Andreas Wunn - Saubere Zeiten

Begonnen von Esmeralda, 03. März 2023, 08:59:21

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Esmeralda

ZitatAls Jakob Auber erfährt, dass sein Vater im Sterben liegt, macht er sich auf ins Zuhause seiner Kindheit, an der Mosel. Dort beginnt er, sich mit der Vergangenheit seiner Familie zu beschäftigen. Sein Großvater Theodor Auber war im Wirtschaftswunder-Deutschland eine schillernde Figur. Er erfand ein Waschpulver, mit dem er ein reicher Mann wurde, bis er unter ungeklärten Umständen alles verlor. Seine Spurensuche führt Jakob bis nach Rio de Janeiro. Dort trifft er die Tochter des jüdischen Besitzers der Drogerie, in der die Karriere seines Großvaters einst begann. Jakob erfährt, was hinter Aufstieg und Fall des Familienimperiums steckt. In seinem Roman erzählt Andreas Wunn eine große Geschichte von Vätern und Söhnen, Schuld und Sprachlosigkeit zwischen den Generationen und dem Glück einer Familie, das in den Händen zerrinnt wie Pulver.

Mein Leseeindruck:
"Saubere Zeiten" ist ein melancholisch angehauchtes Familienporträt über mehrere Generationen.
Erzählt wird die Lebensgeschichte von Großvater Theodor Auber, Vater Hans Auber bis zum Sohn Jakob Auber, aus dessen Sicht alles geschildert wird.
Und das war für mich auch der Knackpunkt: mir fiel der Zugang zu Jakob selber sehr schwer.
Ich konnte oft sein Verhalten nicht verstehen, was seinen eigenen Umgang mit anderen Menschen betraf oder seinen Umgang mit Trauer.

An einigen Stellen war mir der Roman auch zu sprunghaft.
Vergangenheit und Gegenwart wechseln sich nahtlos ab und werden nicht immer klar voneinander abgegrenzt. Das hat meinen Lesefluss irgendwie schon behindert.

Mir hat der Roman schon gut gefallen, doch während der Vater Hans sowie der Großvater Theodor mir "näher" kamen, entwickelte ich Jakob gegenüber im Laufe des Romans eine immer größer werdende Distanz, was ich schade fand.
Und ich wusste nicht, worauf der Autor selber jetzt mehr Wert legt: auf die Familiengeschichte oder seine Hauptfigur Jakob und dessen Befindlichkeiten, die nicht immer nachvollziehbar waren.

Insgesamt eine solide [note2-]
Life is too short to read bad books.