuvor < .
Jedoch habe ich im weiteren Verlauf der Handlung gemerkt, dass auch diese Rückblicke wichtig waren.

Felix Blom hat verdammt viel verloren - Freundin, Wohnung, Geld und besonders seinen gesellschaftlichen Status, den er sich hart erkämpft hat.
Der Mann hat aber einen wachen Verstand und eine ausgeprägte Begabung um Zusammenhänge zu erkennen.
Genau dieser Felix Blom trifft dann - wohlgemerkt 1878 - auf sein weibliches Gegenstück in Form der ehemaligen Freuden-Dame Mathilde.

Dieses Duo, Felix und Mathilde bildet nun eine Zweckgemeinschaft. Während dieser unerwarteten Zusammenarbeit zeigen beide Figuren viel von ihrem facettenreichen Charakter.
Auf ihrem gemeinsamen Weg durch diesen verzwickten Kriminalfall und ihrem täglichen Überlebenskampf, habe ich diese zwei Hauptakteure sehr ins Herz geschlossen.

Die Autorin versteht es, am Ende alle losen Fäden zu verknüpfen und auch alle offenen Fragen zu beantworten.

Das Ende ist ein einziger AHA-Moment, bei dem ich nur gedacht habe:
DAS hätte ich nicht erwartet!!!
Ich war wirklich Platt und musste diese Auflösung erst einmal verdauen.

Allerdings habe ich beim "verdauen" dann gemerkt, ja doch, da gab es Hinweise, da gab es feine Andeutungen, die jedoch im Getümmel der Handlung verdammt gut versteckt sind.
Ich habe selten einen Krimi gehört in dem es so Mega viele Verdächtige gab und die Personenzahl der Akteure dennoch überschaubar blieb.
 
Diese Autorin versteht ihr Handwerk, da gibt es nix zu meckern.
Besonders die Erklärungen zu diversen Tricks beim Einbruch und Diebstahl fand ich stellenweise echt amüsant. Es gibt da so interessante Tricks, dass ich am Ende gedacht habe: Ja das Passt! Früher hieß das Koffer-Trick oder Trauer-Trick und heute heißt das Enkel- Trick, Phishing Mail oder WhatsApp-Trick.
Ich bin wirklich sehr beeindruckt von diesem historischen Krimi.

Noch ein Wort zu dem HB-Sprecher, Achim Buch.

Er hat das Buch sehr gut vorgelesen. Den Berliner und zum Teil auch Dresdener Dialekt dezent, aber deutlich Erkennbar vorgetragen. Seine Sprecher Stimme habe ich als sehr angenehm empfunden.
Einzig die Stellen im Buch, an denen er die damaligen "Gassenhauer" vorgetragen hat, haben mich förmlich aus dem Sessel gefegt.

Himmel!!! Der Man kann wirklich gut vorlesen und betonen, aber singen kann er nicht!
 
Zu seiner Ehrenrettung möchte ich jedoch unbedingt noch erwähnen, dass die wenigsten Sänger*innen in den Berliner Kneipen gut singen konnten.
(Kennen wir ja auch aus der Fernsehserie Babylon Berlin)
Vielleicht wollte Achim Buch auch in diesem Punkt einfach nur den Zeitgeist gut rüber bringen.
Diese schrägen Gesangseinlagen kommen Gott sei Dank nur selten vor in diesem HB, von daher ist es zu verschmerzen.

Ich freue mich ehrlich auf den zweiten Teil dieser Serie und bin gespannt, wie es mit Felix und Mathilda weiter geht.

Note 1 *   


 
Liebe Grüße Annette