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Storica => Rezensionen => Thema gestartet von: Lannie in 22. März 2007, 17:18:57

Titel: Die Teerose - Jennifer Donnelly
Beitrag von: Lannie in 22. März 2007, 17:18:57
Verlag: Piper
ISBN: 3-492-26181-7
Seiten: 685
Ausgabe: Taschenbuch
Preis: € 8,95
ET: 07.2006

[isbn]3492261817[/isbn]

Inhaltsangabe

London 1888


Während in den Gassen von Whitechapel das Laster blüht, träumt die 17jährige Fiona von einer besseren Zukunft.
Als Packerin in einer Teefabrik beweist die junge Irin ihr Gespür für Tee, für seinen warmen, intensiven, betörenden Duft, für die köstlichsten Sorten und exotischsten Mischungen. Doch dann muss Fiona ihren Verlobten Joe verlassen und sich im New York der Jahrhundertwende eine Existenz aufbauen ...

Meine Meinung

Mir wurde "Die Teerose" von Jennifer Donnelly von einer Freundin empfohlen, die mir schon viele wertvolle Buchtipps gegeben hat und auch dieses Mal hat mich ihre Empfehlung nicht enttäuscht.

Gleich von Anfang an war ich in der Geschichte gefangen und unheimlich fasziniert von den Figuren. Jennifer Donnelly hat phantastische Charaktere geschaffen, die einem sehr schnell ans Herz wachsen und deren Leid und Glück mich zutiefst berührt haben. Nicht nur die Hauptfigur Fiona stand mir mit all ihren Facetten vor Augen, sondern wirklich jede Figur, die in diesem Roman eine größere Rolle zu spielen hatte. Ich bin tief beeindruckt von der Fähigkeit der Autorin so lebendige, glaubwürdige Charaktere zu schaffen.

Und nicht nur das kann Jennifer Donnelly ausnehmend gut. Sie hat eine Geschichte geschaffen, die - nicht nur in einzelnen Szenen, sondern von der ersten bis zur letzten Seite -glasklar und gestochen scharf vor meinem inneren Auge ablief. Selten habe ich ein Buch gelesen, das so klare Bilder hervorgerufen hat.

Sehr gut hat mir neben dem sehr flüssigen Lesevergnügen und der Suchtgefahr gefallen, wie Jennifer Donnelly Ereignisse, die Londons Bürger 1888 und 1898 bewegt haben, in ihren Roman eingebaut hat. Das hat sie wirklich gekonnt und auch glaubwürdig miteinander verbunden.

Die Emotionen, die die Autorin beim Leser auslöst, sucht seines gleichen. Gefühlsmäßig war der Roman die reinste Berg- und Talfahrt. Nicht nur für die Hauptfigur Fiona, sondern auch für mich, den Leser. Fionas Geschichte hat mich zutiefst berührt und mehr als einmal saß ich total verheult in meinem Bett, schluchzend auf meinem Sofa.
Nicht viele Autoren haben dieses Talent, beim Leser so viel Emotionen zu wecken und daher schneiden diese Bücher bei mir immer besonders gut ab, auch wenn es inhaltlich vielleicht nicht ganz so perfekt ist. Und damit bin ich bei meinem Kritikpunkt.

Fionas Lebensgeschichte ist gut durchdacht und bietet dem romantischen Leserherz eigentlich alles, was es sucht. Allerdings verlief mir das letzte Drittel des Buch stellenweise viel zu problemlos, um noch realistisch zu wirken. Darüber hätte ich noch gut hinwegsehen können, hätte Jennifer Donnelly dieses letzte Drittel nicht auch noch mit einem mehrjährigen Zeitsprung begonnen, der mich doch sehr enttäuscht hat. Plötzlich befand sich nicht nur Fiona in einer anderen Welt, sondern auch der Leser. Mir fiel es doch verhältnismäßig schwer, mich darauf einzulassen und mich in diese Welt hinein zu finden.

Ansonsten war "Die Teerose" für mich der perfekte Liebesroman und ich möchte jedem diesen Roman empfehlen, der eine herzzerreißende Liebes- und Lebensgeschichte im ausgehenden 19. Jahrhundert lesen möchte.

Anmerkung

Im Februar ist die Fortsetzung "Die Winterrose" erschienen.

Meine Bewertung

Note: 2+

[note2+]
Titel: Re: Die Teerose - Jennifer Donnelly
Beitrag von: Kathrin in 25. März 2007, 18:58:50
Und hier meine Rezi:

Der Anfang des Buches war wirklich sehr sehr vielversprechend. London im Nebel zur Zeit Jack the Rippers und es geht auch gleich im Prolog mit dem Mord an einem der Opfer Jack the Rippers los. Man fragt sich vielleicht zum Beginn, was Jack the Ripper mit einer angekündigten Liebesgeschichte zu tun haben könnte, aber so wird auf alle Fälle schon mal eine bestimmte Atmosphäre geschaffen und zieht den Leser direkt in die Geschehnisse des Buches hinein.

Auch der Anfang rund um die Geschichte der Hauptfigur Fiona Finnegan war durchaus vielversprechend. Man lernt ihre Familie kennen und lieben und fühlt sich in der herzlichen Familienatmosphäre der Finnegans, auch wenn sie eher in ärmlichen Verhältnissen im Osten Londons wohnen, direkt heimisch und wohl. Auch die anschließenden Ereignisse mit den Morden Jack the Rippers und den Gewerkschafteraktivitäten haben mich sehr mitgerissen und ich habe in den ersten Kapitel doch sehr mit den Figuren mitleiden können und es sind auch einige Tränen geflossen, was ich immer als ein gutes Zeichen für einen Roman werte, wenn ich weinen kann.

Allerdings stand mir direkt von Beginn an die Liebesgeschichte zwischen Fee und Joe zu sehr im Mittelpunkt. Ich bin einfach kein LiRo-Leser. Ist nicht mein Genre.

Die Hauptfigur Fiona mochte ich anfangs wirklich sehr. Sie ist eine starke Kämpfernatur und lässt sich nicht unterkriegen, trotz all der Schicksalsschläge, die sie in ihrem Leben erleben muss. Sie lebt für ihren Traum, später für ihre Rache. Allerdings ging mir Fee im hinteren Drittel des Buches mit ihrer Sehnsucht nach Joe und ihren Rachegelüsten doch extrem auf die Nerven. Ich konnte es einfach nicht nachvollziehen, sie wurde mir da zu unrealistisch, ich konnte ihre Gefühle und Handlungen nicht mehr nachvollziehen und so war sie mir einfach nicht mehr wirklich nah.
Joe, ihr Traummann, ist mir hingegen vor allem an Anfang schon fast zu perfekt, dass ich schon fast dankbar sein musste, dass auch er Fehler hat und Fehler begeht, die sich extrem auf sein und Fees Leben auswirken. Mit Joe bin ich nie wirklich warm geworden und ich kann auch seine Handlungen nicht immer wirklich nachvollziehen. Von ihm war ich als Figur und auch menschlich ziemlich enttäuscht beim Lesen und konnte Fees nie enden wollende Liebe einfach nicht verstehen.

Grundsätzlich waren mir diverse Nebenfiguren lieber als Joe und Fee, allen voran Roddy und Nick. Leider wurde, meines Erachtens, eine andere Nebenfigur, Will, zunächst als der große Traummann dargestellt und auf einmal wurde er von JD um 180° gedreht, so nach dem Motto, dass auch die letzte Leserin (sprich ich) von Joes Qualitäten überzeugt wird, aber hat nicht geklappt. Ich bin zwar enttäuscht darüber, was Will für eine Entwicklung durchmachen musste, aber von Joe bin ich trotzdem nicht überzeugt.

Alles in allem war mir vieles an der Geschichte in Fees Leben auch einfach zu simpel und einfach. Klar, Fee hat  viele Schicksalsschläge hinnehmen müssen und  sie hat auch ein wenig Glück in ihrem Leben verdient, aber ihr ist einfach zu viel in den Schoß gefallen. So großartige Schwierigkeiten hatte sie seit ihrer Auswanderung nach Amerika nicht mehr zu bekämpfen. Vieles war einfach auch zu vorhersehbar, zu perfekt und auch zu klischeehaft, was mich zeitweise wirklich ziemlich genervt hat. Auch fühlte ich mich um einige Szenen betrogen, die die Autorin entweder nur kurz angerissen oder überhaupt nicht erwähnt hat. Auch der Zeitsprung von 10 Jahren, in denen einiges in Fees Leben passiert ist, fand ich nicht gelungen, da wäre ich gerne mit dabei gewesen.

