Pierre Lemaitre: Drei Tage und ein Leben

Begonnen von Kathrin, 08. Februar 2023, 16:13:51

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Kathrin

Herausgeber‏ : ‎ Klett-Cotta
Gebundene Ausgabe : ‎ 270 Seiten
ISBN-10 : ‎ 3608981063

Inhalt:
Ende Dezember 1999 verschwindet im französischen Ort Beauval ein sechsjähriger Junge. Eine großangelegte Suchaktion wird gestartet, Nachbarn und Freunde durchkämmen den angrenzenden Wald nach Spuren des vermissten Rémi. Doch am dritten Tag fegt ein Jahrhundertsturm über das kleine Dorf hinweg und zwingt die Einwohner von Beauval zurück in ihre Häuser. Während dieser drei Tage bangt der zwölfjährige Antoine darum, entdeckt zu werden. Denn nur er weiß, was an jenem Tag wirklich geschah. Und nur er könnte davon erzählen. Mit großer Sensibilität spürt Pierre Lemaitre dem grausamen Schicksal seines jungen Protagonisten nach und stellt die Frage, wie es sich mit einer lebenslangen Schuld leben lässt.
»Mit seinem ausgeprägten Gespür für Tempo und Gefühl rollt Pierre Lemaitre den Schicksalsfaden einer Tragödie ab.«

Meine Meinung:
,,Drei Tage und ein Leben" von Pierre Lemaitre ist das erste Buch meiner 12 Books in 12 Months-Challenge für 2023, das ich nun beendet habe. Erzählt wird die Geschichte des 12-jährigen Antoine, der als einziger weiß, was es mit dem Verschwinden des kleinen Remy auf sich hat, nach dem der ganze Ort Beauval im Norden Frankreichs Ende Dezember 1999 sucht.

Ich gebe zu, dass ich mit einer anderen Geschichte gerechnet habe und näher an der Suchaktion dran sein würde. Statt dessen war ich überrascht, wie nah wir stattdessen an Antoine dran waren, denn die Geschichte wird aus seiner Sicht erzählt. Das war an sich gut gemacht, weil man fühlt was er fühlt, vor allem seine Angst, man ist mit ihm in seiner Gedankenspirale, aber das war mir fast schon zu nah, zu ausschweifend erzählt, weshalb für mich auch nicht 100%ige Nähe zu ihm aufkam. Ich musste mich tatsächlich erst an die Erzählweise gewöhnen, was durch die teilweise etwas längeren Kapitel nicht erleichtert wurde. Denn wenn man nur noch 15 Minuten Lesezeit hat (bis der Zug z.B. im Bahnhof ankommt), dann überlegt ich mir zweimal, ob ich ein 20-seitiges Kapitel noch beginne. Es ist kein Krimi oder Thriller, denn der Leser weiß von Anfang an, was passiert ist

Was mir gut gefallen ist, wie eindrücklich, düster und bedrückend die ganze Atmosphäre in dem Buch ist. Und das betrifft nicht nur Antoine und seine Gefühle, sondern auch die Nacht des Jahrhundertsturms der den kleinen Ort Beauval verwüstet hat und der Suche nach Remy in den Hintergrund rücken lässt. Da sind Bilder extrem lebendig geworden, vermutlich auch, weil wir alle z.B. die Bilder von der Flutkatastrophe im Ahrtal noch vor Augen haben.

Es gab auch grandios gut gelungene Szenen und Figuren (u.a. das Ende oder auch Antoines Mutter), auf die ich leider ohne zu spoilern nicht näher eingehen kann. Diese Szenen und Figuren machen das Buch für mich unvergesslich und lassen mich in meiner Bewertung zwischen 4 und 4,5 Sternen schwanken.

Ein Buch, das ruhig erzählt ist und sich grundsätzlich gut und flüssig lesen lies und das ich auf jeden Fall weiterempfehlen kann. Aber es fehlt mit unter an Interaktion, weshalb es mich nicht immer zu dem Buch gezogen hat.

Bewertung:
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Rock the Night!