Der Tuchhändler - Richard Dübell

Begonnen von Annette B., 05. Oktober 2009, 22:17:27

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Annette B.


Der Tuchhändler von Richard Dübell

[isbn]3404129350[/isbn]


Kurzbeschreibung (Amazon de.)

November 1475: Die reiche Handelsstadt Landshut steckt mitten in den Vorbereitungen für eine der größten Hochzeitsfeiern, welche die Christenheit je erlebt hat. Zur Vermählung von Georg von Wittelsbach mit Jadwiga von Polen hat sogar der Kaiser sein Kommen zugesagt. Doch offenbar sind nicht alle am Zustandekommen dieser Verbindung interessiert. Jedenfalls könnte der mysteriöse Mord an der polnischen Gräfin, die in der Baustelle der großen Kathedrale erwürgt aufgefunden wird, darauf angelegt sein, die Hochzeit doch noch zu vereiteln ... Held der Geschichte ist der Tuchhändler Peter Bernward. Als Detektiv wider Willer gerät er in den Bann einer längst vergessen geglaubten Tragödie ... Ein mitreißender historischer Roman um die Intrigen der Fürsten, die Schattenseiten der Macht und den Mut eines einzelnen Mannes.


Meine Meinung:

Ich lese gerne historische Krimis, weil ich die Fragestellungen, die zur Aufklärung des Kriminalfalls führen sehr interessant finde. Je komplizierter die Handlung, der historische Hintergrund und die Ermittlungen sind, um so spannender finde ich das Buch.
Genau diese Anforderungen hat dieser historische Roman erfüllt.
Vor dem Hintergrund der Landshuter Hochzeit wird der Tuchhändler Peter Bernward von dem Stadtkämmerer gebeten, den Mord an einer polnischen Gräfin aufzuklären. In Landshut herrscht das Chaos und der große Tag der Hochzeit rückt immer näher.
Richard Dübell schickt den Leser auf eine spannende Färthensuche.
Sein Hauptdarsteller Peter Bernward versucht eine Spur zum Täter zu finden, ohne dabei einen politischen Skandal zu verursachen. Dabei trifft der Tuchhändler natürlich viele interessante Personen, aber auch einige schwierige Personen.
Richard Dübell zeichnet in diesem Roman viele lebendige und facettenreiche Charakter. Der Autor beschreibt die Orte und die Handlung so anschaulich, dass beim Leser sofort ein deutliches Bild vor dem inneren Auge erscheint. Dem Charakter des Peter Bernward gibt der Autor durch viele Rückblicke eine erstaunliche Tiefe. Daher schließt man beim Lesen den Tuchhändler recht schnell ins Herz.
Die Landshuter Hochzeit war ein besonderes Ereignis, die brisanten politischen und geschichtlichen Hintergründe erklärt der Autor ausführlich in diesem Buch. Diese Erklärungen sind an ein oder zwei Stellen etwas langatmig , aber man sollte sie unbedingt aufmerksam lesen, denn auch hier versteckt der Autor Hinweise die zur Aufklärung des Mordes wichtig sind.
Überhaupt ist die Auflösung des Kriminalfalls in diesem Roman verdammt gut versteckt. Man verfolgt als Leser mit dem Tuchhändler eine heiße Spur in dem einem Kapitel, und im nächsten Kapitel entpuppt sich diese Spur als Flop. Es gibt viele Spuren und auch viele Handlungsstränge in diesem Buch, die den Leser immer wieder auf eine neue Färthe locken, aber man findet wirklich nicht den ,,roten Faden" der am Ende alle diese Handlungsstränge und Spuren verknüpft.
Das schaffte wirklich nur der Autor!! Ich war verblüfft, wie die einzelnen Handlungsstränge am Ende zu einer logischen Aufklärung des Mordes führten.
Das in diesem historischen Krimi auch eine kleine Romanze sehr schön und geschmackvoll beschrieben wurde, hat mir sehr gut gefallen. Es ist nicht jedem Autor gegeben eine Lovestory geschmackvoll und tiefsinnig zu beschreiben. Richard Dübell hat in diesem Roman bewiesen, das er es kann.
Der Schreibstil des Autors ist etwas anspruchsvoll und sehr Wortgewandt.
Nach den ersten 20-30 Seiten hat man sich aber an diesen Schreibstil gewöhnt und die Seiten fliegen nur so dahin.
Der Spannungsbogen baut sich langsam aber stetig auf. Je besser man die Protagonisten kennen lernt, desto spannender wird es.

Der Autor hat am Ende ein ausführliches Nachwort geschrieben, in dem er noch viele interessante Details zu der Landshuter Hochzeit erzählt und auch über die verschieden Prothas genauer Auskunft gibt.
Das fand ich ganz toll, genauso wie ich auch die Karte von Landshut hinten im Taschenbuch, als hilfreich empfunden habe.

