Rebecca Gablé: Drachenbanner

Begonnen von Kathrin, 24. November 2022, 16:31:09

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Kathrin

Drachenbanner von Rebecca Gablé
ein Waringham-Roman

Herausgeber ‏ : ‎ Lübbe
Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 928 Seiten
ISBN-10 ‏ : ‎ 3785728085

Inhalt:
England 1238: Die junge Adela of Waringham und Bedric, Sohn einer leibeigenen Bauernfamilie, sind zusammen aufgewachsen. Während Adela als Hofdame zur Schwester des Königs geschickt und später mit einem Ritter verheiratet wird, schuftet Bedric auf den Feldern von Waringham - dem Elend der Leibeigenschaft und der Willkür von Adelas Bruder ausgeliefert. Als die Situation unerträglich wird, flieht er, nicht ahnend, dass Adela von ihm schwanger ist. In London begegnet Bedric Simon de Montfort, dem charismatischen Schwager des Königs. Als 1258 Seuchen und Missernten über das Land ziehen, bricht ein Krieg aus, der eine neue Zeit einläutet. Doch Bedric und Adela haben einander nie vergessen ...

Meine Meinung:
Oh je, das war mal nix – zumindest nicht für mich und dabei hatte ich mich so sehr auf den neuen Roman von Rebecca Gablé ,,Drachenbanner" gefreut, der wieder ins englische Mittelalter zur Zeit von König Henry III entführt. König Henry III spielt natürlich in diesem Roman eine wichtige Rolle, wenn auch nicht die wichtigste auf Seiten der historischen Persönlichkeiten. Denn es sind seine Schwester Aelinor und ihr Mann Simon de Montfort, an die das Schicksal der fiktiven Hauptfiguren Adela of Waringham und Bedric geknüpft sind. Bedric ist Leibeigner von Adelas Bruder Raymond of Waringham und gleichzeitig ist er Adelas Milchbruder, da seine Mutter Adelas Amme war.

Wie schon im ersten Satz meiner Rezension zu erkennen ist, hatte ich massive Schwierigkeiten mit dem Roman und wenn es kein Roman meiner Lieblingsautorin gewesen wäre, hätte ich das Buch wohl auch abgebrochen.  Es hat über 350 Seiten gedauert, bis ich in das Buch rein gekommen bin und selbst dann flachte es irgendwie wieder ab. Aber da ich weiß, wie toll Rebecca Gablé  Geschichte lebendig werden lassen kann, habe ich immer noch gehofft, dass ich mich mit dem Buch und seinen Figuren anfreunden könnte. Zumal ich es ihr auch hoch angerechnet habe, dass sie nicht so extrem in ihr Schema F verfallen ist, und z.B. die Pferdezucht und Pferdeflüsterei derer of Waringham kaum ein Thema war und Adela und Bedric nicht so sehr ,,das Gewissen" des Hochadels waren, wie seinerzeit Robin für John of Gaunt oder Caedmon für Wilhelm den Eroberer.

Mein Hauptkritikpunkt sind wohl die Figuren und zwar sowohl die fiktiven als auch die historisch belegten Figuren, die für mich allesam langweilig und blass waren und die ich null komma null spüren konnte. Die historischen Figuren hatten kein Profil und Charisma, sie interessierten mich überhaupt nicht. Kaum zu glauben, dass Henry III ein Sohn von John I sein soll, der zwar ein schwieriger Charakter war, aber an dem man sich als Leser wie auch als fiktive Hauptfigur (Yvain in ,,Teufelskrone") reiben konnte. Adela hat mich als fiktive Hauptfigur eigentlich nur genervt, da hatte Bedric schon wesentlich mehr Profil, aber auch bei ihm wurde viel in seiner Geschichte verschenkt. Ok, man könnte denke, dass ein Buch mit über 900 Seiten dick genug und ausführlich genug sein sollte, aber trotzdem wurde viel Potential verschenkt. Vieles von dem, was mich mehr interessiert hätte, wurde in einem Halbsatz oder kurzem Absatz abgehandelt. Und dabei wäre ich so gerne z.B. öfter in Wales gewesen, um den Konflikt hier mit der Krone näher mitzuerleben. Aber dazu waren die Dienstherren von Adela und Bedric zu weit weg oder aber Adela und Bedric an die ,,falschen" Dienstherren gebunden, auch wenn ich natürlich weiß, warum die Autorin bei Simon de Montfort sein wollte. Trotzdem hätte ich mir die Zeit glaube ich lieber mit einem Waringham an der Seite des eher schwachen Königs gewünscht, der dann zwischen Königstreue und Sympathie für die Reformer rund um Simon de Montfort aufgerieben wird. Oder aber doch mehr Waringham und mehr Zwist zwischen den Königstreuen und den Reformern in der Familie. Die Periode, in der der Roman fällt, hätte wirklich genug Spannendes zu bieten gehabt, aber leider kam das bei mir nicht wirklich an – aber ich will auch nicht ausschließen, dass ich mich stressbedingt vielleicht auch nicht wirklich auf das Buch einlassen konnte. Wobei Rebecca Gablé eigentlich immer eine Garantin dafür ist, mich aus dem Alltag oder Stress rausreißen zu können.

Leider ist das hier noch nicht mal mehr Jammern auf hohem Niveau für mich und es tut mir in der Seele weh, das Buch so schlecht zu bewerten, aber mehr als 2,5 Sterne sind es für mich leider einfach nicht, weil ich mich so sehr zwingen musste, das Buch zu beenden.

Bewertung:
 :Box1:  :Box1:  :Box_halbgrau1:
Rock the Night!

Annette B.

Zitat von: KathrinOh je, das war mal nix – zumindest nicht für mich

Ach nee Kathrin, dass tut mir sehr leid, dass du so enttäuscht wurdest. :trost:

Aber wer weiß - vielleicht ist nun auch nach so vielen Büchern über Warringham, bei Rebecca Gablè der Schwung raus aus der Schreiberei...  :kopfkratz:

Für dich ist das natürlich bitter, aber für mich ist es auch gut das du diese Rezi geschrieben hast.
Ich hatte vor es als Weihnachtsgeschenk zu kaufen.
Das lass ich mal lieber sein.
Liebe Grüße Annette

Kathrin

Ach Annette, gib nicht sooo viel auf meine Meinung. Es kann wie gesagt auch mit am Stress liegen. Meine Schwester ist zwar der gleichen Meinung wie ich, aber es gibt auch genügend positive Meinungen, die sagen, dass es das beste Gablé Buch wäre. Es ist immer Geschmacksache. Ich glaube für Dich selbst wäre es nix mehr, aber wenn Du es verschenken willst, kommt es auf den/diejenige an, die beschenkt wird.

Als Einsteiger Buch von Rebecca Gablé würde ich immer Das zweite Königreich oder Das Lächeln der Fortuna empfehlen.
Rock the Night!

sisquinanamook

Ich hab das Buch auch gelesen und kann Kathrins Rezi nur in Teilen folgen.
War für mich jetzt nicht der beste Gablé, aber ich fand es gut und ich hatte Spaß beim Lesen.
Meine Mutter liest es grade und findet es jetzt auch nicht das Knallerhighlight des Jahres aber durchaus solide.

Viele Grüße
Daniela

nirak

Ach schade Kathrin, dass dir das Buch nicht gefallen hat. Ich fand es ja wieder gut

Hier könnt ihr meine Rezi dazu lesen, ich habe das Buch von der Histo-Couch zur Verfügung gestellt bekommen

Histo-Couch

Annette B.

Zitat von: KathrinIch glaube für Dich selbst wäre es nix mehr, aber wenn Du es verschenken willst, kommt es auf den/diejenige an, die beschenkt wird.

Ja ich weiß, es gibt viele positive Meinungen zu diesem Buch.
Die Freundin von mir tickt aber auch ähnlich wie du und ich. Wir sind durch die ersten Bücher dieser Serie eben etwas verwöhnt und ich denke, sie wird sich vielleicht auch nicht mehr in dieser Warringham Welt zurecht finden.
Als ich letzte Tage mit ihr telefoniert habe, da hat sie von einem Krimi/Thriller geschwärmt.
Ich glaube ich schaue da mal eher nach einem anderen Buch.
Liebe Grüße Annette