Beate Sauer - Der Hunger der Lebenden

Begonnen von Bücherhexe, 06. August 2019, 09:30:50

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Bücherhexe

Broschiert: 432 Seiten
Verlag: Ullstein Taschenbuch; Auflage: 2. (25. Januar 2019)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 354829121X
ISBN-13: 978-3548291215

Inhalt:
Köln, Juni 1947. Die Stadt ist von Krieg und Hunger gezeichnet und wird von einer Hitzewelle geplagt. Auf einem Hof im Bergischen findet man die Leiche der Gutsherrin, das Gesicht zerschossen. Neben der Leiche ein junges Mädchen mit der Waffe in der Hand. Die Sache scheint klar, aber Friederike Mathée von der Weiblichen Polizei hat ihre Zweifel.
Als nahe bei Köln die Leichen von drei britischen Soldaten gefunden werden, kehrt auch Richard Davies von der Royal Military Police zurück nach Deutschland, um den Fall zu untersuchen. Wieder kreuzen sich die Wege von Friederike und Richard. Aber kann der Lieutenant über seinen Schatten springen und die Frau, die er liebt, nicht nur als "Deutsche" sehen?

Meine Meinung:
Der zweite Fall für Friederike Mathée. Inzwischen hat sie sich einigermaßen bei der Weiblichen Polizei integriert, die Arbeit gefällt ihr sogar. Mit ihrer Mutter lebt sie jetzt in einer Schrebergartensiedlung in Köln, sie bauen Obst und Gemüse an und kommen einigermaßen über die Runden.
Wie schon im ersten Teil der Reihe, gelingt es Beate Sauer auch dieses Mal durch ihre Darstellung der durch den Krieg zerstörten Stadt, dem Leser die damalige Situation in Köln und Umgebung nahe zu bringen. Die Beschreibung der durch die Bombenangriffe zerstörten Straßen und Häuser sind sehr authentisch und realistisch, man fühlt die Hitze des Sommers '47 und kann fast den Staub schmecken. Auch die deprimierende Stimmung kommt gut rüber, aber so langsam gibt es auch so etwas wie Hoffnung.

Im Mordfall an der Gutsherrin gibt es immer wieder Neues und überraschende Wendungen, so dass es bis zum Schluss spannend bleibt.

Am Ende bleibt eine Sache offen, von der wir vielleicht in einem dritten Teil der Reihe lesen werden.

Man kann "Der Hunger der Lebenden" sicher auch lesen und verstehen, ohne "Echo der Toten" zu kennen. Aber mit Kenntnis des ersten Teils, wird die Entwicklung von Friederike deutlicher.

:Box1: :Box1: :Box1: :Box1: :Box1:  :Box1:
Was ich rette geht zu Grund, was ich segne muss verderben.
Nur mein Gift macht dich gesund. Um zu leben musst du sterben.
(Musical: Tanz der Vampire)

Kathrin

Hach, da freu ich mich total drauf. Das ist wahrscheinlich bald fällig, subben tut es ja schon :->
Rock the Night!

nirak

Diese Reihe von Beate Sauer gefällt mir auch sehr gut  :detektiv:

Kathrin

#3
Meine Meinung:

,,Der Hunger der Lebenden" ist der zweite Fall für Richard Davies von der britischen Military Police und Frederike Matthée von der weiblichen Polizei in Köln, einer historischen Krimireihe von Beate Sauer, die in den Nachkriegsjahren spielt. Wie schon in ,,Das Echo der Toten" greifen hier zwei Fälle in einander, zum einen der Mord an einer Gutsherrin und ehemaligen Kollegin von Frederike, wie auch der Fund von drei Leichen, britischen Soldaten, wie sich herausstellt.

Wie schon im ersten Fall der Krimireihe, schafft es die Autorin ganz wunderbar, die unterschiedlichen Schicksale der Menschen während und nach dem Zweiten Weltkrieg einzufangen. Der Sommer'47 war heiß und staubig, der Krieg hat den Menschen unmenschlich viel abverlangt und trotzdem keimt ein wenig Hoffnung und auch Menschlichkeit auf ... so habe ich es zumindest beim Lesen empfunden, auch wenn natürlich noch längst nicht alle Traumata des Krieges verarbeitet sind. Beate Sauer hat ein tolles Gespür für ihre Figuren, sie wirken echt und das ist für mich das wichtigste an diesem Buch. Der Fall um die ermordete Gutsherrin und auch um die drei britischen Soldaten ist zwar spannend und gut, aber steht für mich nicht im Mittelpunkt – auch wenn das Buch ein historischer Kriminalroman ist. Einfach eine gute Mischung aus Krimi und der Nach-Kriegsgeschichte.

Neben dem tollen Gespür für ihre Figuren hat Beate Sauer auch extrem guten Blick für die Umgebung, in der sich Frederike und Richard bewegen. Man riecht, man schmeckt den Staub, fühlt die Hitze und das schafft sie mit einem unkomplizierten, weitestgehend schnörkellosen Schreibstil, der einfach und flüssig zu lesen ist.

Was mir außerdem richtig gut gefällt, ist das Verhältnis zwischen Frederike und Richard und ihre Gefühle füreinander, die sie sich selbst lange nicht eingestehen, weil es ein kompliziertes Verhältnis voller Zweifeln ist. Und das fand ich gut, mich stört das Zwischenmenschliche hier überhaupt nicht, im Gegenteil, es ist für mich wichtiger Bestandteil der Reihe, ohne im zentralen Mittelpunkt zu stehen., ein Bestandteil, ohne den die Reihe evtl. nicht oder aber schlechter funktionieren würde.

EDIT, was vergessen: was mir extrem gut gefällt, ist die Aufmachung der Klappbroschure durch den Ullstein-Verlag. In der vorderen Klappe befindet sich neben dem Klappentext jeweils ein kurzer Steckbrief von Richard und Frederike und hinten gibt es eine Landkarte für die Gegend rund um Köln, in der die Geschichte spielt. Außerdem bietet uns die Autorin ein langes Nachwort, sowie ein Persoe und  Quellen-/ Rechercheverzeichnis. Ich liebe so etwas. Das wertet den tollen Inhalt des Romans noch mal um ein Zusätzliches auf! Ein dickes Danke dafür an den Verlag!!!

Es würde mich freuen, wenn Beate Sauer weitere Fälle für Frederike und Richard schreiben würde, wobei es im Moment nicht danach aussieht. Im Endeffekt ist das Ende des zweiten Bandes aber auch gut so, wie es ist und ich kann damit leben, wenn sich die Autorin jetzt anderen Ideen zuwendet. Für mich bleibt nichts offen. Ich kann mit guten Gewissen einen Haken an die Reihe machen, würde aber sofort weitere Bände kaufen und lesen!

Bewertung:
[note2]
Rock the Night!

Christiane

Danke für die Rezi. Da sind doch gleich mal wieder zwei Bücher auf meinen Wunsch-Sub gehüpft  :->:
Staunt euch die Augen aus dem Kopf, lebt, als würdet ihr in zehn Sekunden tot umfallen. Bereist die Welt. Sie ist fantastischer als jeder Traum, der in einer Fabrik hergestellt wird.
Ray Bradbury (1920 - 2012)

nirak

Ich mag Die Reihe auch und hoffe auf eine Fortsetzung

Inge78

Zitat von: Christiane in 10. August 2020, 15:49:07
Danke für die Rezi. Da sind doch gleich mal wieder zwei Bücher auf meinen Wunsch-Sub gehüpft  :->:

DAS habe ich auch gerade gedacht
Um festzustellen, dass das Echo der Toten schon auf der Wunschliste steht :dong: :-)
Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf

Esmeralda

Mein Leseeindruck:
Auch der zweite Fall von Frederike Mathée von der Weiblichen Polizei Köln und Richard Davis von der britischen Militärpolizei hat mir sehr gutgefallen.
Wenn nicht sogar besser als der erste Fall.
Ich fand in diesem Buch die Figuren für mich greifbarer herausgearbeitet.
Die damalige Zeit war wieder einmal zeitgeschichtlich top recherchiert und der Fall blieb spannend bis zum Schluss.
Ich hätte noch gerne weitergelesen und hoffe sehr auf eine Fortsetzung der Reihe.

[note1]
Life is too short to read bad books. 

Christiane

Freut mich dass Dir das Buch auch so gut gefallen hat. Mir hat das Lesen ja auch viel Spaß gemacht und wie Du hoffe ich auf Fortsetzungen...
Staunt euch die Augen aus dem Kopf, lebt, als würdet ihr in zehn Sekunden tot umfallen. Bereist die Welt. Sie ist fantastischer als jeder Traum, der in einer Fabrik hergestellt wird.
Ray Bradbury (1920 - 2012)

Kathrin

Zitat von: Christiane in 03. November 2020, 11:33:32
Freut mich dass Dir das Buch auch so gut gefallen hat. ...
Und mich erst. Würde auch gerne mehr lesen, aber ich habe das blöde Gefühl, als ob es da nicht oder nicht so schnell weitergehen würde. Ich meine, ich hätte mich da auch schon mal mit Karin drüber unterhalten, aber wir haben beide nichts zu einer weiteren Fortsetzung gefunden.
Rock the Night!

Inge78

Der zweite Fall für Frederike Matthée von der weiblichen Polizei in Köln und Richard Davies von der britischen Militärpolizei. Wie auch im ersten Buch ist auch "Der Hunger der Lebenden" wieder ein historischer Krimi der im Nachkriegsdeutschland spielt, in diesem Fall im Sommer 1947.

Ich mag sowohl den Schreibstil als auch das Setting und vor Allem die Charaktere in den Büchern. Beate Sauer beschreibt das Leben im Nachkriegsdeutschland sehr realistisch und ungeschönt. Anhand des Nachworts weiß man auch immer, was dichterische Freiheit der Autorin ist und was und auch wie recherchiert wurde. Gerade auch über die polizeiliche Kontrolle der Briten und Amerikaner wusste ich recht wenig, auch über die weibliche Polizei die damals eingeführt wurde.

Der Kriminalfall ist spannend, genaugenommen sind es sogar zwei Kriminalfälle, die gemeinsame Überschneidungen haben. Gleichzeitig erzählt uns die Autorin auch über Kriegsverbrechen.
Dabei gefällt mir auch der Schreibstil der Autorin, der manchmal eher spröde daher kommt, was aber gut zur Handlung passt und der nicht unnötig auf die Tränendrüse drückt. Alles in Allem sehr rutschig zu lesen.

Sowohl Richard als auch Frederike kennen wir aus Teil 1 und hier entwickelt sich auch das persönliche Verhältnis der Beiden weiter, so dass es ratsam ist, die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen. Der Fall ist dieses Mal sehr persönlich, für Beide.

Auch die Nebencharaktere sind gut beschrieben, wenn auch manchmal etwas blass. Da hätte ich mir bei dem einen oder anderen etwas mehr Tiefe gewünscht.

Das Ende an sich ist abgeschlossen, es bieten sich aber durchaus noch Möglichkeiten einer Fortsetzung, über die ich mich sehr freuen würde.

[note2]
Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf