Adam Makos - Eine höhere Pflicht

Begonnen von Christiane, 11. September 2020, 21:30:41

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Christiane

Eine höhere Pflicht – Adam Makos mit Larry Alexander (ISBN  978-3742301970)

Klappentext:
Er sollte ihn töten – doch er rettete sein Leben
Sie sind erbitterte Feinde, als sie am 20. Dezember 1943 in über acht Kilometer Höhe aufeinandertreffen: der Amerikaner Charlie Brown in seinem vom Flakfeuer schwer beschädigten B-17-Bomber und der deutsche Jagdflieger Franz Stigler, der den gegnerischen Piloten einfach nur vom Himmel holen müsste, - doch er tut es nicht. Stattdessen gibt Stigler dem Bomber Geleit über die deutsche Flugabwehr hinweg bis auf die Nordsee hinaus und rettet Brown und seiner gesamten Besatzung das Leben.
Die Geschichte der beiden Fliegerasse ist Legende. Und sie ist wahr. Der Historiker und Journalist Adam Makos hat sich, unterstützt von Starautor Larry Alexander, jahrelang bis ins kleinste Detail mit den Ereignissen beschäftigt und die Beteiligten getroffen.
Eine höhere Pflicht ist kein Buch über einen kurzen Augenblick des Mitleids, sondern ein Buch darüber, was es bedeutet, in einem Krieg Pilot zu sein, und was für einer Pflichtverletzung es gleichkam, so zu handeln, wie es Franz Stigler richtig erschien. Es ist ein Buch auch über die Freundschaft, die Charlie Brown und Franz Stigler seit ihrem Wiedersehen 1990 verband – bis zu ihrem Tod 2008.
Die wunderbare Geschichte eines deutschen Helden.


Mein Eindruck:
Ich sag es gleich: Dies ist ein Buch, das es bei mir extrem schwer hatte. Ich hab es gelesen, weil meine Tochter es mir so ans Herz gelegt hat. Und sie hat sicher recht, dass die Geschichte sehr gut recherchiert ist, dass man einen intensiven Einblick in das Leben der Piloten während des Zweiten Weltkriegs bekommt, dass hier eine sehr besondere Begebenheit erzählt wird, die zeigt, dass die Menschlichkeit nicht ganz verloren ging in diesen dunklen Jahren.
Aber ich interessiere mich keinen Deut für Flugzeuge, für Waffen jeder Art. Mir fehlt völlig die Begeisterung für Dinge wie Fliegerei oder auch schnelle Autos. Sie sind Mittel zum Zweck von einem Ort zum anderen zu kommen oder Dinge zu transportieren. Alles andere ist für mich vor allem Energieverschwendung und Lärmbelästigung. So waren die Passagen, in denen die verschiedenen Flugzeugtypen vorgestellt wurden, ihre Technik und Flugeigenschaften begeistert geschildert wurden, für mich einfach langweilig.
Was mich allerdings am meisten gestört hat ist dieser Geist von militärischem Gehorsam, diese Ideen von Ehre, Tapferkeit, Heldentum, Vaterland als einem Konstrukt für das es zu sterben lohnt. Da sträuben sich mir einfach sämtliche Nackenhaare. All dies wird hier von Anfang bis Ende gefeiert.
Ja, es wird auch ungeschönt berichtet, wie grausam der Krieg war, welche Gräuel Menschen einander antaten, wie die Menschen gelitten haben. Oft hatte ich dabei allerdings den Eindruck, dass die Unsinnigkeit des Krieges und einiges der Härten für die Menschen hier vor allem in Zusammenhang mit der Nazi-Ideologie und mit taktischen Fehlern von Göring und anderen Nazigrößen gestellt wurde. Krieg und militärische Aktionen, Organisationen, ... werden für meinen Geschmack viel zu wenig grundsätzlich in Frage gestellt. Eigentlich gibt es da nur eine Stelle im ganzen Buch, in dem ich das Gefühl hatte, dass einer der Protagonisten aus seinen Erfahrungen im Krieg tatsächlich zu einer kritischeren Haltung gegenüber dem Militär gefunden hat.

Spoiler
Nach dem Krieg wird der deutsche Jagdflieger Franz Stigler gefragt, ob er nicht in der Bundeswehr Karriere machen möchte. Darauf sagt er, dass er mit dem Militär abgeschlossen habe. ,,Er hatte gesehen, was das ,,Befolgen von Befehlen" mit Deutschland gemacht hatte."
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Die Schilderung vom Zusammentreffen des amerikanischen Bomberpiloten Charlie Brown und des deutschen Jagdfliegers Franz Stigler am Himmel über Bremen ist sehr packend. Dass Stigler, alle Befehle missachtend seinen Feind verschont, ihm stattdessen hilft heil heimzukommen, ist einfach ein Lichtblick in dieser Zeit von Gewalt, Grausamkeiten und Kampf. Das spätere Zusammentreffen der beiden Männer ist sehr anrührend. Dazu kann man sich ein Originalvideo ihres ersten Treffens auf der Homepage des Autors ansehen, was einem die beiden Männer noch einmal näherbringt.

Im Nachwort wird kurz geschildert was aus einigen der weiteren Protagonisten nach dem Krieg wurde. Und das wiederum fand ich sehr deprimierend, denn die meisten von ihnen sind beim Militär blieben, in den nächsten Krieg weitergezogen, haben z.B. in Korea und Vietnam gekämpft.


Fazit:
,Eine höhere Pflicht' ist für mich definitiv ein Buch außerhalb meiner Komfortzone. Viel zu uninteressant die enthusiastischen Schilderungen von Flügen, Flugzeugen, etc. Viel zu unkritisch die Lobhudelei der Fliegerhelden, die Auseinandersetzung mit Militär und Krieg. So gibt es von mir nicht mehr als vier Bücherkisten und diese vor allem für die akribische Recherchearbeit und die spannende und menschliche Episode um Brown und Stigler.
Lesern, die sich mehr als ich für die Fliegerei interessieren, wird das Buch aber sicher wesentlich besser gefallen!


Note: 
[note3+]
Staunt euch die Augen aus dem Kopf, lebt, als würdet ihr in zehn Sekunden tot umfallen. Bereist die Welt. Sie ist fantastischer als jeder Traum, der in einer Fabrik hergestellt wird.
Ray Bradbury (1920 - 2012)