Das Krähenweib von Corina Bomann

Begonnen von nirak, 15. Mai 2010, 20:41:40

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nirak

[isbn]978-3-426-66315-8[/isbn]
Das Krähenweib
Corina Bomann
Seiten: 524

Buchrückentext

Als Annalena Habrecht 1701 den aufstrebenden Apothekerlehrling Johann Friedrich Böttger kennen lernt, verliebt sie sich Hals über Kopf. Doch Johann hat noch eine andere Geliebte: die Alchemie! Und diese Liebe ist trügerisch, denn sie führt den vermeintlichen Goldmacher in die Kerker August des Starken. Annalena folgt ihm nach Dresden und findet sogar eine Anstellung am Hof. Doch kann es ihr gelingen, Johann aus den Fängen des mächtigen Kurfürsten zu befreien?

Zum Buch/Mein Meinung


Wenn man dieses Buch aufschlägt, fällt einem als erstes die Karte auf. Es ist ein schöne Ditailgetreue Karte, an Hand derer man den Weg den die Protagonisten gehen werden gut Nachverfolgen kann.

Das ganze Buch ist unterteilt in mehrere Bücher und diese wieder in einzelne Kapitel.
Am Anfang jedes Buches ist immer eine kleine Zeichnung diverser Krähen, sie sind klein  aber fein. Diese Art der Aufmachung hat mir gut gefallen. Zumal ich eigentlich mehr TB als HC kaufe, in diesem Fall hat es sich aber gelohnt, zumal auch der Preis für dieses HC sehr gut war.

Der Schreibstil ist schön flüssig, das Buch lässt sich gut Weglesen.
Zwischenzeitlich wird aus dem Tagebuch des Johann Böttger zitiert. Diese Abschnitte sind in der Ich-Form geschrieben, der Leser erhält dadurch einmal mehr das Gefühl direkt im Geschehen zu sein.

Ich war gleich von den ersten Seiten an gefangen von dieser Geschichte.
Von Anfang an ist es eine spannende Geschichte, die auch durch das ganze Buch nichts von ihrer Spannung verliert
Es ist die Geschichte einer starken Frau, die aus ihrem unglücklichen Leben ausbricht, die lernt  sich selbst zu behaupten. Und es ist die Geschichte einer großen Liebe.

Im Prolog lernen wir eine der Hauptpersonen kennen, Annalena zunächst als Kind. Man bekommt einen kleinen Einblick in das Leben einer Henkersfamilie. Was für mich schon spannend war, hatten doch die Henkersfamilien keinen leichten Stand in der Gesellschaft.

Weiter geht es dann im Leben von Annalena, die nun mit einem Henkerknecht verheiratet ist und keinen leichten Stand in ihrer Ehe hat. In diesem Abschnitt wird einmal mehr wieder deutlich, dass eine Frau auch im 18 Jahrhundert nichts wert war.
Mir viel es nicht schwer, mit Annalena ihren brutalen Mann zu verlassen, sie hat es geschafft, sich aus der Gewaltherrschaft ihres Mannes zu befreien und ihren eigen Weg zu gehen.

Wir lernen den Alchimisten Johann Böttger kennen, und zwar von einer Seite, wie es in keinem Geschichtsbuch zu finden ist. In hier mit einer Frau an seiner Seite zu erleben, ist Corina Bomann glaubwürdig gelungen. Genauso, wie sie es hier schildert, wie Böttger lebte und liebte und wie er es anstellte, dass jeder ihm das Goldmachen glaubte, könnte es durchaus gewesen sein.
Für mich war die ganze Geschichte rundum Stimmig

Im Nachwort erfahren wir, was an dieser Geschichte der Wahrheit entspricht und was nur Fiktion ist. Dieser Teil eines historischen Romans ist für mich immer besonders wichtig, da ich immer gerne Wissen möchte, was wirklich hinter der Geschichte steckt.
Auch dieser Teil ist der Autorin gut gelungen. Es gibt genug Informationen um einige Fragen zu beantworten ohne dabei zu sehr ein Geschichtsbuch zu werden.

Das Krähenweib hat mir von der ersten bis zur letzten Seite sehr gut gefallen, von mir gibt es dafür volle Punkte und ich hoffe, bald wieder etwas von Corina Bomann zu lesen.

[note1]








Annette B.

Respekt Karin, du bist aber wirklich schnell durch mit dem Buch und hast auch schon deine Rezi geschrieben! Super, dass nenne ich wirklich eine fleißige LR Teilnehmerin.
Corina wird sich über deine schöne Rezi sicher sehr freuen. :schmusen:
Liebe Grüße Annette

Annette B.

Das Krähenweib von Corina Bomann

Meine Meinung:

Dies ist der zweite historische Roman den Corina Bomann für ihre erwachsenen Leser auf den Markt gebracht hat und er ist genauso gut gelungen wie der erste. Man kann sogar sagen, dieses Buch ist sogar noch besser als das erste Werk, denn in diesem Buch wird die Gewalt an Frauen und die damit verbundene Angst und Hilflosigkeit von der Autorin thematisiert. Auch zeigt die Autorin an Hand des Schicksals von Annalena, wie schwer es für die betroffenen Frauen ist sich aus dieser furchtbaren Situation zu befreien.
Annalena hat es 1701 in ihrem Dorf, als Henkerstochter, sowieso nicht leicht in der Gesellschaft anerkannt zu werden und gerät dann auch noch an einen gewalttätigen Ehemann.
Diesen Charakter des Ehemannes hat Frau Bomann sehr brutal und deutlich gezeichnet, um den Leidensweg von Annalena für den Leser nachvollziehbar zu machen. Das Annalena in ihrer Angst und Verzweiflung dann eines Tages ihrem Ehemann davon läuft kann man also sehr gut verstehen.
Anhand einer kleinen Karte vorne im Buch kann man dann ihre verzweifelte Flucht und ihren weiteren Lebensweg sehr schön verfolgen.
In Berlin lernt Annalena dann den Apothekerlehrling Johann Friedrich Böttger kennen und lieben. Dieser Apothekerlehrling hat jedoch eine Leidenschaft und das ist das Gold. Er will unbedingt die Formel finden mit der man minderwertiges Metall in Gold verwandeln kann.
Mit der Figur des Johann Friedrich Böttger hat die Autorin eine Figur in die Handlung eingefügt, deren Charakter sie sehr schon gezeichnet hat. Man muss ihn einfach mögen, auch wenn er mit seinem Denken und Handeln manches mal eher in ,,Wolkenkuckucksheim" lebt, als in der realen Welt zur Zeit Friedrich des Großen und August des Starken. Auch diese beiden Herrscher und auch einige ihrer Minister werden von der Autorin charakterlich sehr schön beschrieben. Das ist sowieso ein ganz großes Plus dieses Buches das man die realen, wie auch die fiktiven Protagonisten sehr schnell einschätzen und auch ihr Handeln verstehen kann. Gerade bei den realen Persönlichkeiten, wie den Apotheker-Meister Zorn oder dem Gewürzhändler Röber stelle ich es mir schwierig vor zu deren Charakter überhaupt etwas in den historischen Unterlagen zu finden. Man merkt beim lesen sehr deutlich, dass Corina Bomann für dieses Buch besonders sorgfältig recherchiert hat. Dieses seltsame Ding, das neben dem Teller von August dem Starken liegt und aussieht wie eine kleine Forke, oder die schmackhafte Kostbarkeit namens ,,Tartuffel" sind nur zwei liebevolle Details die mir als Leser die Lebensumstände vor über 300 Jahren nahe brachten.
Kleine überlieferte Heimatgeschichten aus Dresden runden diese dichte Atmosphäre in dem Buch ab und geben der Handlung einen ganz besonderen Charme. Die Handlung ist gespickt mit vielen unerwarteten Wendungen und Abenteuern für die Protagonisten.

Dieses Buch ist wieder sehr lebendig und flüssig von der Autorin geschrieben. Die Sprache hat Fr. Bomann wunderbar der damaligen Zeit angepasst.
Als Leserin habe ich mit Annalena von der ersten bis zur letzten Seite gebangt, gelacht und gelitten.
Der Spannungsbogen ist vom Anfang bis zum Ende wunderbar straff gespannt und man kann das Buch kaum aus der Hand legen. Die Liebesgeschichte in diesem Buch ist sehr geschmackvoll erzählt und die Gewaltszenen sind zwar deutlich beschrieben, aber nicht übertrieben dargestellt. Die Gewaltszenen hat Frau Bomann auf das Nötigste reduziert und dabei sehr gut dosiert in die Handlung eingefügt. Albträume sind daher nicht zu befürchten.

Auch wenn die Autorin hier eine fiktive Geschichte zum Leben des Johann Friedrich Böttger erzählt, so hält sie sich doch sehr genau an die tatsächlichen Stationen im Leben des bekannten Alchimisten. Auch wenn sie August den Starken in die Geschichte einbindet so achtet sie auch hier auf die geschichtlichen Fakten. Das hat mir wirklich gut gefallen und ich würde gerne noch mehr von diesen unterhaltsamen Romanen mit realem geschichtlichen Hintergrund lesen.
Im ausführlichen Nachwort erklärt die Autorin  auch noch sehr genau was in ihrer Geschichte den Tatsachen entspricht und was von ihr erfunden wurde.
Ich kann dieses Buch nur wärmstens empfehlen. Ich hatte viele schöne Lesestunden und konnte oftmals den Alltag darüber vergessen.

Meine Note: [note1]
Liebe Grüße Annette