Lotte Minck - Radieschen von unten - Krimödie (Hörbuch)

Begonnen von Annette B., 25. Januar 2019, 19:54:39

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Annette B.

Radieschen von unten

Eine Ruhrpott-Krimödie mit Loretta Luchs

9783770014897

Autor: Lotte Minck
Sprecher: Lisa Müller
Spieldauer: 8 Std.
Ungekürztes Hörbuch
Erscheinungsdatum: 11.01.2019
Sprache: Deutsch
Anbieter: Droste Verlag

Inhalt:

Das Leben kann ganz schön hart sein, findet Loretta Luchs. Der Job an der Sex-Hotline ist anstrengend, der Freund zu Hause erst recht. Um mal in Ruhe nachzudenken, zieht sie für ein paar Sommertage in den Schrebergarten ihrer Freundin Diana. Für Loretta ist die Kolonie "Saftiges Radieschen" das Paradies auf Erden. Selbst die ständige Präsenz von Muskelprotz Frank, der schneller redet als denkt, kann das Idyll nicht stören. Wohl aber die Tatsache, dass Parzellennachbar Uwe eines schönen Sommermorgens kopfüber in seiner Regentonne steckt - mausetot.

Meine Meinung:

Ich habe zunächst einmal darüber nachgedacht, was ich hier mit diesem Hörbuch aus dem Genre "Krimödie" bekommen habe.
Klar, zunächst einmal im Vorfeld die Aussicht auf ein humorvolles, beziehungsweise witziges Hörbuch mit Lokalkolorit. Aber was genau stellt man sich unter dem Begriff  Krimödie  nun wirklich vor, was soll das sein?
Um das heraus zu finden habe ich mir das Hörbuch gekauft.

Von dieser Autorin hatte ich bisher noch gar nichts gelesen oder gehört, obwohl sie unter verschiedenen Namen (Stella Conrad, Brenda Stumpf und Frau Keller von Auerbach) schon einige Bücher veröffentlicht hat.

Die Geschichte beginnt recht flüssig und ist in der ersten Hälfte etwas zu Sexlastig für meinen Geschmack, aber nicht ordinär.
Die Figuren werden vorgestellt und man lernt Loretta Luchs und ihr Umfeld schnell kennen. Mit Loretta bin ich nicht so schnell zurecht gekommen und ihre Naivität ist hin wieder zum Augen verdrehen.
Ihre Freundin Diana sieht das genauso wie ich und sagt dies auch hin wieder mal. Somit driftet die Geschichte wenigstens nicht in eine oberflächliche oder verblödete Handlung ab.
Allerdings finden sich in der Handlung natürlich alle Klischees wieder, die es über die Menschen aus dem Ruhrgebiet gibt. Die Autorin lässt in diesem Punkt nichts, aber auch wirklich gar nichts aus.
Das fand ich etwas Schade, zumal ich weiß das die Autorin hier im Ruhrgebiet geboren und aufgewachsen ist.
Andersherum schreibt sie hier aber auch grade eine >Krimödie< und da gehören wohl diese Klischees dazu.
Die Handlung ist in keiner Weise langweilig, weil witzige Dialoge und Situationskomik immer wieder für Abwechslung sorgen. Damit ist der komödiantische Teil recht gut bedient in der Handlung, aber es soll ja auch noch Krimi dabei sein.

Und genau in diesem Krimianteil zeigt die Autorin nun auch, dass sie ihre Figuren mit etwas mehr Tiefe im Charakter und im Wesen ausstatten kann. Dieser Teil zeigt sich jedoch erst in der zweiten Hälfte des Buches und hat mir schon etwas besser gefallen.
Hier wurde ich dann auch mit Loretta langsam warm und auch mit den Leuten aus der Schrebergartenanlage. Die plötzlichen Todesfälle und die laienhafte Ermittlungsarbeit von Loretta war unterhaltsam.
In diesem Punkt hält das Buch, was es verspricht: es ist ein witziger und komödienhafter Krimi. Und es ist der Auftakt zu einer neuen Serie von dieser Autorin.
Darum gehe ich jetzt einfach mal davon aus, dass ich im nächsten Teil der Serie nicht mehr in alle Geheimnisse der Sexhotline eingeweiht werden muss.
Es ist recht einfach die Trauerfälle in der Kleingartenanlage zu durchschauen, aber es ist auch witzig und unterhaltsam Loretta bei ihren Ermittlungen zu begleiten. Dieses Buch bietet eine sehr leichte Unterhaltung, mehr nicht.

