Tad Williams: Der Drachenbeinthron (Große Schwerter-Reihe 01)

Begonnen von Kathrin, 03. März 2020, 13:57:11

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Kathrin

Inhalt:
Der betagte König Johan liegt im Sterben und um die Thronfolge entbrennt ein hinterhältiger Kampf zwischen seinen Söhnen Elias und Josua. Der Küchenjunge Simon, der wegen seiner Zerstreutheit auch Mondkalb genannt wird, gerät mitten in die Auseinandersetzungen um die Herrschaft über Osten Ard.

Meine Meinung:
,,Der Drachenbeinthron" von Tad Williams ist der Auftakt zur High-Fantasy-Saga ,,Das Geheimnis der großen Schwerter", den Geschichten aus der fiktiven Welt Osten Ard. Für mich ist es bereits der zweite Anlauf und auch diesmal war ich nicht nur einmal kurz davor, das Buch abzubrechen. Und dabei war doch ganz zu Beginn die kurze Warnung des Verfassers echt vielversprechend und allein schon der erste Satz zeugt von einem außergewöhnlichen Erzählstil voller Magie: ,,Wer davon überzeugt ist, das Ende der Dinge zu wissen, die er gerade erst beginnt, ist entweder außerordentlich weise oder ganz besonders töricht. So oder so ist er gewiss ein unglücklicher Mensch, denn er hat dem Wunder ein Messer ins Herz gestochen."

Dennoch ist sowohl der Einstieg in die Geschichte wie auch sonst die ein oder andere Passage sehr behäbig und ruhig und somit zieht sich die Geschichte immer mal wieder ziemlich in die Länge. Auch die an sich sehr schöne, epische und märchenhafte Sprache ist mir oft genug zu episch und zu ausschweifend. Der Autor kann schreiben, hat es aber in meinen Augen mitunter etwas zu gut gemeint und übertrieben. Einen Satz habe ich mir als Beispiel notiert: ,,Im Nebel über dem Brunnen schwebte auf rätselhafte Weise ein unerklärliches Etwas, dessen Form nicht recht zu erkennen war und dessen Ausdehnung sich der Vorstellung entzog." Ganz ehrlich, der Satz hätte nach ,,unerklärliches Etwas" beendet sein können. Ich hab's da schon kapiert. Dieses ,,Etwas" war rätselhaft! Das hat mich echt genervt! Schon allein die Vorstellung, dass ich noch mindestens drei knapp 900 Seiten-dicke Bücher der Reihe vor mir habe, lässt mich mit dem Weiterlesen zögern, denn auch bei Band 2 ist der Einstieg wieder sehr langatmig.

Nichtsdestotrotz bekam ich relativ schnell ein gutes Gespür für die Figuren, was vor allem an Simon (genannt das Mondkalb) und auch an Rachel, der obersten Kammerfrau, lag, die ich beide schnell ins Herz geschlossen habe, auch wenn Mondkalb mit seinen 15 Jahren in einem von mir ungeliebten Alter ist und mich zeitweise auch ein wenig genervt hat.

Was mich tatsächlich ziemlich erstaunt hat, waren die Parallelen zwischen den Büchern von George R. R. Martin aus der Game of Thrones-Reihe zu den Büchern der Großen Schwerter Reihe hier. Auch wenn auf dem hinteren Klappentext steht, dass George R. R. Martin von Tad Williams und seinen Büchern zu Game of Thrones inspiriert wurde, finde ich, dass George R. R. Martin  ziemlich viele Namen und Ideen übernommen hat. Muss es wirklich sein, dass es in beiden Reihen einen Drachenbeinthron gibt, oder dass Josuas Schwert Naidel heißt und das von Arya Stark Nadel? Und trotzdem packt mich Game of Thrones mehr, was vermutlich gerade an den vielen Erzählsträngen bei GoT liegt, die einen einfach immer weiterlesen lassen, da man bei jedem einzelnen Erzählstrang wissen will, wie es weiter geht. Bei Tad Williams hingegen bekommen wir die Geschichte fast ausschließlich aus Simons Sicht erzählt und nur sehr selten machen wir einen Abstecher zu Elias oder Josua. Und fehlt es dem Autor in meinen Augen ein wenig an Fingerspitzengefühl um mich als Leser bei der Stange zu halten.

Und dennoch gibt es einige Fragen, die am Ende des ersten Teils nicht geklärt sind und ich hätte ja schon noch gerne die ein oder andere Antwort auf eine unbeantwortete Frage. Ich vermute, dass ich diese Antworten bekommen werde, wenn ich weiterlese, ggf. aber auch erst, wenn ich die Reihe beendet habe. Aber ob ich das machen werde, weiß ich noch nicht. Ich teste wohl noch Band 2 an, aber wenn mich der nicht wirklich vom Hocker reißt, dann breche ich die Reihe für mich auch ab. Es gibt zu viele Bücher, die ich noch lesen will, der Lesestoff wird mir schon nicht ausgehen.

Bewertung:
[note2-]
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