Yaa Gyasi - Ein erhabenes Königreich

Begonnen von Inge78, 19. August 2021, 11:37:41

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Inge78

ZitatShortlist 'Women's Prize for Fiction 2021'

Mit dem Auftauchen ihrer Mutter, die sich ins Bett legt und auf nichts mehr reagiert, kehren in Gifty die schmerzhaftesten Kindheitserinnerungen zurück: das Verschwinden des Vaters, der in seine Heimat Ghana zurückging, der Tod des geliebten Bruders und die Depression der Mutter angesichts dieser Verluste. Ihre Familiengeschichte hat dazu geführt, dass Gifty als erwachsene Frau ihren Glauben gegen die Neurowissenschaften eingetauscht hat. Sie ist davon überzeugt, dass sich Depression und Abhängigkeit, und damit Trauer und Leid, durch entsprechende Behandlung verhindern lassen. Doch die Angst um ihre Mutter, die fest verankert in ihrer Religion stets allen Schwierigkeiten im weißen Amerika gewachsen war, lässt Gifty an beidem zweifeln: Kann nur die unbestechliche, aber seelenlose Wissenschaft ihr die Mutter zurückbringen oder gelingt das allein den herzerwärmenden Erlösungsversprechen der Kirche?

Die bewegende Geschichte einer Familie, exemplarisch für die vom Rassismus geprägte amerikanische Gesellschaft

Gifty hat bereits einige Schicksalschläge erlebt. In ihrer Kindheit haben der Glaube an Gott und die Kirche immer eine große Rolle gespielt, jedoch findet Gifty dort keine Hilfe für sich. Sie wendet sich der Wissenschaft zu, um Antworten auf ihre drängensten Fragen zu finden. Doch kann sie als Wissenschaftlerin auch ihre eigenen Probleme lösen?

Ich habe das Buch "Ein erhabenes Königreich" mit großen Erwartungen begonnen, da mir das Debüt der Autorin gut gefallen hat. Die beiden Bücher lassen sich schwer vergleichen, doch wieder konnte mich der Schreibstil der Autorin in den Bann der Geschichte ziehen. Gifty hat es als Tochter von Einwanderern nicht leicht, ihr Vater kommt in den USA nicht zurecht und geht zurück nach Ghana, ihre Mutter arbeitet hart und ist quasi dauernd abwesend, um die Familie durchzubringen. Gifty und ihr Bruder sind sich selbst überlassen. Die beiden Kinder erleben eine Kindheit, die zwar beschattet ist von Rassismus, die aber dennoch nicht unglücklich ist.
Ein schwerer Schicksalsschlag veranlassst Gifty dazu, sich der Neurowissenschaft zuzuwenden und sie forscht an Mäusen zum Thema Suchtverhalten. Das Thema Hirnforschung wird sehr detailliert beschrieben, es ist zwar interessant und verständlich beschrieben, macht das Buch aber sehr klinisch und distanziert. Dies ist auch mein größter Kritikpunkt am Buch, diese Distanzierheit. Ich konnte zu Gifty im Laufe des Romans keine Beziehung aufbauen und war ihr emotional nicht nahe. Dies passt zu ihr als Charakter, denn sie lässt diese Nähe auch im Buch nicht zu. Aber macht es mir als Leser eben schwerer. Auch die anderen Charaktere im Buch sind eher unnahbar wenn auch teilweise wirklich spannend.
Ich fand den Konflikt zwischen Glaube und Wissenschaft richtig gut beschrieben, das bringt die Autorin toll rüber. Selber in einem christlichen Haushalt aufgewachsen,kann ich die Rituale rund um den Glauben auch nachvollziehen und verstehe auch den Trost, den der Glaube lange Zeit auch Giftys Mutter gegeben hat. Absolut nachvollziehbar ist auch Giftys Hinwendung zur Wissenschaft und ihre Suche nach Antworten . Dabei schafft Yaa Gyasi den Spagat zwischen beiden Welten und ihr Schreibstil macht alle Elemente des Buches faszinierend. Viele andere Themen werden ebenfalls angesprochen, Rassismus, Drogen, Depression, Integration oder eben Nicht-Integration. Und bei der Fülle der Themen kann eben nicht alles in voller Tiefe beleuchtet werden.
Ein gutes Buch, ein wichtiges Buch, ein Buch, das nachhallen wird. Zur vollen Punktzahlt hat es für mich nacht ganz gereicht aber ich würde es jederzeit weiterempfehlen

[note2]
Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf

Kathrin

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