Mary Ann Shaffer / Annie Barrows: Deine Juliet

Begonnen von Kathrin, 18. Januar 2022, 14:55:26

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Kathrin

Deine Juliet von Mary Ann Shaffer und Annie Barrows

Herausgeber ‏ : ‎ btb Verlag
Taschenbuch ‏ : ‎ 304 Seiten
ISBN-10 ‏ : ‎ 3442713846

Inhalt:
Willkommen im Club der Guernseyer Freunde von Dichtung und Kartfoffelschalenauflauf

London, Ende der vierziger Jahre: Die junge Schriftstellerin Juliet erhält einen ungewöhnlichen Brief. Absender ist Dawsey Adams, ein Bauer von der Kanalinsel Guernsey, der antiquarisch ein Buch erworben hat, das zuvor ihr gehörte. Zwischen den beiden entspinnt sich ein Briefwechsel, durch den Juliet von der Existenz der »Guernseyer Freunde von Dichtung und Kartoffelschalenauflauf« erfährt, einer literarischen Gesellschaft, die einige der Inselbewohner gründeten, um sich über die schwere Kriegszeit hinwegzuhelfen. Je mehr Juliet über Dawsey und die anderen erfährt, desto mehr wünscht sie sich diese Menschen zu treffen. Und so beschließt sie, auf die Insel zu reisen. Dort stößt Juliet auf die Geschichte von Elizabeth, einem verschollenen Mitglied des Clubs, und ihrer großen Liebe zu einem deutschen Offizier. Und sie lernt Dawsey immer besser kennen...

Meine Meinung:
,,Deine Juliet" von Mary Ann Shaffer und Annie Barrows ist ein Tipp meiner Buchhändlerin, die mir einmal im Monat ein Buch aussucht, welches ich dann – ohne mich weiter über den Inhalt zu informieren – kaufe und natürlich auch lese. Im Laufe des letzten Jahres waren bei diesen Überaschungsbüchern schon Highlights aber auch totale Flops dabei. Dieser Roman hier gehörte definitiv zu den guten Büchern und war alleine schon aufgrund des Erzählstils etwas Besonderes – der Roman besteht nur aus Briefen - , aber ein Highlight war er für mich nicht.

Die Londoner Schriftstellerin Juliet erhält Anfang 1946 einen Brief von Dawsey Adams, einem ihr unbekannten Schweinebauern von der Kanalinsel Guernsey, der sich mit einer ungewöhnlichen Bitte an Juliet wendet. Er ist auf der Suche nach der Adresse einer guten Buchhandlung in London, die ihm ein bestimmtes Buch besorgen kann, da es auf Guernsey nach Ende des Zweiten Weltkriegs noch keine neue Buchhandlung gebe. Dawsey hat Juliets Adresse in einem seiner Lieblingsbücher gefunden, das ursprünglich mal Juliet gehört hat. Er erzählt ihr außerdem vom Club der Guernseyer Freunde von Dichtung und Kartoffelschalenauflauf, in dem er Mitglied ist. Zwischen den beiden entwickelt sich eine Brieffreundschaft, die sich bald auf weitere Mitglieder des Guernseyer Literaturclubs ausweitet, die Juliet von der Zeit unter deutscher Besatzung auf Guernsey berichten. Mit jedem Brief wächst Juliets Neugier auf die Menschen und die Insel, bis sie sich eines Tages auf dem Weg dorthin macht.

Dass ,,Deine Juliet" für mich kein Highlight war, obwohl die Geschichte durchaus das Potenzial dazu gehabt hätte, lag an zwei Punkten. Zum einem macht es mir die Briefform, in der die komplette Geschichte erzählt wird, schwer, einen Zugang zu den Figuren zu finden. Ich bin als Leserin nicht wirklich bei ihnen, erlebe nicht mit, was sie erzählen ... aber sie erzählen ihre Geschichte Juliet halt auch einfach ,,nur." Vor allem im ersten Teil wirken die Briefe und Geschichten, die darin erzählt werden, oft zusammenhanglos und willkürlich aneinander gereiht. Die Briefeschreiber aus Guernsey haben kein klares Gesicht, verschwimmen miteinander, zumindest ein Großteil von ihnen. Das  war im Film besser gemacht, weil man sich dort auf ein paar wenige Figuren beschränkt hat, nämlich genau diejenigen, die auch im Buch mehr Tiefe hatten. Näher an die Figuren rangekommen bin ich erst im zweiten Teil des Buches, als Juliet schon auf Guernsey ist. Zwar wird auch dieser zweite Teil komplett in Briefform erzählt, aber es passiert einfach mehr zwischen Juliet und den Inselbewohnern, alles wirkt deutlich lebendiger. Dass die Nähe zu den Figuren anfangs fehlt, kann übrigens auch gut und gern Absicht gewesen sein, weil es zu der Geschichte passt denn zu Beginn waren es Briefe an Juliet von Fremden, die erst nach und nach zu Freunden werden. Und genauso ist es mir beim Lesen ergangen. Schade fand ich es aber doch ;-)

Der zweite Kritikpunkt bezieht sich auf eine Figur – Mark – die in meinen Augen völlig überflüssig war. Die Rolle, die ihm die Autorinnen zugewiesen haben, tut in meinen Augen nicht, absolut gar nichts, für die Geschichte. Im Gegenteil: das Buch hätte ohne dieses zusätzliche Drama, das mit Mark in die Geschichte kommt, deutlich besser funktioniert, auch wenn das eine sehr individuelle Meinung sein mag.

So überflüssig ich Mark auch fand, um so liebenswerter fand ich den eisernen, harten Kern des Literaturclubs: Isola, Eben, Amelia und Dawsey. Es wundert mich überhaupt nicht, dass Juliet sich allein über Briefe diesen Menschen nahefühlte und dass der Wunsch irgendwann übermächtig wurde, auf die Insel zu reisen und sie wirklich kennenzulernen. Und als Juliet dann endlich auf der Insel ist, fange ich an das Buch zu lieben. Was für eine wunderbar eingeschworene Gemeinschaft. An der ein oder anderen Stelle hätte man sich für die Figuren vielleicht eine andere Wendung als die erlebte gewünscht, aber nur weil sie zu Freunden geworden sind – auch für mich.

Trotz der anfangs deutlichen Distanz zu den Figuren und der ungewohnten Erzählform lies sich das Buch sehr zügig und flüssig lesen und war eine schöne Mischung aus Geschichten von einer schlimmen Zeit, aber auch Freundschaft und Zusammenhang, ein Buch, das mich auch ab und zu zum Schmunzeln gebracht hat. Trotzdem glaube ich nicht, dass ich so schnell noch einmal einen Briefroman lesen werde. Ich will einfach bei den Figuren sein, will bei Gesprächen dabei sein, will es mehr miterleben und das konnte ich hier einfach nur bedingt.

Bewertung:
[note2-]
Rock the Night!

Marja

Ich habe das Buch vor einigen Jahren zum ersten Mal gelesen und war vor allem von der Briefform sofort begeistert. Vor allem die ironisch gehaltenen Briefe haben mich zum Immer - Weiter - Lesen gebracht. Ich hätte nämlich damals eigentlich für ein Examen lernen müssen, habe das Buch für abends aus der Bücherei geholt und wollte nur ganz kurz reinlesen. Tja, was soll ich sagen  - gelernt habe ich an dem Tag nicht mehr das meiste. :->

Inge78

Tolles Buch, warmherzig, mit viel Liebe und Witz aber auch ernsten Tönen wird dem Leser in diesem Briefroman das Leben auf der Kanalinsel Guernsey kurz nach dem 2. Weltkrieg erzählt
Liebenswerte Charaktere, wunderbar erzählt, vielleicht ein bisschen klischeehaft aber schöne Unterhaltung

Ich mochte es sehr und habe es auch in toller Erinnerung

[note2]
Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf