Matthias Lisse - Die geteilten Jahre

Begonnen von nirak, 30. September 2019, 18:45:00

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nirak

Matthias Lisse - Die geteilten Jahre
ISBN: 9783426282014
Verlag: Dromer Knaur
Ausgabe: Hardcover
Preis: 19,99
ET: 09/19


Der Traum von Freiheit

Jeder Mensch hat seine eigenen Träume. Nach dem Krieg war es der Traum von einem Leben in einem Land, welches selbstbestimmt und frei ist. Keine Hetze, keine Tyrannen und alle sollten nur so viel zum Leben haben, wie wirklich gebraucht wird. Dieser Traum sollte in der DDR Gestalt annehmen. Als es begann, hörte es sich gut an, aber die Jahre haben gezeigt, es war nicht gut. Das Leben in diesem Traum wurde für viele zum Albtraum, es konnte nur noch den einen Weg geben, nämlich die Flucht in den Westen. Auch für die Familie Leipold wurde dieser Gedanke zum ständigen Begleiter. Wolfgang Leipold und seine Familie verpassten dieses Ziel nur um einige Tage, sie konnten nicht mehr fliehen, eine Mauer versperrte den Weg. Also richteten sie sich ihr Leben im Arbeiter und Bauernstaat ein.
Ihr Sohn träumt Jahre später immer noch den Traum von Freiheit. Er hat für seine eigene Familie nur ein Ziel: In den Westen gehen und sich die eigenen Träume und Ziele zu verwirklichen. Ihr Leben und ihre Flucht schildert dieser Roman.

,,Die geteilten Jahre" ist ein sehr persönlicher Roman des Autors Matthias Lisse, der unter einem Pseudonym sonst historische Romane schreibt. Hier schildert er sein Leben in der DDR und davon wie es ihm gemeinsam mit seiner Familie gelang, seine Heimat zu verlassen. Es ist eine berührende Geschichte, die davon erzählt, wie das Leben hinter der Mauer wirklich war.

Ich selbst habe den Fall der Mauer vor 30 Jahren im TV mitverfolgt und mitgefiebert. Ich habe den Menschen in der Prager Botschaft so sehr gewünscht, dass ihre Träume wahr werden und sie gehen dürfen, war begeistert als es endlich so weit war, und habe mich mit den Menschen gefreut. Auch heute noch, 30 Jahre später, kommen mir die Tränen, wenn ich die Berichte im Fernsehen verfolge. Durch die Geschichte von Matthias Lisse habe ich noch einmal einen intensiveren Einblick bekommen. Es ist nie gut, wenn die Menschen ihre eigenen Entscheidungen nicht treffen dürfen, wenn man nicht sagen kann, was man will, damals wie heute.

In diesem Buch schildert der Autor ausführlich, wie das Leben in diesem Staat damals war. Der Kampf um das tägliche Überleben, um die kleinsten Kleinigkeiten und um das berufliche Vorankommen. Auch wenn er seine eigenen Ziele erreichen konnte, manches über Umwegen, einiges nur mit Beziehungen, blieb doch immer der Blick nach Westen und dem vermeintlich besseren Leben dort. Der Entschluss, die Heimat zu verlassen und die Durchführung seines Planes gingen Hand in Hand und haben mich berührt. Auch wenn der Erzählstil leicht und locker zu lesen ist, beeindruckt er doch. Gerade die Szenen der Flucht gehen unter die Haut.

Fazit:

,,Die geteilten Jahre" erzählen von den Jahren hinter dem Eisernen Vorhang, von den Wünschen und Träumen der Menschen und von ihrem Weg ihre Träume wahr werden zu lassen. Es ist ein Roman, der dazu bestimmt ist, die Menschen auch heute noch in Erinnerung zu rufen, was damals geschah, damit es nicht vergessen wird und sich nicht wiederholt. 

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Christiane

Hallo Karin,

vielen Dank für die Rezi. Das klingt nach einem Buch, das sofort auf meine Wunschliste wandert. Und das auch für den ein oder anderen als Weihnachtsgeschenk passen könnte.  :funkey:
Staunt euch die Augen aus dem Kopf, lebt, als würdet ihr in zehn Sekunden tot umfallen. Bereist die Welt. Sie ist fantastischer als jeder Traum, der in einer Fabrik hergestellt wird.
Ray Bradbury (1920 - 2012)

nirak


Inge78

Matthias Lisse erzählt in seinem Roman "Die geteilten Jahre" seine Lebensgeschichte, in Romanform und mit veränderten Namen. Wir erleben den Beginn und das Ende der DDR. Spannend und sehr anschaulich berichtet der Autor über das Leben in der DDR und wie der Staat mit seinen Bürger umgegangen ist. Ein interessanter Rückblick in eine nicht allzu ferne Vergangenheit. Zum Ende fehlte mir ein Nachwort. Einfach um zu wissen, was "dichterische Freiheit" war, was aus welchen Quellen kam und was selbst Erlebtes war.

(gelesen bereits 2020, hatte aber zum Glück einen kleinen Leseeindruck gespeichert)

[note2]
Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf