Damon Galgut - Das Versprechen

Begonnen von Inge78, 15. November 2022, 08:28:59

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Inge78

ZitatDas Versprechen« erzählt vom zunehmenden Zerfall einer weißen südafrikanischen Familie, die auf einer Farm außerhalb Pretorias lebt. Die Swarts versammeln sich zur Beerdigung ihrer Mutter Rachel, die mit vierzig an Krebs stirbt. Die jüngere Generation, Anton und Amor, verabscheuen alles, wofür die Familie steht - nicht zuletzt das gescheiterte Versprechen an die schwarze Frau, die ihr ganzes Leben für sie gearbeitet hat. Nach jahrelangem Dienst wurde Salome ein eigenes Haus, eigenes Land versprochen ... doch irgendwie bleibt dieses Versprechen mit jedem Jahrzehnt, das vergeht, unerfüllt.
Mit großer erzählerischer Kraft und nah an den Personen schildert Damon Galgut eine Familiengeschichte, die sich über dreißig Jahre des politischen Umbruchs in Südafrika erstreckt - von der Apartheid bis hin zur Demokratie. Während sich das Land von den alten tiefen Spaltungen zu einer neuen, gerechteren Gesellschaft hin bewegt, schwebt über allem die Frage: Wie viel Verbitterung, wie viel Erneuerung, wie viel Hoffnung bleiben?

 "Denn die Familie Swart hat so gar nichts Besonders oder Bemerkenswertes, o nein, sie gleicht der Familie von der Nachbarfarm oder der Nachbarfarm der Nachbarfarm, nur ein gewöhnlicher Haufen weißer Südafrikaner."
Die Familie Swart lebt auf einer Farm im Südafrika, die Geschichte beginnt in den 1980er Jahren mit dem Tod der Mutter und umfasst einen Zeitrahmen von etwa 30 Jahren. Wir begleiten das Leben des Vaters und der 3 Kinder in einzelnen Episoden.
Das Buch ist schwierig, kein leichter Einstieg, keine eingängige Erzählsprache, schweres Thema. Immer wieder gespickt von Ausdrücken in Afrikaans, immer wieder verändert der Autor seine Erzählperspektive, immer wieder wendet er sich auch an den Leser selbst. Die politische Situation in Südafrika ist immer wieder Thema, aber oft zu nebensächlich, da hätte ich mir mehr gewünscht. Die Familie Swart, der Mittelpunkt der Story, ist absolut dysfunktional, keiner mag den Anderen, gefühlt läuft alles gegeneinander, jeder lebt sein eigenes kleines Leben mehr schlecht als recht. Niemand war mir wirklich nah oder gar sympathisch. Vielleicht noch Amor, die jüngste Tochter und das schwarze Kindermädchen Salome. Und trotz dieser ganzen schwierigen Umstände entwickelt das Buch irgendwann eine Lesesog für mich, ich war in der Geschichte, ich wollte wissen, wie es weiter geht. Das Buch ist sehr hoffnungslos und deprimierend aber trotzdem weiß man die ganze Zeit dass die Hoffnung, das Glück, da draußen ist, nur eben nicht bei den Swarts. Ein Buch auf das man sich einlassen muss, was großartig sein kann, wenn es einen zum richtigen Zeitpunkt packt.
"Die Apartheid war einmal, wir sterben jetzt Seite an Seite in trauter Nähe. Nur das Zusammenleben, das müssen wir noch üben."
Solche Sätze machen das Buch so wertvoll und so stark.

[note:2]
Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf