Victoria Belim - Rote Sirenen

Begonnen von Christiane, 09. Januar 2023, 14:30:36

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Christiane

Bei diesem Buch, das ich über Vorablesen bekommen habe, hab ich erstmal überlegt, in welcher Kategorie ich es einordnen soll. Letztlich denke ich, das 'Anspruchsvolles' es ab besten trifft. 'Rote Sirenen' ist ein Buch, dass ich Euch vor allem auch vor dem Hintergrund dieses unsäglichen Krieges, mit dem Putin die Ukraine überzieht, ans Herz legen möchte. Ich selbst hab von der Geschichte und Kultur des sogenannten 'Ostblocks' keinerlei Ahnung, weiß kaum etwas über die Kultur und das Leben dort. Dies Buch hat es mir ermöglicht, hier viel dazu zu lernen.

Klappentext:
,,Wie sollte ich erklären, dass ich so dringlich nach meinem Urgroßonkel suchte, der seit fast einem Jahrhundert verschwunden war, weil ich endlich die Gegenwart verstehen wollte?"
Victoria macht sich auf in das Heimatland ihrer Familie, die Ukraine. Dort ist sie geboren und aufgewachsen. Sie will verstehen, woher sie kommt: Wieso ist ihr Urgroßonkel Nikodim in den 1930er Jahren verschwunden, und warum ist seine Geschichte in der Familie seit fast einem Jahrhundert tabu? Sie reist zum Haus mit den roten Sirenen, dem früheren Hauptquartier des sowjetischen Geheimdienstes, und zeichnet die Konturen vom Leben ihres Urgroßonkels nach. Die Vergangenheit wird dabei zu einem Schlüssel, die Gegenwart und sich selbst zu verstehen.
Ein Buch über die ergreifende Spurensuche einer jungen Frau und eine mitreißende autobiographische Familiengeschichte.


Mein Eindruck:
,Rote Sirenen' hat meine Erwartungen voll erfüllt: Victoria Belim nimmt uns mit auf ihrer Spurensuche in der eigenen Familiengeschichte und damit auch in der bewegten Geschichte der Ukraine. Die persönliche Erzählweise der Autorin bringt einem die Menschen ihres Heimatlandes sehr nahe. Viel mehr als trockene Zahlen und Fakten aus einem Geschichtsbuch füllt dies Buch die Geschehnisse mit Leben. Der Leser kann mitempfinden, was das Leben unter einem totalitären Regime, was Kriegserlebnisse mit den Menschen, mit einer Gesellschaft machen. Auch drei Jahrzehnte nach dem Zerfall der Sowjetunion, nach Gründung der Ukraine, nach der Wende hier in Deutschland sind die Länder, die ehemals hinter dem sogenannten ,Eisernen Vorhang' lagen, für mich wie weiße Flecken auf der Landkarte und ich denke, das geht zumindest vielen Menschen aus meiner Generation ähnlich. Victoria Belim hat nicht nur das politische und geschichtliche Wissen, sondern auch die Fähigkeit, Fakten im größeren Kontext verstehbar zu machen. So ist dies ein unglaublich wichtiges Buch, um ,weiße Flecken' zu füllen, uns die Menschen näher zu bringen, Sitten und Gebräuche kennenzulernen und darüber Verständnis zu wecken.
Wie stark auch nachfolgende Generationen von traumatischen Erfahrungen ihrer Eltern und Großeltern beeinflusst werden, können wir immer noch in unserer eigenen Gesellschaft erleben. Belims Buch zeigt dies anhand der Geschichte ihrer Familie und regt damit auch zum Nachdenken über die eigene Familiengeschichte an.
,Rote Sirenen' ist ein Buch, bei dem ich ganz viel nebenher im Internet nachgelesen habe. Und hier habe ich einen kleinen Kritikpunkt. Durch die Übertragung von Ortsnamen in lateinische Buchstaben ergeben sich immer wieder Schwierigkeiten, die Orte auf der Karte zu finden oder nach Namen zu suchen. Hier wäre es schön gewesen, im Buch eine Karte mit den wichtigsten Orten zu haben. Auch ein kleines Glossar mit einige Fakten zu den Begriffen hätte ich gern gehabt. Ich fand es schade, dass man als Leser hier teilweise so über die Sprachbarriere stolpert.
Aber auch ohne dies ,I-Tüpfelchen' kann ich das Buch jedem empfehlen, der die Ukraine und ihre Menschen kennenlernen und ein wenig besser verstehen möchten.

Fazit:
Absolute Leseempfehlung für dies Buch, das die Geschichte der Ukraine lebendig werden lässt und einem die Menschen dieses Landes näherbringt.

Note: 1-   :Box1: :Box1:  :Box1:  :Box1:  :Box1:  :Box_halbgrau1:

Staunt euch die Augen aus dem Kopf, lebt, als würdet ihr in zehn Sekunden tot umfallen. Bereist die Welt. Sie ist fantastischer als jeder Traum, der in einer Fabrik hergestellt wird.
Ray Bradbury (1920 - 2012)