Trent Dalton - Der Junge, der das Universum verschlang

Begonnen von Inge78, 27. Mai 2022, 07:42:08

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Inge78

ZitatBrisbane, 1983: Wie wird man zu einem guten Menschen? Diese Frage treibt den 11-jährigen Eli Bell um. Auf den ersten Blick hat er nicht gerade die besten Vorbilder um sich herum: Die Mutter und der Stiefvater dealen mit Heroin, sein großer Bruder Gus spricht nicht mehr, sein Vater glänzt durch Abwesenheit und sein Babysitter ist ein hartgesottener Exhäftling. Doch zwischen den Drogen und dem Schmutz erfährt Eli zärtliche Liebe, aufrichtige Freundschaft und die Magie seiner Phantasie. Elis Welt gerät erst ins Wanken, als der Cartellboss Tytus Broz in sein Leben tritt und die Familie auseinanderreißt.
Während Eli heranwächst, wird er weiter mit der Frage kämpfen, ob aus einem schlechten Menschen doch noch ein guter werden kann; er wird in das berüchtigte Boggo Road Goal-Gefängnis einbrechen, um seine Mutter an Weihnachten zu besuchen; er wird durch seine Briefe ins Gefängnis einen wichtigen Freund gewinnen und aus Versehen mitten in einer Schießerei zwischen zwei Gangs landen; er wird einen Karriereweg finden, der nichts mit Drogen zu tun hat. Und er wird sich verlieben

"Es war ein Stoß Papier, vielleicht 500 leere DIN-A4-Seiten. Auf der ersten Seite stand eine kurze Widmung: Um das Haus niederzubrennen oder die Welt in Brand zu stecken. Du hast die Wahl, Eli."

Eli Bell wächst in einer zerrütteten Familie auf, seine Eltern sind geschieden, der neue Lebensgefährte seiner Mutter ist ein kleiner Drogendealer, der sich in Schwierigkeiten bringt. Sein Bruder bleibt seit einer traumatischen Erfahrung stumm, sein Babysitter ist ein Ex-Knacki. Doch Eli will ein guter Mensch bleiben und dieser Wunsch begleitet ihn sein Leben lang.
Wir begleiten Elis Leben ca. 9 Jahre lang, lernen den 11-jährigen Jungen kennen, der mit sich und seiner Umwelt kämpft und erleben, wie er erwachsen wird, erwachsen werden muss, viel zu früh. Was er erlebt, ist erschreckend, doch immer wieder findet er das Gute in den Dingen, die ihm passieren. Eli und auch sein Bruder Gus sind etwas Besonderes, sie sehen die Welt irgendwie etwas anders und erfahren trotz aller schrecklichen Erfahrungen doch Liebe. Ich habe etwas gebraucht, um ins Buch hineinzukommen, der Schreibstil war erst etwas gewöhnungsbedürftig, wir erfahren viel aus der Innenansicht, den Gedanken und Gefühlen Elis und diese sind nicht immer klar angegrenzt von der Wirklichkeit. So weiß man manchmal nicht, was Fantasy eines Jungen ist, der sich aus der Realität zurückziehen muss oder was eben die Realität ist. Darauf muss man sich einlassen und dann konnte ich ab einem bestimmten Zeitpunkt das Buch auch quasi nicht mehr aus der Hand legen. Ich habe Eli sehr lieb gewonnen, ich habe unglaublich viel erlebt mit ihm, ich liebe seinen verrückten leichtsinnigen Aktionen bei denen ich oft gezittert habe, ob das wohl gut geht. Besonders für einen sehr speziellen Besuch bei seiner Mutter habe ich ihn unglaublich gefeiert. Und bei aller Action und Spannung ist das Buch sehr gefühlvoll und emotional. Man verliert sich in den Figuren und wünscht ihnen nur das Beste - oder eben das Schlechteste. Das Finale ist atemberaubend spannend, die Ereignisse überschlagen sich. Nicht alle Fragen sind gelöst aber das war auch nicht nötig. Großartiges Erzählkino, es unglaublich gutes Gesellschaftsportrait Brisbanes in den 80er Jahren des letzens Jahrhunderts. Drogen, Gewalt, Kriminalität aber auch Familie, Freundschaft, Liebe. Ein Buch, dass ich wohl immer tief im Herzen tragen werden mit einem großartigen Protagonisten
"Der Sinn unseres Lebens besteht darin, das zu tun, was richtig ist, nicht das, was einfach ist."

[note1]
Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf

Kathrin

Danke Dir für Deine Rezi! Das Buch war eh schon auf meiner WuLi, jetzt ist es noch höher gerutscht!!!
Rock the Night!

Kathrin

Und hier meine Meinung:

,,Der Junge der das Universum verschlang" von Trent Dalton ist ein Buch, das ich gerne mehr geliebt hätte, als ich es letztlich tat. Es war wieder mal ein Buch, das so viele mochten, von dem ich so viel Gutes gehört hat und es war auch gut, aber ich habe hier fast schon ein Highlight erwartet und das war es für mich definitiv nicht. Es war gut, aber auch nicht mehr.

,,,,Du bist ein geborener Farbenschreiber ... Du stehst auf alle diese kleinen Details. Du schreibst keine Nachrichten, Du malst hübsche Bilder."
Ich senkte den Kopf. Vielleicht hatte er ja recht. So habe ich schon immer geschrieben. Erinnerst Du Dich, Slim? Verschiedene Blickwinkel. Die Kunst, einen Augenblick bis zur Unendlichkeit in die Länge zu ziehen. Details. Einzelheiten."
Was der Chefredakteur der Zeitung hier zu unserem Protagonisten Eli Bell sagt und was Eli im Anschluss darüber denkt, fast ziemlich gut zusammen, was mich an diesem Buch leider etwas gestört hat. Mir war Elis Sprache, wie er seine Geschichte (durch Trent Dalton) erzählt viel zu blumig und viel zu ausschweifend. Vor allem fand ich, dass er am Ende des Buches mit 18 noch so geklungen hat, wie mit 14. Und seine Verliebtheit hat mich richtig gehend genervt ... vielleicht ist aber auch mein grundsätzliches Problem mit jugendlichen Protagonisten schuld an meiner Genervtheit. Denn zu Beginn fand ich Eli und auch seinen Bruder Gus und die ganz besondere Beziehung zwischen den beiden echt knuffig. Grundsätzlich habe ich aber den besonderen und auch schönen Stil des Autors aber durch aus (an-) erkannt. Und es ist auch klar, dass der Autor die Geschichte genau so erzählen will. Nur ich konnte es einfach nicht genießen. Das Buch hat zwar durchaus einige Szenen, die ich gefeiert habe, aber es gab halt auch Augen-Roll-Momente und alles in allem konnte es mich nicht richtig packen und begeistern. Vielleicht hat mich das Buch auch einfach zu einer ungünstigen Zeit erwischt.

Auch das Ende des Buches hat einen mehr als fahlen Beigeschmack bei mir hinterlassen und das in dreifacher Hinsicht, nur dass ich da ohne zu spoilern nicht näher drauf eingehen kann. Aber puh, nee, das hätte der Autor besser lösen können. Letztlich haben zwei Figuren (Slim und Lyle) das Buch für mich gerettet, an die ich, trotz ihrer Geschichte und was es mit ihnen auf sich hat,  mein Herz verloren habe. Ein bisschen so wie bei ,,Der Junge der Träume schenkte" von Luca di Fulvio, zu dem das Buch von Trent Dalton irgendwie richtig gut passt.

Bewertung:
 :Box1:  :Box1:  :Box1:  :Box_halbgrau1:  :Box_grau1:
Rock the Night!