Jonathan Lerros - Die Überlebenden von Sagunt

Begonnen von nirak, 25. November 2016, 18:27:55

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nirak

[isbn]9781503939929[/isbn]

Schöne Geschichte

218 v. Christus wird die Stadt Sagunt von den Karthagern erobert und dem Erdboden gleichgemacht. Die Zwillinge Eirene und Kimon hatten Glück, sie haben überlebt. Ihr Glück ist sogar noch größer, während andere grausam getötet wurden, oder die Überlebenden in die Minen zu Sklavenarbeit verschleppt wurden, dürfen die Beiden dem Wundarzt Synbalos helfen. Dieser erkennt schnell, dass vor allem Kimon ein Talent hat, mit Verwundeten umzugehen. So kann der Junge seinen Traum, davon einmal Arzt zu werden, weiter träumen. Seine Schwester Eirene hat es da schon schwerer. Sie ist mit der Wundversorgung überfordert, aber auch für sie wird eine Lösung gefunden. Sie tritt in die Dienste Didos, diese betreibt das vornehmste Bordell in Neu-Karthago.

Der Autor Jonathan Lerros erzählt hier eine Geschichte aus längst vergangenen Tagen. Die Auslöschung Sagunts ist historisch belegt. Der große Feldherr Hannibal ist dafür verantwortlich. Der historische Rahmen stimmt somit. Die Geschichte der Zwillinge spielt vor dem Hintergrund des Zerwürfnisses zwischen den Karthagern und Rom. Hannibal plant hier seinen nächsten großen Einsatz. Ob die Menschen damals wirklich so handelten, wie hier beschrieben, lässt sich schwerlich nachvollziehen. Die beiden Kinder wurden in der Stadt gefangen genommen und sollten, wie es damals eben üblich war, in die Sklaverei gehen. Nur das Eingreifen des Wundarztes hat dies verhindert. Synbalos hatte Mitleid mit den beiden und ihnen dann eben selbst Arbeit gegeben. Egal ob nun so gehandelt wurde in dieser Zeit oder eben nicht, es hat Spaß gemacht, hier zu lesen. Die Umstände der Zeit und auch die Praktiken eines Wundarztes sind gut beschrieben. Der Erzählstil vielleicht ein bisschen zu modern, aber dadurch eben auch gut und schnell lesbar.

Eirene muss schnell erkennen, will sie überleben und weiterleben muss sie sich mit dem verhassten Feind verbünden. Lerros hat gerade das Gefühlschaos von Eirene wunderbar eingefangen. Ihre bekannte Welt ist in sich zusammengebrochen und sie muss sich im Leben ganz neu orientieren. Dies ist für so ein junges Mädchen nicht immer einfach und wird hier gut geschildert. Auch für ihren Bruder Kimon hat sich die Welt verändert. Für ihn hält das Leben allerdings auch eine große Chance parat. Er kann seinen Traum verwirklichen und vielleicht einmal selbst Wundarzt werden. Warum soll ein, für ein Sklavenleben bestimmter Mensch, nicht davor bewahrt werden und einen anderen Weg einschlagen können? Ich finde, diese Möglichkeit hat der Autor hier gut eingeräumt. Der Krieg an sich war schon grausam genug, da kann es sicher nicht schaden, wenn auch positive Dinge geschehen. Natürlich gibt es auch hier die eine oder andere Liebelei, aber eben nicht zu vordergründig sondern in logischer Konsequenz des Lebens und der Begegnungen der Menschen. 

,,Die Überlebenden von Sagunt" ist ein schöner, historischer Roman, der ein wenig aus dem Leben des großen Hannibal erzählt. Aber eben noch mehr davon, was es heißt Sklave zu werden und wie schnell sich ein Leben ändern kann. Ich hatte einige sehr nette Lesestunden. Das Ende dieses Romans ist offen und lässt einige Fragen zu. Es ist bereits ein Folgeband in der Planung und vielleicht wird es auch eine ganze Reihe werden, Stoff dafür dürfte gerade der Feldherr Hannibal genug bieten.

[note2]