Benedict Wells - Hard Land

Begonnen von Inge78, 29. September 2021, 09:39:48

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Inge78

ZitatMissouri, 1985: Um vor den Problemen zu Hause zu fliehen, nimmt der fünfzehnjährige Sam einen Ferienjob in einem alten Kino an. Und einen magischen Sommer lang ist alles auf den Kopf gestellt. Er findet Freunde, verliebt sich und entdeckt die Geheimnisse seiner Heimatstadt. Zum ersten Mal ist er kein unscheinbarer Außenseiter mehr. Bis etwas passiert, das ihn zwingt, erwachsen zu werden. Eine Hommage an 80's Coming-of-Age-Filme wie ›The Breakfast Club‹ und ›Stand By Me‹ – die Geschichte eines Sommers, den man nie mehr vergisst.

"Doch sie antwortete nicht. Sie war tot, und jeder Gedanke an sie war wie in ein leergeräumtes Zimmer zu kommen, bei dem man nicht mehr wusste, wo man sich hinsetzen sollte."

Hard Land von Benedict Wells ist ein wunderbarer Coming-of-age Roman mit dem Feeling der 80er Jahre. Ich liebe die unglaublich schöne Sprache des Autors, ich mag die Geschichte die trotz viel Pubertäts"gerangel" wirklich voller Tiefe und Emotionen ist. Und dabei steht zwar Sam als Hauptfigur im Mittelpunkt aber auch die Nebenfiguren sind toll ausgearbeitete Charaktere, die mir im Laufe des Buches ans Herz gewachsen sind. Es ist schade dass das Buch so kurz ist und ich hatte das Gefühl mich von Freunden verabschieden zu müssen. Den Soundtrack zum Buch liefert Benedeict Wells mit einer Playlist gleich mit und Lust auf Filmabenden mit "Breakfast Club" und "Zurück in die Zukunft" habe ich nun auch. In diesem Sinne "Don´t you, forget about me"

[note1]
Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf

Esmeralda

Mein Leseeindruck:
Vieles hat mir an diesem "Coming-of-Age"-Roman gefallen: er ist kurzweilig, es gibt eine spannende Handlungsdichte und die Dialoge sind glaubwürdig.
Dennoch hat mir "das gewisse Etwas" gefehlt", was dieses Buch zu einem Highlight hätte machen können.
Darüber hinaus habe ich das pubertierende Herumstromern der vier Protagonisten zuweilen auch als anstrengend empfunden.  :zwinker:
Alles in allem ist es aber ein gelungener Roman und sicherlich nicht mein letztes Buch von Benedict Wells.

[note2]
Life is too short to read bad books. 

Kathrin

Zitat von: Esmeralda in 11. Oktober 2021, 09:25:33
Darüber hinaus habe ich das pubertierende Herumstromern der vier Protagonisten zuweilen auch als anstrengend empfunden.  :zwinker:
"pubertierendes Herumstromern" ... das trifft es wahrscheinlich ziemlich gut und dass es als anstrengend empfunden werden kann ... ähm ja, das kann ich mir auch gut vorstellen. Bin jetzt schon gespannt, wie ich es empfinden werde.
Rock the Night!

Inge78

Zitatdas pubertierende Herumstromern

Ein wirklich toller Ausdruck  :respekt3:

Es hat mich im Buch zwar nicht genervt, aber ich kann es schon verstehen, wenn es Leser als "zu viel Pubertät" empfinden
Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf

Kathrin

Zitat,,Ich stellte mir mein Ferienprogramm in Kansas vor. Tagsüber: Spaß und Spannung auf der Mülldeponie. Abends: Die besten Schwitzkastengriffe mit Jimmy und Doug.
Na schön, es war also an der Zeit, meinen Eltern auf sachliche Weise klar zu machen, wieso ich dafür nicht in Frage kam. Ich würde sie mit meinen überlegenen Argumenten überzeugen, und danach würden sie ein für alle Mal wissen, dass ich jetzt alt genug war und fortan mein eigenes Ding machte.
,,Ihr könnt mich mal!", rief ich und stapfte nach oben."

Sam ist 15 und lebt mit seinen Eltern in einem kleinen Städtchen in Missouri. Er ist ein eher stiller und in sich gekehrter Zeitgenosse und Außenseiter. Im Sommer 1985 widersetzt er sich den Plänen seiner Eltern für die Ferien und tritt stattdessen einen Ferienjob im alten Kino an. Die Ereignisse und Begegnungen, die Benedict Wells in seinem Roman ,,Hard Land" schildert, sind für Sam in vielerlei Hinsicht prägend und für mich als Leserin unvergesslich und für immer in meinem Herzen!

Ich liebe die (zugegebenermaßen geklaute) Idee, meinen Rezensionen ein Lieblingszitat aus dem Buch voranzustellen, auch wenn ich es oft genug vergesse. Bei ,,Hard Land" war das ,,Vergessen" kein Problem, sondern vielmehr die Qual der Wahl, welche der vielen grandiosen Stellen ich wählen sollte. So vieles an Sams Geschichte fühlt sich so unfassbar echt an. Auch bei der von mir gewählten Stelle, war ich mitten drin. Ich habe Sams Wut gespürt über die Pläne seiner Eltern, wie sie sich Sams Sommerferien vorstellten. Ich habe ihn beben gespürt, wie er sie niederargumentieren will, um seinen Willen durchzusetzen und dann kommt doch nur ein ,,Ihr könnt mich mal!" dabei raus! Genau so ist es! Und genau wie Benedict Wells  es beschreibt, fühlt sich auch der erste Suff oder die erste Liebe an.

Dass ich dieses Buch überhaupt lesen wollte, verdanke ich anderen Lesebegeisterten, die die Playlist erwähnten, die der Autor für seinen Roman erstellt hat. Allein die Erwähnung von ,,Don't stop believin" von Journey hat da schon gereicht, dass ich das Buch unbedingt lesen wollte. Ich wollte einfach wissen, was mein Lieblingssong und so viele andere in die Geschichte verwoben sind. Dass ich jetzt den ein oder anderen Song nicht mehr hören kann, ohne Tränen in den Augen zu haben, habe ich aber nicht erwartet. Denn eigentlich habe ich es nicht so mit jugendlichen Protagonisten oder Coming-of-Age-Romanen. Im Gegenteil, ich gehe diesem Genre, diesen Figuren sogar in der Regel bewusst aus dem Weg.

Aber Benedict Wells hat mit ,,Hard Land" so gut wie alles richtig gemacht. Allein der erste Satz (den ich jetzt bewusst nicht zitiere) war schon so gut gewählt, einfach in der Wortwahl und Konstruktion, aber oh so wegweisend für dieses Buch! Mir war sofort klar, was auf mich zukommen würde und deshalb war es auch nicht verwunderlich, dass ich nach 30 Seiten laut schluchzend und tränenüberströmt im Bett saß und nicht wusste, wie ich das Buch durchstehen sollte. Definitiv kein Buch, dass ich in der Öffentlichkeit (z.B. im Zug) hätte lesen können, die anderen Fahrgäste hätte sich Sorgen um mich gemacht. Dabei passiert auch so Wunderbares in diesem Roman, man lernt zusammen mit Sam neue Leute kennen, man wird zusammen mit ihm in vielerlei Hinsicht erwachsen, aber das sind alles Dinge, auf die man ohne zu spoilern nicht eingehen kann. Alleine schon näher auf die anderen Figuren des Romans einzugehen, wäre zu viel verraten, auch wenn es mich in den Fingern juckt, über Kirstie, Hightower und Cameron oder auch Sams Familie zu schreiben.

Es ist eine 100.000 Tränen-Geschichte, bei der man auch zwischendurch fett grinsen kann und ein 5 Sterne-Buch, auch wenn es einen minimalen (kaum spürbaren) Abzug in der B-Note für mich bekommt, weil ich mit der Lösung eines bestimmten Geheimnisses nicht ganz einverstanden war. Das war zwar passend und logisch, aber nicht zu 100% mein Ding. Aber das ist wirklich zu vernachlässigen, denn vor allem hat mich Benedict Wells mit seiner grandiosen Art, Geschichten zu erzählen, überzeugt. Was für eine tolle Sprache, tolle Bilder so wahnsinnig atmosphärisch. Man riecht das alte Kino nicht nur, in dem Sam arbeitet, man ist mitten drin und sieht Sams Geschichte auf der Leinwand. Benedict Wells Erzählstil ist wunderbar einfühlsam, er gibt seinem Protagonisten so tolle Gedanken in den Kopf, die vermutlich jede*r Jugendliche so erlebt hat. Das Buch ist voll mit wunderbaren Szenen und die schlimmste Szene in dem Buch ist gleichzeitig auch eine der besten Szenen, die ich je in einem Buch gelesen habe. Was für eine Erzählwucht!

,,Hard Land" war für mich das erste Buch von Benedict Wells, aber sicherlich nicht das letzte! Ein ganz wunderbares Leseerlebnis!!!

[note1]
Rock the Night!

Esmeralda

Wow  :respekt3:
Toll, dass die Geschichte genau Deinen Nerv getroffen hat.  :schmusen:
Ich möchte von Benedict Wells unbedingt mal "Vom Ende der Einsamkeit" lesen.
Life is too short to read bad books. 

Kathrin

Ja, mich hat das Buch voll und ganz in seinen Bann gezogen.
ich will auch noch alles von Benedict Wells lesen, was erschienen ist. Bei mir steht "Becks letzter Sommer" ganz hoch im Kurs.
Rock the Night!