SilkeS. Wanderbuch 2021 - Jules Barnes: Die einzige Geschichte

[SilkeS.]

Hallo!

Ich habe mein Wanderbuch ausgewählt, weil ich die Hoffnung habe, dass es hier noch niemand kennt, aber doch für jeder etwas damit anfangen kann.
Ich hatte es schon länger auf der WuLi, dann ist es aber auf zwei verschiedenen Kanälen zeitgleich besprochen worden  und da es, wie gesagt hier noch nicht gelesen wurde, hoffe ich, dass es auch allen gefällt.

[sisquinanamook]

Ich bin schon total gespannt.

[sisquinanamook]

So, ich habe das Buch jetzt beendet und versuche mich mal an einer Rezi.
Ich werde diese in den Spoiler setzen.
Ich tu mir mit der Bewertung etwas schwer. Das Buch hatte Stellen, die ich phantastisch fand, aber auch Stellen, mit denen ich nicht viel anfangen konnte.
Das Buch war für mich eine interessante Erfahrung und es war nicht unbedingt das, was ich erwartet habe. Auf jeden Fall hat es mich aus meiner Komfortzone gebracht und auch überrascht.

Ich vergebe für das Buch [note3+] Kisten und bin gespannt, was ihr dazu sagen werdet.

Spoiler

Anhand des Klappentextes habe ich persönlich einen absoluten Kitschroman erwartet und die Erwartung wird im ersten Teil des Buches auch erfüllt. Ungefähr in den 70'igern - so ganz genau kommt das nicht raus - und ein 19jähriger verliebt sich in eine 48 Jährige Frau aus dem Tennisclub. Der Autor beschreibt diese Liebe aus der Ich-Perspektive. Die beiden werden ein Paar und er geht bei den McLeods ein und aus. Und da fängt es für mich an komisch zu werden. Die Beziehungen der Figuren untereinander ist irgendwie... komisch. Paul, der Protagonist, sitzt oft mit dem Mann an einem Tisch, mit dessen Frau er schläft und es wird nie so richtig klar, ob dieser etwas von der Affaire mitbekommt oder nicht. Die Figur der Susan bleibt für mich blass und irgendwie im Hintergrund. Ihre Beweggründe diese ungewöhnliche Liebesbeziehung einzugehen werden nie so wirklich klar. Genauso wenig, ob ihre Liebe so absolut ist wie seine oder ob sie in ihm nur eine Möglichkeit der Flucht vor ihrem Leben sieht.  Der erste Teil war für mich irgendwie schwer greifbar, obwohl der Autor eine wirklich tolle Sprache hat.

Im 2. Teil des Buches treffen Paul und Susan die Entscheidung ein neues Leben anzufangen. Dies tun sie mit Susans Weglauffond, von dem nie klar wird, woher dieser stammt, denn Susan arbeitet nicht (war damals ja auch nicht üblich).
Mit dem Neubeginn soll alles besser werden und Paul malt sich eine rosige Zukunft aus, aber es kommt alles anders und Susan wird zur Alkoholikerin.
Paul sieht sich mit 21 einer unlösbaren Aufgabe gegenüber. Er verliert seine große Liebe Stück für Stück an den Alkohol und alle Versuche sie zu retten scheitern. Warum Susan Alkoholikerin wird, wird nie klar. Der Leser erfährt nur kleine Bruchstücke aus Susans Leben und ihre Beweggründe bleiben bis zum Schluss nebulös.
Ihren Mann besucht sie von Zeit zu Zeit, aber er spielt keine größere weitere Rolle, was durchaus verwundert, da niemand in den Krankenhäusern in denen Susan behandelt wird, auf die Idee kommt ihn zu informieren. Für die Zeit finde ich das doch sehr ungewöhnlich. Alle geben sich irgendwie mit der Aussage zufrieden, dass Paul Susans Patensohn wäre.
Auch wird nie klar, wovon die beiden eigentlich leben. Paul studiert, verdient kein Geld und Susan arbeitet nicht.
Der Teil endet damit, dass Paul sich nicht mehr zu helfen weiß und Susan an ihre Tochter ,,abschiebt". Susan kommt schlussendlich in ein Heim.

Im dritten Teil erfährt der Leser, wie es mit Paul weitergeht. Er verwindet diese erste Liebe nie und wird beziehungsunfähig. Sein Jurastudium gibt er für einen Job unter seinen Fähigkeiten auf, ist damit aber auf irgendeine Weise schon irgendwie zufrieden. Susan lässt ihn sein ganzes Leben nicht los.

Das Fazit, das man hier ziehen kann ist wohl, dass die Liebe eben doch nicht alles schafft und auch ihr Grenzen gesetzt sind. Vor allem, wenn sie nicht auf beiden Seiten gleich stark ist. Hier hatte ich auf jeden Fall das Gefühl das es so ist. Die Entwicklung der Geschichte hat mich sehr überrascht. Erwartet hatte ich rosaroten Kitsch mit HappyEnd, tatsächlich war es ein sehr tiefgründiges Buch mit einer tollen Sprache über das Scheitern der Liebe.
Für mich bleiben die Randfiguren -bis auf Susans Freundin Joan - irgendwie blass und da nicht viel über sie erklärt wird, konnte ich mich auch nicht wirklich in sie hineinversetzen.
Pauls Gefühlswelt wirkt sehr echt, auch in seiner Naivität und in seiner Verzweiflung.
Susan stand ich sehr indifferent gegenüber und kann mich bis jetzt nicht entscheiden, wie ich zu ihr stehe. Es ist ein Buch mit viel Dikussionspotenzial und ich glaube, es wäre ein tolles Buch für eine Leserunde.

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[Kathrin]

Ich freue mich sehr, dass Silke dieses Buch ausgesucht hat. Bei mir steht der Autor auch schon länger auf der Wunschliste, wenn auch zunächst mit einem anderen Buch, aber das hier reizt mich schon auch. Habe heute angefangen und bin sehr gespannt, was das alles auf mich zukommen wird.

[sisquinanamook]

Ich bin meeega gespannt, was Du sagen wirst.

Ich fand es für mich echt schwierig.

[SilkeS.]

 
Oh ich freue mich total.
Gestern hat Kathrin mir schon total begeisterte WA geschickt... 
Und ich bin mega gespannt, was sie dann zu dem Buch sagt und ich am Ende die Eindrücke alles lesen kann.

[Kathrin]

Und ich bin durch mit Silkes Wanderbuch! Ich mochte es sehr. Ausführliche Rezi (in Spoiler) folgt hoffentlich in den nächsten Tagen. Eigentlich brauche ich nur Zeit, um das, was ich schon in Silkes Notizbuch geschrieben habe, hier auch einzutippen

[Kathrin]

So, jetzt hat es doch länger gedauert, dass ich die Rezi auch hier reinschreibe. Eigentlich hätten andere Rezis eine höhere Prio, aber sicher ist sicher, nicht, dass ich Silkes Wanderbuch und somit auch das Notizbüchlein schon wieder weiterschicken muss...hier nun also meine Meinung:

Spoiler

Ach, ich bin echt dankbar für unsere Wanderbuchrunde. Denn genau wie das Wanderbuch von Daniela, hatte ich auch dieses Buch nicht an oberster Stelle meiner Wunschliste. Wenn ich selbst gewählt hätte, wäre es wohl erst einmal ein anderes Buch von Julian Barnes geworden - zumindest hätte mich ein anderes Buch des Autors mehr gereizt. Aber genau wie Danielas Wanderbuch hat mich auch "Die einzige Geschichte" überzeugen können. Und ich finde sogar, dass beide Bücher einen ähnlichen Ansatz verfolgen, es aber auf unterschiedliche Art und Weise tun.

Julian Barnes hat mich mit seiner Sprache von der ersten Seite an begeistern können, auch wenn sie stellenweise anstrengend zu lesen war, aber halt auch einfach toll. Der Autor regt mit seiner Geschichte zum Nachdenken an und wirft sogar Fragen auf, die auch Carrie Bradshaw aus Sex and the City in ihrer Kolumne hätte besprchen können. Ansonsten hat das Buch aber nix mit SatC gemeinsam . Dass ich den Sprachstil auch stellenweise als anstrengend empfunden habe, zeigt sich darin, dass ich immer das Gefühl hatte, hellwach sein zu müssen, um manche Sätze nicht doppelt und dreifach lesen zu müssen. Es ist auf jeden Fall ein Buch für mich, bei dem ich dran bleiben musste, denn nur so konnte es seine Magie für mich entfalten. Es ist kein Buch, dass ich kleinstteilig gestückelt hätte lesen wollen (hier mal 5 Minuten, da mal 10 Minuten).

Dieses Buch erzählt eine tragsiche, traurige Geschichte, eine Art Liebesgeschichte, die ohne Liebesgedöns auskommt und im Endeffekt vermutlich sogar ein Coming-of-Age-Roman, aber einer der anderen Art, der vermutlich auch gar kein Coming-of-Age-Roman sein sollte.

Ich hatte Daniela gegenüber der Vorteil, dass ich wusste, worauf ich mich bei dem Buch einlasse. Ich wusste, was ich NICHT zu erwarten hatte, nämlich rosa-roten Kitsch und für dieses Vorab-Wissen war ich dankbar.

Je länger ich über die beiden Protagonisten Susan und Paul nachdenke, desto faszinierender finde ich sie. Eigentlich kann ich beide nicht wirklich greifen, sie sind sperrig, aber gerade das macht sie aus. Und ich kann trotz der Sperrigkeit mitleiden, sowohl mit Susan und was der Alkohol aus ihr gemacht hat, aber auch was diese toxische Beziehung aus Paul gemacht hat, denn seine Beziehung zu Susan hat sein weiteres Leben für immer geprägt. Für mich hat ihn auch Susans Tod nicht frei machen können. Die Beziehung zu Susan und ihre Alkoholsucht hat ihn zu sehr geprägt, als dass er noch mal das Leben und die Liebe so bedingungslos und unkompliziert hätte erleben/ leben können.

Schwierig fand ich die Erzählperspektive im 2. (von 3) Teilen, in dem Paul vom Erzähler mit "Du" angesprochen wird (oder erzählt Paul und sprich den Leser mit "Du" an?). Ich bin schon nicht der größte Freund der Ich-Perspektive (1. Teil), die dritte Person als (allwissender) Erzähler (im 3. Teil) ist mir immer lieber, auch wenn die Ich-Perspektive zumindest in diesem Buch am besten funktioniert hat.

Großer Pluspunkt ist für mich immer, wenn ich mir Fragen zum Inhalt, zum Plot stelle und der Autor mir da kurze Zeit später die Antwort darauf gibt. Julian Barnes hat das hier gemacht. Ich mag das, denm das fühlt sich für mich immer so an, als ob ich den Autor und das, was er mir vermitteln will, verstanden hätte.

Bewertung:
[note2+]

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[sisquinanamook]

So unterschiedlich empfindet man das....

Aber ich geb Dir Recht - vielleicht hätte es mir geholfen zu wissen, was auf mich zukommt.

Der Autor war mir auch so überhaupt kein Begriff.

[Kathrin]

Ich hoffe, dass ich es heute noch auf die Post schaffe, damit Silkes Wanderbuch auch zeitnah bei Christiane ist.

[Kathrin]

Okay, Christiane. Ich war gestern auf der Post (aber erst kurz vor Schluss), deshalb geht das Päckchen erst heute raus. Dürfte also in den nächsten Tagen bei Dir ankommen.

[Christiane]

Alles klar, danke  . Bin schon gespannt auf das nächste Buch...

[Christiane]

Liebe Kathrin,
Dein kompaktes, aber gehaltvolles Päckchen ist heil bei mir gelandet. Vielen Dank fürs Rücksenden vom 'Fjord' - es freut mich total, dass es Dir so gut gefallen hat. Vielleicht lesen wir die weiteren Bücher der Reihe (die hoffentlich kommen werden) mal gemeinsam?!
Ebenso vielen Dank für die 'Frau am Fenster'-Leihgabe von Dir.
Für die neue Teekollektion sag ich auch schon mal herzlichen Dank. Da hast Du immer Überraschungen für mich parat - so ganz außerhalb meiner gewohnten Tee-Wege  . Dabei ist mir aufgefallen, dass ich völlig verschwitzt hab, Dir zu Deinem Lieblings-ChocoChili-Tee Rückkmeldung zu geben. Ich habe ihn tatsächlich probiert, obwohl ich normalerweise um alles, auf dem Chili steht per se einen Riesenbogen mache. Aber ich fürchte, weder Chili noch Choco möchte ich als Tee trinken  .  Trotzdem - es war mal eine Erfahrung, die ich ohne Dich sicher nicht gemacht hätte  .

Und dann ist nun Silkes Wanderbuch bei mir eingetrudelt. Meinen ersten Eindruck vom Klappentext schreib ich dann gleich mal als Spoiler.

Spoiler

Analog zu Kathrins Tee ist auch dies Buch eines, das ab von meinen ausgetretenen Wegen liegt. So viel 'Liebesgedöns' würd ich mir eher nicht aussuchen. Nun, dafür ist die Wanderbuchrunde da und ich bin gespannt, ob mich das Buch gefangen nehmen kann. Immerhin ist es keine ganz alltägliche Konstellation und vom Klappentext verspreche ich mir jedenfalls, dass es unerwartete Wendungen geben wird.

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[Kathrin]

Die weiteren Fälle müssen noch übersetzt werden. Im Original gibt es sie.

Die Teekollektion war schon im Paket, ich vermute von Silke. Ich hatte mir 1-2 Beutel rausgenommen, aber noch nicht probiert. Bin eh nicht sooooo der Teetrinker und im Frühling/ Sommer schon gleich gar nicht.

Was das Buch von Silke angeht, bin ich sehr gespannt, was Du am Ende sagen wirst.

[SilkeS.]

Die Teekollektion war schon im Paket, ich vermute von Silke. Ich hatte mir 1-2 Beutel rausgenommen, aber noch nicht probiert. Bin eh nicht sooooo der Teetrinker und im Frühling/ Sommer schon gleich gar nicht.

Ähm, nein, ich glaube ich hatte damals noch keine Tees oder Guddis mit meine Pakete gepackt. Müsste von Daniela stammen