Liebe ist ein Kleid aus Feuer - Brigitte Riebe

Begonnen von Kathrin, 05. August 2009, 12:34:14

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Kathrin

[isbn]3453265203[/isbn]   Liebe ist ein Kleid aus Feuer
Riebe, Brigitte
hist. Roman
10. Jahrhundert
   
Seiten: 551

Inhalt:
Scharzfels im Harz 946 n. Chr.: An einem kalten Wintertag kommt Roswitha auf die Burg des Grafen Raimund aus Lothringen. Der waffenerprobte Kämpfer steht im Dienste des Königs Otto I. und sieht seine geliebte Tochter Eila immer nur auf der Durchreise. So wachsen die beiden Mädchen zusammen auf, halten einander fest, obwohl sie wie Feuer und Wasser sind. Roswitha hört Wolken und Bäume sprechen, hält stets Wachstafel und Griffel bereit, Eila hingegen ist am liebsten auf Falkenjagd. Und so wird ihre Freundschaft Jahre später auf eine harte Probe gestellt: Während Eila in die Welt hinauszieht, der italienischen Königin Adelheid zur Flucht verhilft und schließlich die wahre Liebe findet, sucht Roswitha Zuflucht hinter den schützenden Mauern von Stift Gandersheim. Das Schicksal reißt sie auseinander, ohne Hoffnung auf ein Wiedersehen ...

Meine Meinung:
Mit ,,Liebe ist ein Kleid aus Feuer" hat Brigitte Riebe wieder einen  sehr schönen historischen Roman geschrieben, der mich von Anfang an mitgerissen hat. Auch wenn man hier nicht durch einen rasanten Anfang direkt in Geschichte hinein katapultiert wird, sondern eher einen ruhigen Anfang als Leser erlebt, so hat der Roman doch von Anfang an sehr viel Atmosphäre und hält den Leser vor allem auf Grund der gelungenen Charaktere immer bei der Stange.

Der Roman erzählt die Geschichte von Eila und Rose, zwei Freundinnen aus dem Harz zur Zeit von Otto I im 10. Jahrhundert. Eila ist die Tochter von Raymond und Oda und in einem eher unglücklichen Zuhause großgeworden, da der Vater selten daheim ist und die Mutter ziemlich kalt und unnahbar wirkt. Ihr Leben ändert sich, als Rose, die Tochter eines Freundes von Raymond, auf Burg Scharzfels eine neue Heimat findet und die beiden bald eine tiefe Freundschaft verbindet, die zwar erst wachsen muss und über Hohen und Tiefen geht, aber doch sehr tief verwurzelt zu sein scheint. Rose tritt bald in das Stift Gandersheim ein (vor allem die Szenen die dort gespielt haben hatten sehr viel Atmosphäre und Wärme) und schreibt ihre ersten Werke. Später geht sie als Hroswith von Gandersheim in die Geschichte ein. Die Idee der Autorin, ein Buch zu schreiben, wie das Leben von Hroswith ausgesehen haben könnte, hat mir sehr gut gefallen und dann das Ganze noch geschichtlich über Eilas Familie mit Otto I in Verbindung gebracht fand ich einfach super! Vom Gefühl her passt dieses Buch für mich zu "Wer gab Dir Liebe, die Gewalt" von Viola Alvarez, ein Buch über Walter von der Vogelweide. Wie bei Walter von der Vogelweide ist auch über Hroswiths Leben nicht allzu viel überliefert, aber Brigitte Riebe hat aus dem wenig Belegten ein wunderbares Buch über sie geschrieben und geht in einem ausführlichen Nachwort darauf ein, was sie zu ihrem Leben hinzugewoben hat und was belegt ist. Ich glaube gerne, dass Hroswiths Leben genauso ausgesehen haben könnte, auch wenn mir klar ist, dass wir nicht wissen, wie es tatsächlich war. Vielleicht hätte die Geschichte noch überzeugender sein können, wenn Rose die eindeutige Hauptfigur des Romans hätte sein dürfen, so allerdings muss sie diese Rolle mit ihrer Freundin Eila teilen, deren Geschichte und Familie aber mindestens ebenso spannend sind, wie die Geschichte von Rose.

Besonders gut gefällt mir in diesem Roman, dass die einzelnen Figuren ihren ganz eigenen Hintergrund haben und sich diesem entsprechend weiterentwickeln dürfen, wenn auch nicht immer zum Guten hin. Beispiele hierfür sind die wachsende Freundschaft zwischen den beiden Mädchen, die Gründe warum Oda so kalt und verbittert wirkt, Eilas Qual der Wahl zwischen zwei Männern, der durchweg unsympathische Strick und seine Vergangenheit, Raymond der sich nach Geborgenheit und Wärme zu sehnen scheint...die Charaktere wirken mit Ihrer Vergangenheit, ihrem Schicksal, ihrer Zukunft einfach sehr rund und gut ausgearbeitet und sind dadurch glaubwürdig in íhrem Handeln und ihren Empfindungen.

Die gelungenste Figur ist für mich Oda, auch wenn sie mit Sicherheit kein einfacher Charakter ist. Die Ehe mit Raymond scheint sie weiß Gott nicht glücklich zu machen, sie hat mehrere Kinder verloren. Oda tut mir leid, gerade weil sie so abgestumpft und eiskalt ist. Wenn Eila von ihr als ,,Eiskönigin" spricht, so passt das schon, allerdings lernt der Leser mit der Zeit die Gründe kennen, die sie so haben werden lassen. Sie ist für mich die tragische Figur in diesem Buch.

Den Aufbau ihrer Geschichte hat Brigitte Riebe sehr geschickt gestaltet, mit jeder Seite wird man neugieriger auf die Hintergründe z.B. für Odas Gefühlskälte oder auch den Hass, den der Strick für Raymond empfindet. Die Spannung gipfelt in einem wunderbaren Finale in dem mehr oder weniger alle Figuren auf einander treffen und die letzten Geheimnisse gelüftet werden. Die Szene vor dem König war wirklich filmreif!

Auch wenn ich  den historischen Hintergrund teilweise etwas verwirrend und unklar finde, was aber auch daran liegen mag, dass ich mich mit dem Mittelalter in Deutschland weit weniger auskenne als mit beispielsweise mit der englischen Geschichte, so habe ich diesen äußerst facettenreichen hist. Roman doch sehr genossen!

Bewertung:
[note2+]

lg
kathrin
Rock the Night!