Insgesamt kann ich sagen, dass ich dieses Buch einem begeisterten Krimifan wirklich empfehlen kann.
Besonders freut mich, dass dieses Buch der erste Band einer Serie ist.
Die  nächsten beiden Teile ,,Eine Messe für die Medici" und ,,Die schwarzen Wasser von  San Marco" habe ich gerade heute schon bestellt.

Meine Note:
[note2+]
Liebe Grüße Annette

Aurian

Hallo Annette,

danke für die schöne Rezi! Sie hat mich sehr neugierig auf das Buch gemacht und es ist umgehend auf meine Wunschliste gewandert.  :-> Dort schlummert auch schon "Die Teufelsbibel".

Bisher habe ich von Richard Dübell noch kein Buch gelesen, doch bis jetzt habe ich fast nur begeisterte Meinungen über seine Bücher gelesen.

LG, Aurian

Annette B.

Hallo Aurian,

also die Bücher von Richard sind echt nicht schlecht! Mein absolutes Lieblingsbuch von ihm ist im Moment aber immer noch "Die Braut des Florentieners" ! Das Buch hat mir zu 100 % gefallen.
Bei diesem Buch "Der Tuchhändler" waren ja die Erklärungen zu den histr. Hintergründen manches mal etwas zäh, aber Richard Dübell hat selbst in der LR geschrieben das er diese Erklärungen heute nicht mehr so in eine Story einbauen würde.
In dem Buch "Die Braut des Florentieners" gab es nicht eine einzige Erklärung die so zäh gewesen wäre.
In der Teufelsbibel überings auch nicht.  :zwinker:
Also denke ich mal, waren diese zähen Passagen noch darauf zurück zu führen, dass dieses Buch "Der Tuchhändler" eines seiner ersten Bücher war, die er geschrieben hat.
Liebe Grüße
Annette
Liebe Grüße Annette

Mobi

Hallo ihr beiden,

@Aurian: Also ich kann Richard Dübells Bücher auch nur weiterempfehlen...

Zitat von: Annette B. in 06. Oktober 2009, 21:10:30
Mein absolutes Lieblingsbuch von ihm ist im Moment aber immer noch "Die Braut des Florentieners" ! Das Buch hat mir zu 100 % gefallen.

:fivel:

Zitat von: Annette B. in 06. Oktober 2009, 21:10:30
Also denke ich mal, waren diese zähen Passagen noch darauf zurück zu führen, dass dieses Buch "Der Tuchhändler" eines seiner ersten Bücher war, die er geschrieben hat.

Das war sogar sein Erstling!

LG, Mobi

Annette B.

Hi Mobi,

Zitat von: MobiDas war sogar sein Erstling!

Ah-ha, also doch!
Ich war mir nicht ganz sicher, ob dieses Buch wirklich sein erstes Buch war, oder ob es da schon andere Werke vorher gab.
Danke für die Info.  :knuddel:

Liebe Grüße
Annette
Liebe Grüße Annette

Aurian

Danke für eure Infos. Jetzt ist auch noch "Die Braut des Florentiners" auf meinem Wunschzettel gelandet.  :-) Allerdings habe ich den Tuchhändler vorerst zurückgestellt, denn zähe histor. Erklärungen sind im Moment nicht so mein Ding.

LG, Aurian

Kathrin

,,Der Tuchhändler" ist der erste Band von Richard Dübells historischer Krimiserie mit dem Tuchhändler Peter Bernward als Ermittler. Wenige Wochen vor der geplanten (historisch belegten) Hochzeit des bayerischen Herzogs Georgs des Reichen mit Hedwig Jagiellonica, der Tochter des polnischen Königs wird eine polnische Gräfin in der Baustelle des Landshuter Doms ermordet aufgefunden und Peter Bernward mit der Aufklärung des Mordes beauftragt. Da die Hochzeit politisch von großer Bedeutung ist und nich abgesagt werden soll, zumal bereits Unsummen an Geld investiert wurden, ist Eile geboten, denn der erste Verdacht fällt auf jemanden aus den Reihen der Polen mit dem Zweck die Hochzeit zu verhindern.

Von Anfang an war ich hinsichtlich der Klärung des Mordfalls wild am spekulieren und hatte alle möglichen Verdächtigen im Visier. Nichtsdestotrotz hat sich relativ schnell ein Favorit unter den Verdächtigen herauskristallisiert auch wenn ich so gar kein Motiv für ihn gesehen hab. Dieses hat sich erst kurz vor Schluss geklärt und mir meinen Verdacht bestätigt. Dass ich mir hinsichtlich des Täters so schnell so sicher war hat mich allerdings gar nicht gestört! Die Ermittlungen Peter Bernwards fand ich nämlich äußerst spannend, zum einen der Zeitdruck, unter dem er stand und man hat zumindest in der ersten Zeit nicht den Eindruck, dass er wirklich voran kommt, später werden ihm dann alle möglichen Steine in den Weg gelegt, dann die Tatsache, dass es im 15 Jahrhundert noch nicht die modernen Ermittlungsmethoden der heutigen Zeit gab und außerdem musste Peter selbst mehrfach um sein Leben kämpfen.

Der Mordfall ist in diesem Roman wunderbar in den geschichtlichen Hintergrund der Landshuter Hochzeit gesetzt und mit tollen Figuren, die sich weiterentwickeln und ihre Fehler und Gefühle ausleben dürfen und mit einer wunderschönen Liebesgeschichte gewürzt, die selbst mir als Nicht-LiRo-Leserin sehr gut gefallen hat, auch wenn es mir vielleicht etwas zu schnell ging, dass Peter die berühmten drei Worte gesagt hat. Gerade diese Liebesgeschichte Peter Bernwards ist für mich mehr als nettes Beiwerk, weil mir der Ermittler sehr ans Herz gewachsen ist. Den historischen Hintergrund fand ich überaus interessant, wobei ich finde, dass hier in Richard Dübells Erstling das mitunter etwas aufgesetzt wirkt, vor allem wenn man seine späteren Romane kennt und merkt, dass er sich in dieser Hinsicht deutlich weiter entwickelt hat. Nichtsdestotrotz war das alles hochinteressant und es waren nicht nur Details zur Landshuter Hochzeit, sondern auch vermeindliche Kleinigkeiten (z.B. warum Seelenwecken Seelenwecken heißen), die mich sehr fasziniert und interessiert haben. Sehr gut gelungen ist die Einbindung der historischen Figuren in den Roman, die wirkten, dadurch dass sie handeln und agieren konnten auch weniger aufgesetzt, als der ein oder andere geschichtliche Ausflug, selbst wenn mal weniger bekannt ist über die ein oder andere Figur.

Den Schreibstil des Autors finde ich für mich persönlich recht anspruchsvoll, ich hatte immer das Gefühl, voll und ganz für das Buch da sein zu müssen, um nur ja nichts zu verpassen. Aber wie immer stechen auch detaillierte Beschreibungen (z.B. der Apotheke der Löws) heraus, die ich direkt vor mir gesehen und die entsprechenden Düfte gerochen habe. Etwas zu kurz kommt mir der wunderbare Humor des Autors und sein Talent für lustige Szenen, vor allem in den Dialogen, die ich aus seinen späteren Werken zu schätzen gelernt habe. Er blitzt zwar ab und zu durch, aber für mich etwas zu selten.

Highlight des Buches sind für wie bei Richard Dübell gewohnt die Figuren, die wieder sehr lebendig sind. Den Ermittler Peter Bernward habe ich gleich in mein Herz geschlossen, er ist emotional, fährt relativ schnell aus der Haut und blafft seine Gesprächspartner an. Gerade auch zu Beginn wirkt er auch noch durch den Tod seiner Frau wie gelähmt, es geht ihm überhaupt nicht gut, er scheint neben sich her zu leben, ohne es wirklich mitzubekommen. Die Aufklärung des Mordes an der polnischen Gräfin sehe ich als Chance für ihn, aus der Lethargie herausgerissen zu werden, was letztlich auch gelingt, alte Wunden werden so zwar auch wieder aufgerissen, aber so kann dann schließlich auch der Eiter abfließen und für Peter Bernward scheint ein neues Leben und später auch eine neue Liebe zu beginnen. Und gerade diese Liebesgeschichte hat mir gut gefallen, auch dass es am Ende kein ,,Friede, Freude, Eierkuchen, wir heiraten morgen und bekommen noch 3 Kinder-Ende" ist, sondern, dass seine Angebetete noch weiter ihre Geschäfte führen will und auch das vor allem unabhängig von Peter. Und so wie das Ende gestaltet ist, ist auch eindeutig der Weg frei gemacht für weitere Krimis in dieser Romanserie, selbst wenn das anfangs nicht geplant war.

Ich hatte an diesem Buch viel Freude, fand auch den – vom Autor selbst gezeichneten  - Stadtplan wiedermal ein wunderbares Schmankerl und freue mich auf die weiteren Abenteuer mit Peter Bernward. Alles in allem reicht das Buch aber dennoch nicht ganz an meinen Lieblings-Dübell ,,Die Braut des Florentiners" heran.

[note1]

lg
kathrin
Rock the Night!