Olivier Guez - Das Verschwinden des Josef Mengele

Begonnen von Inge78, 08. Januar 2019, 08:04:41

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Inge78

ZitatAuf den Spuren des Bösen – der Sensationsbestseller aus Frankreich

1949 flüchtet Josef Mengele, der bestialische Lagerarzt von Auschwitz, nach Argentinien. In Buenos Aires trifft er auf ein dichtes Netzwerk aus Unterstützern, unter ihnen Diktator Perón, und baut sich Stück für Stück eine neue Existenz auf. Mengele begegnet auch Adolf Eichmann, der ihn zu seiner großen Enttäuschung nicht einmal kennt. Der Mossad sowie Nazi-Jäger Simon Wiesenthal und Generalstaatsanwalt Fritz Bauer nehmen schließlich die Verfolgung auf. Mengele rettet sich von einem Versteck ins nächste, lebt isoliert und wird finanziell von seiner Familie in Günzburg unterstützt. Erst 1979, nach dreißig Jahren Flucht, findet man die Leiche von Josef Mengele an einem brasilianischen Strand. Dieser preisgekrönte Tatsachenroman von Olivier Guez, der in Frankreich sofort zum Sensationsbesteller wurde, liest sich wie ein rasanter Politthriller und wahrt zugleich die notwendige Distanz.

"Olivier Guez schuf mit diesem bekannten Verfahren eine phantastische neue Romanform."
Frédéric Beigbeder in Le Figaro magazine

Ich habe Olivier Guez auf der Frankfurter Buchmesse sehen und hören dürfen. Und sein Vortrag hat mich noch neugierig auf das Buch gemacht.
Mengele, der Name ist bekannt, ich wusste dass es sich um den "Auschwitz-Arzt" handelt, der nach dem Krieg geflohen ist. Damit hörte man gefährliches Halbwissen aber auch leider schon auf.
Der Autor erzählt in seinem Buch über die Flucht Mengeles und sein Leben auf der Flucht , in verschiedenen mehr oder weniger guten Verstecken. Ich bin teilweise wirklich entsetzt, wie viel Unterstützung die Täter bekommen haben, wie viel Geld und Einfluß ihnen noch zur Verfügung stand. Und was sie, teilweise, noch für ein gutes Leben hatten.
Auch Mengeles Einstellung und sein Denken sind erschreckend. In Rückblenden erfahren wir von seiner Tätigkeit als Lagerarzt und seinen Experimenten und Untersuchungen die er an seinen Gefangenen durchgeführt hat. Lebensverachtend und grausam. Und er selber fühlt sich auch nach Kriegsende, nach der Niederlage, noch immer im Recht, noch immer als Teil der Herrenrasse, die über Allen Anderen thront. Mengele ist unbelehrbar und findet in seinem Denken auch immer wieder Anhänger und Mitstreiter.
Teilweise habe ich beim Lesen wirklich Gänsehaut bekommen.
Trotz der interessanten Thematik ist das Buch recht sperrig. Der Stil des Buches liegt irgendwo zwischen Sachbuch und Roman und war für mich nicht einfach zu lesen.

Auch muss ich zugeben, dass ich wenig über das Argentinien der 40 er und 50 er Jahre wusste, wenig über Péron (außer dem Film "Evita") oder die politische Lage in Südamerika und die große Unterstützung der geflüchteten Nazis.

Wobei Olivier Guez auch sagt, dass er so viel wie möglich recherchiert hat, aber einige Lücken auch mit "Autorenfantasie" füllen musste. Josef Mengele hat Tagebuch geführt, diese Tagebücher sind nicht mehr öffentlich zugänglich, ein Teil wurde allerdings der Öffentlichkeit mal zur Verfügung gestellt und auch Olivier Guez durfte diese Seiten lesen.
Nicht immer wird klar, was historische Tatsache ist und was "künstlerische Freiheit", da hätte ich mir etwas mehr Information gewünscht.

Ein wichtiges Thema, ein Buch das nachdenklich macht und aufrüttelt. Geschichte, die nie vergessen werden sollte. Ich hoffe, dass dieses Buch zur Pflichtlektüre in Schulen wird, denn es ist sehr politisch.

[note2]
Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf

Esmeralda

Klingt nach einem sehr interssanten Buch und Deine Rezi hat mich neugierig gemacht.
Habs mal auf meine Wunschliste gepackt.
Danke.   :applaus1:
Life is too short to read bad books. 

nala11

#2
Ich kann es auch sehr empfehlen!
Ich habe es am Wochenende in (fast) einem Rutsch gelesen.
Was den Stil angeht, ja, der ist sperrig.
Ich war durch Inge  vorgewarnt ... und ich glaube, dass es am Besten ist das in Einem durchzulesen, weil man dann "drin" bleibt.
Im Nachhinein finde ich diesen nüchternen Stil auch sehr gut. Gerade, wenn es um die Auschwitz-Schilderungen geht.
Mich hat diese jahrelange Unterstützung und Hilfe auch echt entsetzt ...
Den Menschen Mengele kennenzulernen war auch sehr interessant, seine Ansichten und sein Denken im Exil.
Die letzten Sätze finde ich sehr wichtig und sollte man sich immer vor Augen halten!
Lesen ist nicht nur ein Hobby, es ist eine Lebenseinstellung.
Du misst das Jahr nicht in Wochen und Monaten, sondern in Büchern.