Nell Leyshon: Die Farbe von Milch

Begonnen von Kathrin, 10. Juni 2021, 14:14:54

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Kathrin

Herausgeber : Eisele Verlag
Gebundene Ausgabe : 208 Seiten
ISBN-10 : 9783961610006

Meine Meinung:
Ist es eigentlich verrückt, Bücher als Hardcover zu kaufen, die gerade mal gute 200 Seiten dick sind und die es schon als Taschenbuch gibt? Schon ein wenig, oder? Vor allem, wenn man es  dann auch noch bereut, weil einem das Buch nicht gefallen hat. Wie gut, dass das Bereuen hier überhaupt nicht der Fall war. Denn ,,Die Farbe von Milch" von Nell Leyshon war für mich ein absolutes Lesehighlight in diesem Jahr und ich bin so froh, dass ich dieses schöne Buch als HC im Regal stehen habe.

Die Protagonistin Mary erzählt uns in ,,Die Farbe von Milch" ihre Geschichte selbst. Mary ist ein Bauernmädchen aus einfachsten Verhältnissen, das im Jahr 1830 aus der familiären Umgebung gerissen wird, um die kranke Frau des Dorfpfarrers zu versorgen und der Haushälterin zu helfen. Für Mary, die harte Arbeit und Armut gewohnt ist, ist das Leben im Pfarrhaus nahezu ein Kulturschock, denn noch nie in ihrem Leben hat sie so viel Wohlwollen und Anteilnahme erfahren wie durch die Pfarrersfrau. Als die Hausherrin jedoch stirbt und Mary mit dem Pfarrer alleine im Haus leben muss, nimmt ihr Leben eine neue Wendung.

Dieses Buch und die Art wie Mary ihre Geschichte hier erzählt, ist etwas ganz Besonderes. Zunächst bin ich aufgrund der Einfachheit der Worte und der Sätze etwas zurück geschreckt, aber nach zwei oder drei Seiten habe ich Marys Erzählstil nur noch gefeiert, denn sie erzählt ihre Geschichte, so wie sie, Mary, selbst ist: einfach, pragmatisch, unverblümt und schnörkellos und so wie ihr der Schnabel gewachsen ist. Doch nur, weil Mary ihre Geschichte vielleicht nicht hochliterarisch erzählt, heißt dass noch lange nicht, dass sie einfach gestrickt ist. Sie ist cleverer, mutiger und deutlich weniger naiv, als man zunächst denken mag. Und gerade weil die Sprache bewusst einfach ist und gar nicht soo viel Spannendes passiert und manche Dinge vorhersehbar sind, ist die Geschichte umso intensiver. Zumindest habe ich es so empfunden und deshalb ist es für mich auch gar nicht verwunderlich, dass ich dieses viel kurze Büchlein in nur einem Tag durchgelesen hatte. Ich werde Mary nie vergessen und feiere diese wunderbare Protagonistin und die Autorin gerade auch für das Ende, das perfekt, aber auch ,,nicht ohne" ist.

Bewertung:
[note1]*******************
Rock the Night!

Esmeralda

Das klingt nach einem tollen Buch.
Direkt mal auf die Wunschliste gepackt. :-)
Life is too short to read bad books. 

Inge78

Ich bin mit dem Buch und vor Allem der Protagonistin so gar nicht warm geworden.
Es ist jetzt 2 Jahre her, dass ich das Buch gelesen habe und in meiner Erinnerung war der Schreibstil so gar nicht meins. Auch wenn ich die Geschichte an sich schon beeindruckend fand und sie auch immer noch "im Kopf habe", so schrecke ich immer noch vor dem neueren Buch der Autorin zurück, weil ich so Probleme hatte

Meine damalige Bewertung laut Excel Liste war [note3+]
Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf

Christiane

Irgendwie erinnern mich Buchtitel und auch Eure Rezis an 'Herbstmilch', die Lebenserinnerungen der Bäuerin Anna Wimschneider.
Staunt euch die Augen aus dem Kopf, lebt, als würdet ihr in zehn Sekunden tot umfallen. Bereist die Welt. Sie ist fantastischer als jeder Traum, der in einer Fabrik hergestellt wird.
Ray Bradbury (1920 - 2012)

Kathrin

Zitat von: Inge78 in 14. Juni 2021, 08:25:50
Ich bin mit dem Buch und vor Allem der Protagonistin so gar nicht warm geworden.
Es ist jetzt 2 Jahre her, dass ich das Buch gelesen habe und in meiner Erinnerung war der Schreibstil so gar nicht meins. Auch wenn ich die Geschichte an sich schon beeindruckend fand und sie auch immer noch "im Kopf habe", so schrecke ich immer noch vor dem neueren Buch der Autorin zurück, weil ich so Probleme hatte

Meine damalige Bewertung laut Excel Liste war [note3+]
Ich fand gerade den sehr besonderen Schreibstil im Mary-Style grandios. Ich werde sicherlich nochmal was von der Autorin probieren, weiß aber noch nicht wann. Sage dann Bescheid, wie's mir dann gefallen hat, dürfte ja anders sein, weil eben nicht mit Mary als Erzählerin.
Rock the Night!

Inge78

Ja, spannend wie unterschiedlich man Bücher wahrnehmen kann

Herbstmilch habe ich vor Jahrzehnten mal gelesen, aber so richtig viel ist mir nicht in Erinnerung geblieben  :kopfkratz:
Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf

Kathrin

Zitat von: Inge78 in 14. Juni 2021, 09:40:57
Herbstmilch habe ich vor Jahrzehnten mal gelesen, aber so richtig viel ist mir nicht in Erinnerung geblieben  :kopfkratz:
Ich habe das damals maximal gesehen wenn überhaupt. Aber hängengeblieben ist bei mir auch nix. Ich denke auch nicht dass sich die beiden Geschichte sehr ähneln. Erzählerisch schon mal gar nicht. Würde mich sehr wundern wenn Herbstmilch im Mary-Style geschrieben wäre.
Rock the Night!

Christiane

Ich hab das damals nicht selbst gelesen - meine Mutter hatte es. Ich weiß halt nur noch, dass alle ganz begeistert waren, dass da die Bäuerin ihr einfaches, extrem arbeits- und entbehrungsreiches Leben selbst schilderte. Es war der Titel (Was mit Milch  :zwinker: :->) und eben diese Thematik 'einfaches bäurisches Leben' (einmal 19., einmal 20.Jh), das mir aufgefallen ist.
Staunt euch die Augen aus dem Kopf, lebt, als würdet ihr in zehn Sekunden tot umfallen. Bereist die Welt. Sie ist fantastischer als jeder Traum, der in einer Fabrik hergestellt wird.
Ray Bradbury (1920 - 2012)

Esmeralda

Ein außergewöhnlicher Roman mit einem - für mich - gewöhnungsbedürftigen Schreibstil.
Die fehlende Interpunktion und indirekte Rede wurde hier bewusst als Stilmittel eingesetzt - mir nahm es allerdings die Freude am Lesen ... dafür bin ich dann doch zu sehr Monk.  :->

[note2-]
Life is too short to read bad books.