Helga Gläsener: Die Postmeisterin

Begonnen von Kathrin, 27. Februar 2020, 15:23:34

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Kathrin

Oh je, Weihnachten 2018 – das war das Weihnachten der Buchgeschenke und dass, obwohl ich eigentlich gar nicht so gerne Bücher geschenkt bekomme. Natürlich sind Bücher ein tolles Geschenk für Leseratten wie mich und wenn es Bücher von meiner Wunschliste sind, dann freu ich mich auch wie ein Schneekönig. Aber Weihnachten 2018 stand buchtechnisch unter einem schlechten Stern, denn da habe ich zum einen kitschig anmutenden Weihnachts-Katzen-Roman bekommen und einen historischen ,,Die ...-in" Roman. Eine Hosenrolle? Wirklich? Schreibt das heutzutage wirklich noch jemand? Und vor allem...liest das noch jemand? Wie ich angesichts dieser beiden Bücher ein freudig-überraschtes Gesicht machen konnte, ist mir nach wie vor schleierhaft.

Aber ich lasse mich ja auch gerne überraschen und tatsächlich waren beide Bücher deutlich besser als erwartet. Vor allem der historische Roman ,,Die Postmeisterin" von Helga Gläsener hat mich überzeugen können, weil ich etwas völlig anderes bekommen habe, als ich befürchtet hatte.

Inhalt
Helga Gläsener erzählt in diesem Roman die Geschichte von Aliz, die den Mord an ihrer Arbeitsgeberin, der Herzogin Jakobe beobachten und Hals über Kopf mit dem kleinen Sohn der Herzogin die Flucht ergriffen hat. 15 Jahre später, als die eigentliche Handlung der Geschichte einsetzt, betreibt Aliz im Großraum von Mainz eine Herberge. Ihr Mann ist vor kurzem verstorben, weshalb sie sich und ihre drei Kinder nun alleine durchbringen muss. Die illegale Poststrecke, die sie aufgebaut hat und die sie mit der Unterstützung ihres Sohnes Moritz als Zusatzverdienst unterhält, birgt jedoch einige Gefahren, denn das Monopol zur Briefbeförderung liegt bei der Familie von Taxis. Und auch ihre Vergangenheit als Kammerzofe von Herzogin Jakobe holt sie ein und so entwickelt sich eine spannende Geschichte, die mir schöne und gemütliche Lesestunden bereitet hat.

Meine Meinung:
Helga Gläsener macht in ihrem Roman vieles richtig, auch wenn sie das Rad im Bereich der hist. Romane sicherlich nicht neu erfunden hat. Aber sie hat mit Aliz eine sympathische Protagonistin geschaffen, die glücklicherweise nicht als Mann verkleidet durch die Welt reist, sondern Frau sein darf, auch wenn sie es als allein erziehende Mutter nicht leicht hat. Durch den leicht und flüssig zu lesende bildreiche Stil der Autorin konnte ich sehr schnell in das 17. Jahrhundert abtauchen, eine Vergangenheit, die gut recherchiert und mit adeligen Ränkespielen und interessanten Details, vor allem zum Postwesen gewürzt ist. Und zwar genau in der richtigen Dosierung, denn das Buch ist gerade mal 383 Seiten dünn.

Allerdings kann mich die Autorin auch nicht wirklich überraschen. Einige vermeintliche Twists waren für mich vorhersehbar und somit keine Überraschung. Ggf. liegt das aber auch einfach daran, dass ich das Genre im Grunde gerne lese, wenn auch nicht mehr so gehäuft und ausschließlich wie vielleicht vor 15-20 Jahren noch.

Alles in allem ist dies tatsächlich ein guter historischer Roman, der für die Geschichte , die er erzählt genau die richtige Länge hat. Ich bereue es nicht ihn gelesen zu haben und so schnell wird er mein Bücherregal auch nicht verlassen wird. Aber ich weiß auch, dass ich ihn mir niemals von alleine gekauft hätte. Insofern bin ich dankbar für das überraschend gute Buchgeschenk, ein Buch, das sich als Einstieg in die Welt der historischen Romane aufgrund seines geringen Umfangs, des flüssig zu lesenden Schreibstils von Helga Gläsener und der sympathischen Hauptfigur sicherlich gut eignet.

Bewertung:
[note2-]
Rock the Night!