Am Ende habe ich mir aber die Frage gestellt: Wie liest man so einen Roman gut vor?
Fakt ist, es ist eine Komödie und es sind auch schräge oder flippige Figuren in der Handlung. Jeder der sich Komödien im Fernsehen oder auf der Bühne schon mal angeschaut hat, kennt die Tonlagen die dort verwendet werden.
Die Sprecherin, Lisa Müller, hat sich wirklich Mühe gegeben diese Tonlagen zu treffen. Allerdings ist ihr das nicht immer gelungen und die Betonung in mancher Szene war doch etwas zu schwach oder etwas zu stark, besonders bei den weiblichen Figuren.
Allerdings hat Frau Müller eine Figur aus dem Buch wirklich toll hinbekommen und das war Frank. Dieser Frank redet offenbar ohne Punkt oder Komma und auch ohne Luft zu holen. Eine solche Figur so gut zu sprechen, das ist schon bewundernswert.
Diese Atemtechnik möchte ich gerne beherrschen.
Die Beschreibungen der Schauplätze und auch die Beobachtungen die Loretta macht, dies alles hat Frau Müller mit angenehmer Stimme gelesen.
Nur der Komödien-Anteil, der kam nicht so gelungen im Ohr an.
Alles in allem bin ich mit dem Hörbuch jedoch ganz gut klar gekommen, aber ob ich mir ein weiteres Hörbuch aus dieser Serie noch einmal kaufen würde – ich weiß es nicht.
Die Handlung und die Figuren haben mich nicht überzeugt.
Die vielen Klischees habe ich eher als nervend und unpassend empfunden, daher werde ich mir den Kauf weiterer Loretta Luchs Hörbücher gut überlegen.

[note3-]

Liebe Grüße Annette

mowala

Danke Annette für die Rezi.
Die Bezeichnung Krimödie hätte mich auch neugierig gemacht und die Inhaltsangabe klang witzig. Aber nach deiner Beschreibung  kann man das Buch lesen/hören aber auch gut weiterleben, wenn man es nicht tut  :-> Wenn man noch genug anderes auf dem Stapel hat,muß dieses offenbar nicht auch noch drauf. Somit hast du mich vor einem möglicherweise enttäuschenden Kauf bewahrt :->
Das Leben ist zu kurz für später

Annette B.

Zitat von: MowalaDie Bezeichnung Krimödie hätte mich auch neugierig gemacht und die Inhaltsangabe klang witzig.

Es gab ja schon immer Bücher die als Krimi Komödie bezeichnet wurden. Mit diesen Büchern konnte ich auch ganz gut leben, denn das waren meistens pfiffige Krimis mit witzigen Kommissaren oder tolpatschigen Tätern, die man als Täter gar nicht in betracht gezogen hat. Dazu gab es schlagfertige Dialoge oder etwas Situationskomik. Das waren die Zutaten und der Krimi war oftmals gar nicht so einfach zu durchschauen. Diese Krimis mag ich ganz gerne lesen oder hören.
Bei diesem Buch jedoch war der Krimi in meinen Augen gar kein Krimi, da das Motiv immer schon im Vorfeld herausposaunt wurde und somit der Täter direkt klar war. Ganz zu schweigen von der Art, WIE die Leichen zu Tode kamen. Das alleine war schon unglaubwürdig, na ja und die Polizei und Forensik hier in Bochum wurden auch noch als blind, doof und trottelig dargestellt.  :gr:
Das fand ich alles nur dumm und schwach, aber nicht witzig.
Diese Bezeichnung "Krimödie" fand ich interessant, aber diese neue Wortschöpfung hätte dieser Roman nicht gebraucht, denn es ist bestenfalls eine Komödie. Krimi passt hier beim besten Willen nicht. Darum habe ich die Rezi auch nicht unter Krimi eingestellt.

Aber wie gesagt, ich war nur neugierig und hatte eh nicht zu große Erwartungen. Aber selbst diese geringen Erwartungen wurden enttäuscht. 

Zitat von: MowalaAber nach deiner Beschreibung kann man das Buch lesen/hören aber auch gut weiterleben, wenn man es nicht tut 

Genau so ist es. Du lebst garantiert noch besser ohne dieses Buch.  :bang:

Zitat von: MowalaSomit hast du mich vor einem möglicherweise enttäuschenden Kauf bewahrt

Dieses Geld kannst du bestimmt in bessere Bücher investieren.
Ich denke auch das nicht alle deutschen Leser mit diesen ganzen "Kohlenpott-Klischees" etwas anfangen können. Ich fand es ja schon als Insiderin furchtbar mir den Unsinn anzuhören, was sollen da die Leser aus Hessen oder Schleswig zu diesen Klischees denken?

Für mich war das auch mit viel Kopfschütteln verbunden, weil ich die Kleingartenanlage kenne, die hier als Vorlage gedient hat. Und ich weiß, dass der Vorstand sehr nett ist und sich bester Gesundheit erfreut.  :zwinker:
Liebe Grüße Annette