Das Ende des Buches fand ich eigentlich wieder sehr gelungen, wenn Jennifer Donnelly aus dem Bösen der Geschichte nicht noch Jack the Ripper gemacht hätte. Das hätte sie sich sparen können. Dafür wurde mit dem Auftauchen der Hauptfigur des in Kürze erscheinenden Fortsetzungsromans dem Leser noch mal eine dicke Überraschung präsentiert, mit der ich wirklich nicht gerechnet hätte und die ich der Autorin hoch anrechne! Auch der leichte und flüssige Schreibstil von Jennifer Donnelly lässt einen das Buch kaum aus der Hand legen und es gab Szenen in dem Buch, die ich einfach umwerfend fand und von denen ich gerne noch mehr gelesen hätte, aber ich hoffe da auf die Fortsetzung.

Bewertung:
[note2]

lg
kathrin
Titel: Re: Die Teerose - Jennifer Donnelly
Beitrag von: Meike in 26. März 2007, 17:19:01
Hallo ihr Lieben,
meine Rezi ist folgende:
Auch ich bin gleich dem Charme des Buches erlegen, denn als begeisterte LiRo-Leserin hat das Buch für mich vieles vereint, was ein gutes Buch ausmacht!
Ganz zu Anfang natürlich die Hauptakteure, die mir sofort ans Herz gewachsen sind. Ins besonderem Fiona mit ihrer mutigen Art, die wirklich an dem Traum ihres Lebens festhält und alles dafür tut, um ihn zu verwirklichen. Joe ist ein auch ein wundervoller Charakter und meiner Meinung nach hat auch er die nötigen Ecken und Kanten, die eine Hauptfigur haben sollten.
Die Nebenfiguren sind auch alle sehr faszinierend beschrieben und drängen sich einem direkt ins Herz, bei mir war es besonders Nick, Charlie und Fionas Vater. Allerdings hat auch mich gestört, dass eine Person sich auf einmal stark verändern mußte, damit alles in der Geschichte auch weiterhin so zusammenpasst. Dies ließ die Autorin dann ein bißchen an Glaubwürdigkeit verlieren.

Die historische Zeit, in der der Roman spielt ist absolut gelungen beschrieben, wie auch die unterschiedlichen Leben in den Gesellschaftsschichten oder auch in England oder der USA. Die spannende Geschichte rund um Fiona und Joe hält die Leser in den ersten zwei Teilen des Buches absolut in Atem. Leider muss auch ich den 10jährigen Zeitsprung kritisieren! Man hat als Leser das Gefühl  doch jede Menge versäumt zu haben und Reaktionen, die am Ende des zweiten Teiles absolut herbeigesehnt wurden, verpasst zu haben.
Zum anderen scheinen fast alle Personen in diesem Buch (vor allem die Hauptakteure) Glück zu haben, das auch immer an ihrer Seite bleibt. Dies ist natürlich recht unglaubwürdig, besonders wenn man den Anfang und die ersten Lebensverhältnisse betrachtet. Manchmal wünscht man sich als Leser am Ende auch noch mal Rückschläge mit den Hauptpersonen zu erfahren, damit nicht die auf einmal die ganze Geschichte auf einer positiven Höhe verläuft.

Die andauernde Liebe zwischen Joe und Fiona ist herzergreifen und ist für jede LiRo-Leserin ein Genuß. Ich kann allerdings auch die Kritik verstehen, wie zwei Menschen so verzweifelt an einer Liebe festhalten, die doch für beide meist aussichtslos erscheint. Aber das ist halt die Kraft der Liebe und in Büchern ist sie ja meist stärker beschrieben als sie sich im wahren Leben zeigt.

Alles in allem kann ich dieses wundervolle Buch in dem die Liebesgeschichte sicher im Vordergrund steht absolut empfehlen. Hinzu bekommt der Leser aber auch eine atemberaubend spannende Lebensgeschichte zu lesen, die keine Langeweile aufkommen lässt. Und besonders die Überraschung am Ende ist sehr gelungen und macht viel Lust auf den Fortsetzungsroman!

[note2]