Dana Grigorcea - Die nicht sterben

Begonnen von Inge78, 08. November 2021, 07:46:35

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Inge78

ZitatNominiert für den Deutschen Buchpreis 2021!
»Ihre Prosa ist wie mit dicken Pinselstrichen gemalt, draufgängerisch, genüsslich, üppig und humorvoll.« Anne-Catherine Simon, Die Presse

Eine junge Bukarester Malerin kehrt nach ihrem Kunststudium in Paris in den Ferienort ihrer Kindheit an der Grenze zu Transsilvanien zurück. In der Kleinstadt B. hat sie bei ihrer großbürgerlichen Großtante unter Kronleuchtern und auf Perserteppichen die Sommerferien verbracht. Eine Insel, auf der die kommunistische Diktatur etwas war, das man verlachen konnte. ,,Uns kann niemand brechen", pflegte ihre Großtante zu sagen. Inzwischen ist der Kommunismus Vergangenheit und B. hat seine besten Zeiten hinter sich. Für die Künstlerin ist es eine Rückkehr in eine fremd gewordene Welt, mit der sie nur noch wenige enge Freundschaften und die Fäden ihrer Familiengeschichte verbinden. Als auf dem Grab Vlad des Pfählers, als Dracula bekannt, eine geschändete Leiche gefunden wird, begreift sie, dass die Vergangenheit den Ort noch nicht losgelassen hat – und der Leitspruch ihrer Großtante zugleich der Draculas ist. Die Geschichte des grausamen Fürsten will sie erzählen. Am Anfang befürchtet sie, dass sie die Reihenfolge der Geschehnisse verwechseln könnte. Dann wird ihr klar: Jede Reihenfolge ergibt einen Sinn. Weil es in der Geschichte nicht um Ursache oder Wirkung geht, sondern nur um eines: Schicksal. Inzwischen aber ist es für jede Flucht zu spät.

Dana Grigorcea zeichnet ein atemberaubend atmosphärisches Porträt der postkommunistischen Gesellschaft, die bis heute in einem Zwischenreich gefangen scheint. Ohne Vorwarnung führt sie ihre Leserinnen und Leser ins Herz eines Schreckens, wie ihn nur die eigene Vorstellungskraft erzeugen kann - oder der gestrenge Fürst Dracula.


"Sie werden in allem, was ich ihnen erzähle, böse Anzeichen sehen, Ankündigungen für das, was folgte."
So beschreibt es die ICH- Erzählerin in diesem Roman selber. Die junge Künstlerin ist in den Ort ihrer Kindheit zurückgekehrt. Und als eine Leiche und das Grab des Fürsten Vlad, des gefürchteten Draculas, gefunden werden, geschehen seltsame Dinge in dem kleinen rumänischen Ort.
"Die nicht sterben" verwebt geschickte Geschichte und Mythos Draculas mit aktuellen Missständen in Rumänien. Dabei spielen immer wieder auch übernatürliche Geschehnissen eine Rolle. Die Erzählerin selber switcht ständig zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen Realität und Fiktion, so dass ich ihr nie ganz trauen konnte in ihren Geschichten. Das Buch ist nicht leicht zu lesen und manchmal war es mir zuviel "zwischen den Zeilen lesen", Zuviel Interpretationsmöglichkeiten. Die Personen blieben mir auch alle sehr fern, niemand der mir beim Lesen nahe gekommen ist. Wirklich gut beschrieben fand ich die Atmosphäre, dieses Düstere, Hoffnungslose, Verlassene. Auch das Ende war recht rund auch wenn man nicht auf alle Fragen eine Antwort bekommt. Die historischen Geschehnisse rund um Dracula sind teilweise sehr drastisch und blutig bildlich dargestellt, das muss man schon abkönnen.
[note2-]
Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf