[Fantasy/Steampunk] Salzträume - Ju Honisch

Begonnen von Kathrin, 22. Januar 2016, 11:19:58

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Kathrin

[isbn]3867620628[/isbn] + [isbn]3867620636[/isbn]   
Salzträume
Ju Honisch
Fantasy/ Steampunk
Seiten: 2 Bände mit insgesamt 1182 Seiten
Verlag: Feder & Schwert
Preis: 16,95 bzw. 15,95 Euro

Inhalt:
Wir schreiben das Jahr 1865. Im Ausseer Land, einem österreichischen Landstrich von mystischer Schönheit, entwickelt ein skrupelloser Erfinder mit Unterstützung eines mächtigen Magiers eine schreckliche Waffe. Die Maschine soll magische Energie in militärische Zerstörungskraft umwandeln. Dazu wurde die Jagd auf die mythischen Fey freigegeben, deren Lebenskraft die Waffe antreiben soll. Charlotte von Sandling, eine junge Frau mit Mut und Prinzipien, befreit einen Feyon aus der Gefangenschaft der Jäger, wodurch sie selbst zur Gejagten wird. Als sie auf der gemeinsamen Flucht im Berg eingeschlossen werden, muß sie feststellen, daß ihr Begleiter nicht so harmlos und nett ist wie bisher gedacht. Zur selben Zeit suchen der britische Ex-Agent Delacroix und sein Freund, der Magier McMullen, nach einem verschwundenen Jungen. Als die beiden kurze Zeit später ebenfalls wie vom Erdboden verschluckt sind, ruft dies drei äußerst tatkräftige Damen in die Gegend, die ihre Liebsten wiederfinden und retten wollen. Da es in der Vergangenheit des Trios pikante Überschneidungen hinsichtlich der Männer gab, gestaltet sich die Zusammenarbeit der Damen nicht immer reibungslos.
Das Wohl und Wehe der Menschen und der Fey hängt jedoch davon ab, daß es gelingt, gemeinsam das Unheil abzuwenden, das nicht nur die Fey, sondern auch die Ausgewogenheit der Welt an sich bedroht. Zwischen Intrige und Selbstlosigkeit, Lüge und Ehrlichkeit, Gewalt und Liebe lassen die Mächte der Berge Mensch und Fey ihren Weg suchen, der ins Leben führen kann, aber auch in den Tod.

Meine Meinung:
,,Salzträume" von Ju Honisch besteht aus zwei Bänden mit insgesamt 1182 Seiten und erzählt die zweite Geschichte von Delacroix, seiner Frau Corrissande, Graf Arpad und der Operndiva Cérise Denglot, unseren Helden aus ,,Das Obsidianherz". Die Geschichte spielt ein halbes Jahr nach den Ereignissen in München, allerdings hat die Autorin das Setting in das Ausseer Land (die Gegend von Bad Ischl, was alle Sissi-Fans kennen werden) nach Österreich verlegt. Die Kaiserin darf sogar eine Nebenrolle spielen, auch wenn man als Sissi-Fans nicht zu viel von ihr erwarten sollte.

Im Gegensatz zu ,,Das Obsidianherz" fiel mir der Einstieg in das Buch durch das Wiedersehen mit den bekannten und geliebten Figuren sehr leicht. Problemlos konnte ich voll und ganz in die Geschichte einzutauchen. Obwohl auch dieses Buch aus vielen verschiedenen Perspektiven erzählt wird, bin ich in jedem der vielen Erzählabschnitt, in jeder Perspektive sofort drin. Dies hat zwar am Ende von praktisch jedem Kapitel einen kleineren Cliffhanger zur Folge, trägt aber natürlich auch zur noch größeren Spannung bei. Unsere Helden haben es mit extrem starken und gefährlichen Gegenspielern zu tun, und oft muss man als Leser um ich Leben bangen, was die Spannung zusätzlich erhöht.

Die Geschichte empfinde ich als sehr dicht und detailliert, aber auch liebevoll und warm erzählt. Auf den 1182 Seiten vergehen nur wenige Tage, was manchmal unvorstellbar erscheint, weil doch so viel passiert. Nur kurzfristig trat das Buch für mich ein wenig auf der Stelle, als ich dachte, Arpad und Charly kommen nie wieder aus dem Berg heraus. Ihre wunderbaren  Ideen setzt Ju Honisch in einem sehr bildreichen, feinen Stil um. Es sind tolle Sätze dabei, manchmal auch nur sehr kurz, über die man länger nachsinnen kann. Wie z.B. die Einstellung der Fey, dass ,,es ist, wie es eben ist" und dass die Frage nach dem Warum so oft so unnötig ist, weil die Antwort an der Sache an sich ja doch nichts ändert, weil es eben so ist, wie es ist. Ich liebe das!

Ihren Figuren haucht Ju Honisch extrem viele Leben, Energie und Emotion ein. Mit Charlotte von Sandling kommt für diese Geschichte eine neue Hauptfigur hinzu, die eine tolle Entwicklung hinlegt, mutig ist, aber auch zu ihren Ängsten steht und diese mit der Zeit zu überwinden lernt. Auch Graf Arpads einstige Geliebte, Sophie von Treynstein sorgt für viel Abwechslung, ist doch seine aktuelle Flamme Cérise, rasend vor Eifersucht, weshalb die Szenen mit den Damen oft große Heiterkeit bei mir ausgelöst haben. Gerade Cérise gehört  zu meinen Lieblingen. Da bemüht sie sich so sehr, der große Star zu sein, den Schein zu wahren, dabei ist sie so herrlich anders, so unkonventionell in ihren Gedanken, einfach extrem kurzweilig.

Neben dem Vampir  Arpad tauchen mit dem Traumweber, dem Wassermann und den drei Saligen/ Heiigen weitere Fey-Gattungen auf. Gerade Iaczyn, der Wassermann hat es mir angetan. Er ist nun wirklich kein allzu sympathischer Zeitgenosse, aber er ist halt auch sehr allein und irgendwie kann ich verstehen, dass er sich Corrisande, die sehr verdünntes Nixenblut in sich trägt, zur Gefährtin wünscht. Iaczyn bietet extrem viel Potential für weitere Geschichten. Ich hoffe sehr, dass die Autorin irgendwann die Geschichte weiterspinnen und erzähleln wird, wenn Corrissande und Delacroix ,,in 15 Jahren" – wie versprochen -  zurückkommen an den Ausseer See...Himmel, für deren Wiedersehen mit Iaczyn würde ich jetzt alles stehen und liegen lassen.
Cover und Gestaltung des Buches haben mir sehr gut gefallen. Das Cover ist zumindest für mich keines der typischen Steampunk-Cover, auch wenn das Buch zu diesem Genre zu zählen ist. Die beiden Bände passen optisch wunderbar zum Vorgänger wie auch zum nächsten Teil ,,Jenseits des Karussels." Desweiteren gibt es ein Personenregister und einen Glossar. Einziger kleiner Kritikpunkt ist die fehlende Landkarte über das Ausseer-Land. Ich blättere einfach zu gerne in solchen Extras herum, und hätte gerne besser mitverfolgen können, wo sich die einzelnen Personen gerade befinden und wie weit die ein oder andere Entfernung ist.

Das Ende des Buches lies mich mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurück. Lachend, weil es einfach ein wunderschönes Buch war und ich jede Seite genießen konnte, weinend, weil es auch mit 1182 Seiten viel zu kurz ist. Es ist gut zu wissen, dass es noch genügen Legenden und Mysterien gibt, über die Ju Honisch weiterhin so wunderbare Bücher schreiben kann bzw. bereits geschrieben hat.

Bewertung:
[note1]
Rock the Night!