S.A. Chakraborty: Die Stadt aus Messing (Daevabad-Trilogie 01)

Begonnen von Kathrin, 29. Dezember 2021, 16:25:02

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Kathrin

Die Stadt aus Messing (1. Teil der Daevabad-Trilogie) von S.A. Chakraborty
Herausgeber ‏ : ‎ Panini Verlags GmbH
Broschiert ‏ : ‎ 624 Seiten
ISBN-10 ‏ : ‎ 3833240997

Inhalt:
KAIRO, IM SPÄTEN 18. JAHRHUNDERT. Die junge Nahri verdient ihren Lebensunterhalt damit, osmanische Adlige mit medizinischen Taschenspielertricks zu betrügen, in der Hoffnung auf ein sorgenfreies Leben. Doch als sie bei einem ihrer Rituale versehentlich Dara herbeiruft, einen ebenso gerissenen wie mysteriösen Dschinn-Krieger, gerät ihr Leben aus allen Fugen. Zusammen mit ihrem unfreiwilligen Verbündeten flüchtet Nahri über heiße windgepeitschte Sande und Flüsse voller mythischer Kreaturen nach Daevabad – der sagenumwobenen Stadt aus Messing – und Heimstätte der Dschinn-Clans. Es ist eine Stadt voller Magie und Feuer, in der die eigene Abstammung so gefährlich sein kann wie jeder bösartige Zauber; eine Stadt, in der alte Ressentiments tief sitzen und der königliche Hof mit eiserner Hand regiert; eine Stadt, an die Nahri nun unwiderruflich gebunden ist - und in der ihre bloße Anwesenheit einen Krieg zu entfachen droht, der schon seit Jahrhunderten brodelt ...

Meine Meinung:
Die Stadt aus Messing ist der Auftakt zur Daevabad-Trilogie von S.A. Chakraborty, der wunderbar vielversprechend in den Gassen von Kairo anfängt, mich eine komplett neue Welt mit einem arabisch-orientalischen Setting entführt und mir trotzdem sehr viel abverlangt hat, weshalb ich nicht weiß, ob ich die Reihe weiterlesen werde.

S.A. Chakraborty erzählt uns ihrer Geschichte durch zwei Erzählperspektiven: Zum einen die der jungen Nahri, die in der Welt der Menschen aufgewachsen ist und durch einen missglückten Zauber an Dara, einen mächtigen Dschinn-Krieger aus einer mystischen Welt gebunden wird. Mit ihr lernen wir als Leser die uns und ihr unbekannte Welt der Dschinn, Daeva, Elementarwesen sowie die Geschichte von Nahris Familie nach und nach kennen. Zum anderen erleben wir die Geschichte auch durch Alizayds (genannt Ali) Augen, den jüngeren Sohn des Herrschers von Daevabad. Die beiden Sichtweisen sind in meinen Augen sehr gut auf die jeweilige Figur abgestimmt, weil man z. B. in Nahris Kapitel Ali so dargestellt bekommt, wie sie ihn sieht, auch wenn wir als Leser ihn bereits besser kennen und mehr von ihm wissen. Auch dass die Protagonistin keine blutjunge Jugendliche, sondern ca 20 Jahre alt ist, hat mir gut gefallen, das war aber auch das einzige, was ich an Nahri letztlich wirklich gut fand, denn gerade zu ihr als Hauptfigur, mit der sich junge Leserinnen vielleicht identifizieren sollen oder können, hatte ich so gar keinen Draht. Dies wurde umso schlimmer, als das Buch nach einem wirklich guten Start ab ca der Hälfte zu sehr zu einer Liebesgeschichte verkommt, wobei es sicherlich Autor*innen gibt, die das noch mehr ausgekostet hätten. Das Hauptproblem an diesem Liebesgeplänkel war, dass ich es nicht spürte und dass es zu sehr zum Drama wurde.

Erschwerend hinzu kommt, dass die Geschichte irgendwann zu sehr vor sich hin dümpelt. Ich war zunehmend genervt und habe mich durch die zweite Hälfte wirklich gequält. Dabei stecken in dem Buch so viele gute Ansätze, so viel Potenzial. Aber es dauert auch lange, bis man das Konstrukt, das Geflecht der Geschichte, den komplexen Weltenaufbau halbwegs durchblickt. Ich hatte zwischenzeitlich komplett den Überblick verloren bei alle den unterschiedlichen Elementarwesen, Stämmen, Familien, gesellschaftlichen, politischen und religiösen Gruppierungen. Das ist viel zu viel, vor allem weil viele dieser Figuren oder Gruppierungen im ersten Teil der Trilogie keine wirklich wichtige Rolle spielen. Ohne die Extras wie Glossar, Personenregister und Karten wäre ich total aufgeschmissen gewesen. Gut möglich, dass mein mittel-europäisch geprägtes Hirn mit den für mich fremden Begriffen einfach überfordert war oder ich nicht immer wach genug für das Buch war, aber wenn dann auch noch Begrifflichkeiten anders verwendet werden, als ich es gewohnt war, dann machte es das auch wirklich nicht leichter. Das ist wirklich schaden, denn eigentlich liebe ich es, wenn sich meine Gehirnwindungen verknoten und ich mich richtig in eine Geschichte reinknien muss, um das Geflecht zu entwirren. Aber hier war es einfach nur noch zu viel. Der Zauber, die Faszination des Anfangs ging komplett verloren. Ich hatte am Ende kurz überlegt, das Buch direkt zu re-readen. Wenn die Erinnerungen noch frisch sind und ich das Geflecht jetzt halbwegs durchdrungen hatte, würde ich die Geschichte vielleicht mehr zu schätzen wissen, die Geschichte mit dem Wissen, das ich jetzt habe vielleicht besser verstehen. Aber ich habe mich dagegen entschieden, weil mit die Protagonisten letztlich schlichtweg egal waren und man ja eh zu wenig Zeit hat, für die vielen Bücher, die man noch lesen will.

Ich bin wirklich im Zwiespalt, ob ich die Reihe weiterlesen werde. An sich würde ich die Welt schon gerne weiterentdecken und wissen, was die Autorin noch aus den vielen guten Ansätzen macht. Vielleicht schaue ich mir Band 2 mal in der Buchhandlung an, schaue rein, ob da vielleicht eine Zusammenfassung von Band 1 am Anfang ist oder ich warte weitere Meinungen zu dem Buch ab. Da setze ich vor allem auf eine Leserunde auf Youtube und einen hoffentlich folgenden Livestream zu dem Buch.

Bewertung:
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