Mariana Leky - Was man von hier aus sehen kann

Begonnen von Inge78, 16. Januar 2019, 08:00:43

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Inge78

ZitatSelma, eine alte Westerwälderin, kann den Tod voraussehen. Immer, wenn ihr im Traum ein Okapi erscheint, stirbt am nächsten Tag jemand im Dorf. Unklar ist allerdings, wen es treffen wird. Davon, was die Bewohner in den folgenden Stunden fürchten, was sie blindlings wagen, gestehen oder verschwinden lassen, erzählt Mariana Leky in ihrem Roman.
›Was man von hier aus sehen kann‹ ist das Porträt eines Dorfes, in dem alles auf wundersame Weise zusammenhängt. Aber es ist vor allem ein Buch über die Liebe unter schwierigen Vorzeichen, Liebe, die scheinbar immer die ungünstigsten Bedingungen wählt. Für Luise zum Beispiel, Selmas Enkelin, gilt es viele tausend Kilometer zu überbrücken. Denn der Mann, den sie liebt, ist zum Buddhismus konvertiert und lebt in einem Kloster in Japan ...

Selma lebt im Westerwald und immer wenn sie von einem Okapi träumt stirbt jemand in ihrem Dorf. Und weil man dem Tod ja nicht unvorbereitet begegnen will, versuchen die Menschen im Dorf in ihren vermeintlich letzten Stunden noch Alles irgendwie besser zu machen. Doch nicht jeden Wahrheit, die so erzwungernermaßen ans Licht kommt wendet das Leben zum Guten. Selmas Enkelin Louise wächst in diesem Dorf auf und besonders ihre Oma prägt ihr Leben und ihre Lebenseinstellungen. Doch kann die Oma ihr auch helfen als sie sich in einen buddhistischen Mönch verliebt der in einem Kloster in Japan lebt?

Ich weiß gar nicht wie ich dieses Buch beschreiben soll. Es strotzt vor skurielen Figuren, die Alle irgendwie furchtbar liebenswert sind. Allen voran Selma, die am Liebsten nicht von Okapis träumt, und der Optiker des Dorfes, die zusammen Louise großziehen weil ihre Eltern mit ihrem eigenen Leben irgendwie viel zu beschäftigt sind. Und zusammen mit Louisa werden wir erwachsen , inmitten dieser seltsamen wunderbaren Leute. Der erste Tod dieses Buch hat mich tief getroffen und komplett aus der Bahn geworfen. Eiskalt hat mich die Autorin erwischt. Ich kann verstehen, dass das Dorf quasi zum Stillstand kommt und nachher nichts mehr so ist, wie es mal war. Und trotzdem geht das Leben weiter und Alle tun ihr Bestes, ihr Leben lebenswert zu machen oder es zumindest so zu führen, wie sie es für richtig halten.
Kein Wunder, dass auch Louise kein ganz normales Leben führt und natürlich auch keinen ganz normalen Mann fürs Leben findet. Auf der Suche nach Alaska stolpert sie quasi, mitten im Westerwald, über buddhistische Mönche bei der Geh Meditation. Und einer dieser Mönche wird eine sehr wichtige Person in Louises Leben werden. Wenn auch Anders, als man als Leser zuerst denkt.

Es gibt so viele besondere Szenen, Momente , die zu Tränen rühren, es gibt viel zum Lachen, aber auch Sätze, bei denen Einem das Lachen im Halse stecken bleibt.
Mariana Lekys Art zu schreiben ist schon fast philosopisch, so träumerisch beschreibt sie das Leben dieser Menschen. Voller Magie blickt man auf eine kleine dörfliche Gemeinschaft, auf all die Unzulänglichkeiten und Fehler der Menschen und liebt sie dennoch oder vielleicht auch gerade deswegen.

Vieles ist überzeichnet aber vielleicht auch gerade dadurch irgendwie magisch und nicht ganz von dieser Welt. Das ganze Dorf steht irgendwie neben sich habe ich das Gefühl, und es ist eifnach wunderbar dabei. Man muss sich drauf einlassen, ich denke, dass das Buch bei einigen Lesern nur zu Stirnrunzeln führen wird, aber wer die Magie des Alltags sieht, wer Menschen mag, die wie Du und ich sind aber trotzdem irgendwie ganz Anders, der wird, wie ich, dieses Buch lieben und jede Seite feiern. Bis zum Ende, zum bitteren , schönen Ende, das auch irgendwie wieder ein Anfang ist.

[note1]
Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf

Aurian

Danke für die tolle Rezi! Das scheint genau die Art Buch zu sein, wie ich sie mag und es wandert gleich auf meinen Wunschzettel.

Esmeralda

Meine Leseeindruck:
Ein Buch welches mich sehr berührt hat.
Ein herrlich unaufgeregtes, aber auch ergreifendes Buch, sehr feinfühlig geschrieben, das man  - meiner Meinung nach - unbedingt lesen sollte.
Die Besonderheit dieses Romans ist seine Sprache: es gibt so viele einfache, aber berührende Sätze ... so viel Charme.
Ich habe fast alle Charaktere in mein Herz geschlossen - allen voran den Optiker: die Selbstlosigkeit in Person.

[note2+]
Life is too short to read bad books. 

Kathrin

Das Buch steht auch ganz oben auf meiner Wunschliste.
Rock the Night!