Mein liebes Fräulein Mozart - Rita Charbonnier

Begonnen von Lannie, 30. November 2007, 20:05:55

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Lannie

Verlag: blanvalet
ISBN: 3-442-36480-9
Seiten: 414
Ausgabe: Taschenbuch
ET: 01.2006
Preis: € 8,50

[isbn]3442364809[/isbn]

Kurzbeschreibung

Als kleines Mädchen begeistert sie mit ihrem Klavierspiel das Publikum an den europäischen Fürstenhöfen - doch dann wird ihr Bruder geboren. Und das hochtalentierte Nannerl muss dem berühmtesten klassischen Komponisten aller Zeiten, Wolfgang Amadeus Mozart, die musikalische Karriere überlassen ...
Dies ist der erste Roman über Leben, Lieben und Musik der Pianistin Nannerl Mozart, ein bewegendes Frauenschicksal und ein farbenprächtiges Sittenbild des 18. Jahrhunderts!

Meine Meinung

,,Mein liebes Fräulein Mozart" ist der erste Roman, den ich über die Mozart-Geschwister gelesen habe. Auch wenn er hier und da ein paar Mängel hat, hat er doch eines erreicht. Ich möchte mehr über Wolfgang Amadeus und Nannerl Mozart lesen.

Unglaublich schnell war ich in der Geschichte gefangen. Der Schreibstil ist leicht und flüssig. Rita Charbonnier hat ein Gespür dafür, wie sie Gefühle direkt zum Leser transportiert, denn nach nicht einmal fünfzig Seiten tat mir Nannerl unsagbar Leid und war damit für mich absolut unangreifbar, ganz gleich wie sie sich aufgeführt hat.
Die Autorin hat ihren Roman interessant und spannend aufgebaut. Das Buch beginnt mit einem Briefwechsel zwischen Nannerl und einem ihrer Verehrer. In diesem Briefwechsel beginnt sie ihr Leben zu erzählen und damit beginnt die eigentliche Handlung. Immer wieder fügt die Autorin einen Brief ein, was die Geschichte sehr schön auflockert und emotional macht, bis der Leser Nannerl zum Zeitpunkt des Briefwechsels ,,trifft". Verständlicherweise endet hier die Korrespondenz und leider wird damit auch die Handlung Stück für Stück zäher. Ich hatte zudem das Gefühl, dass Nannerls Lebensgeschichte von diesem Moment an immer liebloser erzählt wurde.
Leider fehlt es zudem auch gelegentlich an Handlung. Dort wo sie fehlt wird sie mit der Gefühls- und Gedankenwelt Nannerls gefüllt und ist für mich dabei recht uninteressant und wiederholend aufbereitet. Das mag durchaus auch daran liegen, dass sich Nannerls Gedanken häufig um die Musik drehen und mir dafür das nötige Wissen und vielleicht auch Interesse fehlt.

Gut gelungen sind der Autorin ihre Hauptfiguren. Sie haben mir alle gut gefallen und sind auch weites gehend facettenreich und lebendig. Nannerl übertrifft dabei alle anderen um Längen. Ihr Wesen ist unglaublich lebendig und wechselhaft beschrieben,  so dass ich sie mir in jeder Einzelheit genau vorstellen konnte. Sie ging mir sehr ans Herz. Andere Figuren hätten vielleicht etwas liebevoller behandelt werden dürfen, denn gerade die Nebenfiguren gehen manchmal etwas unter.
Interessant ist Wolfgang Amadeus. Er kommt unheimlich unsympathisch rüber und mich würde brennend interessieren, ob er auch in anderen Romanen diesen Eindruck hinterlässt.

Sehr unzufrieden bin ich mit dem Nachwort der Autorin. Mir ist es immer sehr wichtig im Groben zu erfahren, was erfunden wurde und was den historischen Tatsachen entspricht. Leider schreibt Rita Charbonnier, dass der Roman fiktiv sei, sich aber alle Ereignisse wirklich so zugetragen hätten. Mit so einer Aussage hätte die Autorin auch auf ein Nachwort verzichten können. Ich bin genauso schlau wie vorher.

Bewertung

[note3-]
   
Liebe Grüße
Lannie aka Cait

The Viewfinder

Kathrin

Hallo zusammen,

ich habe das Buch inzwischen auch im Rahmen der Histo-Challenge von Steffi und Lannie gelesen und hier meine Meinung:

,,Mein liebes Fräulein Mozart" von Rita Charbonnier lag einige Jahre ungelesen in meinem Bücherregal und 100%ig überzeugen konnte es mich leider nicht.  Ein Buch das wirklich stark anfängt, aber in etwa ab der Mitte nachlässt.

Rita Charbonnier erzählt in diesem Buch die Geschichte von Nannerl, der fünf Jahre älteren Schwester von Wolfgang Amadeus Mozart, die genau wie ihr Bruder ein musikalisches Wunderkind war. Als Fünfjährige begeisterte sie bereits in ihren Konzerten, doch mit der Geburt des Bruders ändert sich ihr Leben schlagartig. Nannerl hört für den ehrgeizigen Vater auf zu existieren und steht von nun an im Schatten des kleinen Bruders. Anfangs gehen sie zwar noch zusammen auf  Europa-Reise, doch auch dies hört auf, als Geldsorgen die Familie quälen und Nannerl sogar mit Klavierunterricht die Konzertreise Wolfgangs nach Italien finanzieren muss.

Den Anfang des Buches finde ich wirklich sensationell. Es beginnt sehr lebhaft und schwungvoll mit einem Konzert der kleinen Nannerl, die zunächst völlig in ihre Welt versunken im Konzertsaal mit einem Fächer spielt und dann schließlich ihr musikalisches Talent am Cembalo voller Leidenschaft und Energie unter Beweis stellen darf. Das Buch sprüht in der Zeit, als Wolfgang und Nannerl noch Kinder sind und als Nannerl ihr Talent und ihre Leidenschaft ausleben darf, nur so von Musik. Rita Charbonnier erzählt mitreißend, mit einer lebhaften, schwungvollen Sprache und man kann die Liebe und Begeisterung der Autorin –die selbst Klaiver und klassischen Operngesang studiert hat - zur Musik deutlich spüren.

Die Lebendigkeit und den Schwung der Sprache überträgt die Autorin auch auf ihre Figuren, was der Leser vor allem in der Kinderzeit deutlich spüren kann. Vor  allem in Szenen der Kinder mit der Mutter kommen die Figuren äußerst lebendig rüber und schnell wächst mir natürlich vor allem Nannerl sehr ans Herz. Wo der Bruder schon ziemlich verzogen und leicht cholerisch, oft sogar unsympathisch erscheint, hat Nannerl vom ersten Augenblick an mein Herz erobert. Das liegt mit Sicherheit daran, dass ich mich ihr, in ihrer Leidenschaft zur Musik, sehr nahefühle und sie darin sehr gut verstehen kann. Allerdings macht mich auch gerade diese Leidenschaft wütend auf den Vater von Nannerl, denn wir schlimm muss es sein, seiner Leidenschaft nicht nachgehen zu dürfen und dann auch noch das unterschwelige Gefühl haben zu müssen, dass der Bruder ihr vorgezogen und mehr geliebt wird. Insofern spüre ich auch eine große Portion Mitleid mit Nannerl, aber lieber mit der Hauptperson mitleiden, als dass sie mir egal wäre.

Leider flacht das Buch nach der Hälfte ziemlich ab. Mir fielen hier einige (kleine) Ungenauigkeiten, vor allem aber Rechtschreib und Grammatikfehler auf, die ich zunächst einmal auf die Übersetzung und ein nicht ganz erfolgreiches Lektorat schiebe und weniger als Fehler der Autorin ansehe, mir aber trotzdem das Lesen ein wenig verleitet haben. Nichtsdestotrotz hat sich das Buch – gerade auch durch die kurzen Kapitel und den Schreibstil der Autorin– gut und flüssig lesen lassen. Außerdem finde ich die Geschichte von Nannerl an sich sehr interessant und lesenswert, ob aber tatsächlich wirklich alles so abgelaufen ist, wie Rita Charbonnier es schreibt, wage ich zu bezweifeln. Mir ist zwar klar, dass kein Autor historischer Romane wirklich immer die Wahrheit kennen kann, zumal auch über Nannerl nicht so viel bekannt ist, aber es gibt einfach Autoren, denen ich ihre Geschichten eher abnehme, wobei das irgendwie ein reines Bauchgefühl ist.

Bewertung:
[note3+]

lg
kathrin
Rock the Night!