Susanne Pilastro - DANTEZ: Der Verbannte von Córdoba

Begonnen von Esmeralda, 13. September 2021, 08:48:47

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Esmeralda

Zitat,,Welche Art von Mann willst du sein, Dantez?! Soll man sich vor dir in jedem Hafen fürchten?" / ,,Es ist genug! Du gehst mit dem nächsten Händler, der an meine Tür klopft! MEINE Tür wird dir künftig verschlossen bleiben!" Die Verbannung, die der maurische Kaufmann Yacub al-Bakr für seinen Ziehsohn Dantez ausspricht, ist eine ins Ungewisse. Mit wem wird der Siebzehnjährige gehen müssen: Mit Guillaume aus Okzitanien? Lorenzo Esporgia von Siqilliyya? Einem der Hellenen? Oder mit jemandem vom anderen Ende der Seidenstraße? Dantez versucht, sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und macht sich 1209 auf einen Weg, der ihn quer durch Europa führt. / / Folgen Sie ihm auf eine Reise voller LIEBE und LEIDENSCHAFT, BESITZ und BEGIERDE, GEWALT und GÜTE. Erleben Sie mit ihm HINTERHALT und HILFSBEREITSCHAFT und begleiten Sie ihn auf seiner Suche nach WERTEN und WERTIGKEITEN. // DANTEZ - Der Verbannte von Córdoba; der über dieses Buch sagt: ,,Endlich habe ich die Möglichkeit, MEINE Geschichte zu erzählen!"

Mein Leseeindruck:
Mir hat die Reise mit Dantez, dem Protagonisten dieses Romans, sehr gut gefallen.
Er war mir nicht immer sympathisch und seine Art mit Frauen umzugehen ist zuweilen eher zweifelhaft; aber er hat aus seinen Fehlern gelernt und das eine oder andere Mal hatte ich tatsächlich Mitleid mit ihm.

Es handelt sich bei diesem Buch aber nicht um einen rein historischen Roman, sondern - und das finde ich das Herausragende - die Geschichte wird immer wieder durch den verbalen Schlagabtausch, den sich die Autorin mit dem Protagonisten liefert, aufgelockert. Die Dialoge sind filmreif!

Dies ist Band 1, der mit einem spannenden Cliffhanger endet.
Ich möchte unbedingt wissen wie es mit Dantez weitergeht und freue mich jetzt schon sehr auf den Folgeroman.

[note2]
Life is too short to read bad books. 

Kathrin

#1
Und hier meine Meinung (die mal wieder etwas länger auf sich hat warten lassen.)

Lange habe ich auf ,,Dantez – Der Verbannte von Cordoba" von Susanne Pilastro warten müssen, bis es Ende Juli 2021 endlich käuflich zu erwerben war. Bestellt habe ich es sofort, auch wenn es ein wenig gedauert hat, bis ich mit lesen angefangen habe, denn ich hatte auch aus mehreren Gründen Angst davor.
-   Angst, dass ich das Buch nicht mögen würde, obwohl ich es doch so unbedingt lieben wollte, da ich die Autorin kennenlernen durfte und so sehr mag.
-   Angst, dass es mir zu gut gefallen könnte und meine Rezi dann zu euphorisch und geschönt klingen könnte
-   Angst, dass ich über die - für mich unaussprechlichen - Ortsnamen wie Isbiliyya (das heutige Sevilla) - stolpern und mich daran aufhängen würde, auch wenn die Autorin in den Vorbemerkungen auf denen Verwendung hinweist.
Und genau wegen diesen Ängsten wusste ich auch, dass die Zeit reif bzw ich in der richtigen Stimmung für das Buch sein musste, was dann allerdings, dank eines gemütlichen Wochenendes bereits Mitte September soweit war. Letztendlich kann ich sagen, dass die Ängste zwar ein Stück weit berechtigt waren, sich aber nicht bewahrheitet haben. Denn ich mochte das Buch, auch wenn es nicht perfekt war und ja, über die Ortsnamen bin ich anfangs sehr gestolpert, aber irgendwann habe ich sie tatsächlich auch nicht mehr registriert.

Vom Grundsatz her ist ,,Dantez – Der Verbannte von Cordoba" wohl kein Buch, das ich heute noch aktiv kaufen würde, denn die Zeit, in der ich fast ausschließlich historische Romane gelesen habe ist schon lange vorbei. Ins Mittelalter zieht es mich nur noch selten, insofern lag es einzig und allein an der Autorin, dass ich an dem Buch doch nicht vorbeigehen konnte...naja, und schon auch an Dantez selbst, dem ich bereits in der Novelle ,,30 Minuten mit Petrus" und ,,ÜBER LEBEN – Gespräche mit meiner Romanfigur" begegnet bin und ihm ... ... ein wenig verfallen bin.

Der Schreibstil von Susanne Pilastro hat sich in weiten Teilen für mich gut und rutschig lesen lasse. Ich mag den schelmischen, neckenden, teilweise sarkastischen Unterton, aber teilweise sind die Sätze auch schon sehr lang, sehr verschachtelt, so dass ich auch immer das Gefühl hatte, hell wach sein zu müssen um allen Nebensätzen, Wendungen und Einschüben auch folgen zu können. Und tatsächlich hatte ich zwischendurch eine kleine Hängepartie mit einem Teil der Geschichte, der mir zu langatmig war ... aber vielleicht war ich auch nur müde und wollte – genau wie Dantez – einfach nur von dem Schiff runter und etwas Aufregenderes als seine ständige Kotzerei erleben. Was dann auch definitiv der Fall war und spätestens ab dem Abstecher nach Brügge hatte mich das Buch dann auch wieder voll im Griff. Außerdem hatte ich das Gefühlt, dass sich die Autorin ab einer bestimmten Szene die Seele endlich freigeschrieben hatte – eine grausame Szene, die bereits in ,,30 Minuten mit Petrus" und ,,ÜBER LEBEN – Gespräche mit meiner Romanfigur" thematisiert wurde.

Dantez selbst ist keine einfache Hauptfigur. Zu Beginn in Cordoba, empfand ich ihn noch als liebenswerten Schluri, der – ja okay – ein wenig schwanzgesteuert ist, aber  die Damenwelt scheint auf ihn zu stehen. Aber zwischendurch kann er einem mit seiner Begriffsstutzigkeit und der Tatsache, dass er nur seine Befriedigung im Sinn hat, schon auch auf den Sack den Nerv gehen, so dass er gut und gerne auch zu ,,Augen-roll-Figur" hätte verkommen können. Aber er entwickelt sich weiter, denn glücklicherweise stellt ihm die Autorin mit Ansgar und Erik zwei grandiose Figuren an die Seite, die sowohl ihm  als auch meinem Leseherzen so sehr gut tun.
Dennoch hat Dantez als Hauptfigur für mich am besten in ,,ÜBER LEBEN" im Tandem mit der Autorin funktioniert, weshalb ich auch nicht weiß, ob dieser Roman für sich alleine gestellt für mich so gut funktioniert hätte. Man kann  Dantez' Geschichte ganz klar auch ohne die beiden anderen Werke gut lesen, man versteht (bis vielleicht auf den Prolog) alles problemlos, denn die Autorin weißt in der Protasis auf die Entstehungsgeschichte ihres Buches hin. Aber in mein Herz gelassen habe ich Dantez mit ,,ÜBER LEBEN."

Da die Autorin ihre neueren Werke ohne Verlagsunterstützung veröffentlicht, kann sie das Buch frei gestalten, sowohl bei der Coverauswahl als auch im Innenleben (unterschiedliche Schriftarten) und vielen Extras wie Landkarten und einem ausführlichen Anhang mit Personen- und Ortverzeichnis und einem ,,Best of Lektorat." Und dadurch ist das Buch so geworden, wie sie es wollte. Dass ich vielleicht ein paar Dinge anders gemacht hätte (einheitliche, konsequente Verwendung der Ortsnamen oder auch Heiligentage am Anfang der Kapitel bzw.), ist schlichtweg Geschmackssache und ganz klar ist es ihre künstlerische Freiheit es so zu machen, wie sie es für richtig oder auch ,,schöner" hält. Und da mich ,,Dantez – Der Verbannte von Cordoba" in einen wahren Leserausch versetzt hat und ich seitdem wieder meine Bücher verschlinge und jede freie Minute zum Lesen nutze, muss Susanne Pilastro für mich sehr vieles richtig gemacht haben und ich kann es kaum erwarten, den zweiten Teil in den Händen zu halten.

Bewertung:
[note2+]
Rock the Night!

Esmeralda

Super zusammengefasst und geschrieben, Kathrin.  :applaus1:
Life is too short to read bad books.