Barbara Gowdy - Der weiße Knochen

Begonnen von Inge78, 20. Juni 2018, 08:27:49

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Inge78

ZitatIn diesem Roman, der vollkommen aus der Perspektive afrikanischer Elefanten erzählt ist, schafft Barbara Gowdy eine ganz eigene Welt, ein Universum der Elefanten, zu der ihre Familienstammbäume genauso gehören wie ihre Gesänge und ihre spirituellen Vorstellungen. Und doch spiegelt sich in ihrer Welt unsere auf seltsame Weise.

Barbara Gowdy erzählt in ihrem Roman die Geschichte von Matsch, einer Elefantendame die aufgrund eines schlimmen Zwischenfalls bei ihrer Geburt auf einem Hinterbein lahmt. Und auch sonst meint es das Leben nicht immer gut mit Matsch, viele Katasprophen brechen über sie und ihre Elefantenfamilie herein.
Die Geschichte ist komplett aus der Sicht der Elefanten erzählt, Barbara Gowdy erfindet dabei eine Elefantensprache und eine Elefanten Sozialverhalten, das aber auf tatsächlichen Beobachtungen bei Elefanten beruht.

Es fängt schon damit an in welchen Genre man diesen Roman einordnen will.
Ist es Fantasy weil er aus der Sicht von Elefanten geschrieben ist und die Elefanten miteinander "reden" ?
Bei Amazon wird er der Esotherik zugeordnet, auch das finde ich schwierig

Es ist Literatur, und keine ganz einfache.

Zum Einen ist die Sprache der Tiere recht eigenwillig, die Sie-Schs und die Sie-Ds und und und. An solche Namen muss man sich gewöhnen.
Auch muss man sich auf das Weltbild der Elefanten einlassen.

Und schwierig waren für mich vor Allem Jagdszenen bei denen die Elefanten von Hinterbeinern (Menschen) gejagt und getötet werden. Das hat mich tief getroffen und mir die Tränen in die Augen getrieben. Ja, das ist harte Wirklichkeit aber ich kann damit wirklich schlecht umgehen. Und ich bin fest davon überzeugt dass die Tiere wirklich um ihre Artgenossen trauern und auch andere Gefühle wie Angst, Panik, Hoffnung etc empfinden und sich damit deutlich von ihrem gesetzlichen Status als "Sache" unterscheiden.

Die Geschichte ist trotzdem wunderschön, ich bin in dem Buch voll und ganz bei den Elefanten, ihre Geschichten und Legenden. Vor Allem die Legende um den weißen Knochen der die Elefanten in die sichere Zone, ins gelobte Land bringen soll. Aber gibt es so etwas überhaupt auf unserer Erde?

"Der weiße Knochen" ist brutal , ehrlich, nachdenklich machend und die Elefanten halten uns einen Spiegel vor, der ein nicht sehr schmeichelhaftes Bild von uns Menschen zeigt.

Wer Bücher mit Botschaft mag, mit Tieren und wer sich auf eine ungewöhnliche Erzählweise einlassen kann, dem sei "Der weiße Knochen" sehr ans Herz gelegt

[note2]
Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf