Ken Follett - Winter der Welt

Begonnen von sisquinanamook, 10. Januar 2020, 20:29:33

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sisquinanamook

Seitenzahl    1040
Erscheinungsdatum    14.08.2014
Sprache    Deutsch
ISBN    978-3-404-16999-3
Reihe    Jahrhundert-Trilogie 2
Verlag    Lübbe

Zitat1933. Seit dem Ersten Weltkrieg ist eine neue Generation herangewachsen. Nun spitzt sich die Lage in Europa erneut gefährlich zu. In dieser dramatischen Zeit versuchen drei junge Menschen heldenhaft ihr Schicksal zu meistern.

- Der Engländer Lloyd Williams wird Zeuge der Machtergreifung Hitlers und der Nationalsozialisten. Er entschließt sich, gegen den Faschismus zu kämpfen, und meldet sich freiwillig als Soldat im Spanischen Bürgerkrieg.
- Die deutsche Adelige Carla von Ulrich ist entsetzt über das Unrecht, das im Namen des Volkes geschieht. Sie geht in den Widerstand und bringt damit sich und ihre Familie in höchste Gefahr.
- Die lebenshungrige Amerikanerin Daisy hingegen träumt nur vom sozialen Aufstieg. Sie heiratet einen englischen Lord - aber ihr Mann steht auf Seiten der Faschisten ...

Von Berlin bis Moskau, von London bis Washington, D.C. spannt sich der weite Bogen der Geschichte. Der in sich abgeschlossene Roman erzählt die miteinander verbundenen Schicksale von Menschen in Deutschland, Russland, England und den USA, während über ihren Köpfen drohend der Zweite Weltkrieg heraufzieht. Es ist eine Zeit des Umbruchs, eine Zeit der Finsternis. Aber auch der Hoffnung, die selbst das tiefste Dunkel erhellt.

Als in sich abgeschlossener historischer Roman ist WINTER DER WELT der dramatische Höhepunkt von Ken Folletts Jahrhundert-Trilogie, die mit STURZ DER TITANEN begann und mit KINDER DER FREIHEIT ihren Abschluss findet.

So, ich weiß gar nicht was sich sagen soll.
Nach Säulen der Welt und Sturz der Titanen hatte ich mir einiges von Ken Follett versprochen, aber leider wurde ich sehr enttäuscht.

Ken Follett hat in diesem Teil seiner Jahrhunderttrilogie versucht alle Schauplätze des 2. Weltkrieges zu beleuchten. Dabei blieben leider die Charaktere und die Geschichte auf der Strecke.

Die Charaktere aus Sturz der Titanen sind erwachsen geworden und ihre Kinder stehen nun im Mittelpunkt. Leider bleiben die Figuren sehr flach. Ich habe zu keiner einizigen einen wirklich Zugang bekommen.
Der Autor erklärt sehr viel Politik, die Recherche ist sehr gut, aber er schafft es nicht, die Fakten in eine Geschichte einzubetten, wie man es von anderen historischen Autoren kennt. Stellenweise hatte ich das Gefühl ein Sachbuch zu lesen.
Viel zu sehr steht für mich auch im Vordergrund, wer mit wem und die Frage, ob sie sich kriegen oder nicht. Ständig findet jemand seine große Liebe und natürlich sind alle Protagonisten unfehlbar und phantastisch (und sehen selbstverständlich phantastisch aus).
Das fand ich unheimlich anstrengend, nervig und langweilig.

Einige Teile fand ich sehr gut beschrieben z.B. den spanischen Bürgerkrieg von dem man im ja meistens recht wenig liest.
Oder das versteckte Leben von homosexuellen Soldaten in der US Army.
Andere wichtige Teile werden nur angedeutet oder in einer Randnotiz erwähnt wie die Konzentrationslager, das Leben der einfachen Bevölkerung in Deutschland während des Krieges und dem Kampf um Stalingrad - nur um ein paar Einzelheiten zu nennen.
Einen Schwerpunt legt Ken Follett auf die Spionagetätigkeiten der veschiedenen Mächte, aber vor allem der Sowjetunion.

Wirklich gut fand ich leider nur den Vorkriegsteil in dem die Entwicklungen wirklich gut beschrieben werden, die dann schlussendlich zum 2. Weltkrieg geführt haben.
Die Kriegsjahre waren für mich sehr durchwachsen und der Nachkriegsteil wird dann mal eben noch so dahingeschrieben, weil er halt eben dazu gehört und man die Atombombe für Russland ja noch unterbringen muss. Jedenfalls habe ich das so empfunden.

Ich habe mich aus Interesse wirklich viel mit diesem Thema auseinander gesetzt und auch viele Bücher zum Thema glesen.
Winter der Welt ist meines Erachtens eines der schlechtesten Bücher, das ich zu diesem Thema gelesen habe.

Ich war mehrfach versucht das Buch abzubrechen, habe aber durchgezogen, da es zwischendrin immer wieder kurze Passagen gab, bei denen ich dachte, dass jetzt die Wendung kommt.

Von mir gibt es leider keine Leseempfehlung für dieses Buch und den 3. Teil spare ich mir lieber gleich.

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Viele Grüße
Daniela

Kathrin

Und hier meine Meinung

Es ist inzwischen gute 5 Jahre her, dass ich ,,Winter der Welt", den zweiten Teil von Ken Folletts Jahrhundert-Trilogie zum ersten Mal begonnen habe. Ich hatte das Buch damals entnervt abgebrochen, weil ich von vielen Figuren und auch von Ken Folletts Art und Weise Geschichten zu erzählen extrem genervt war. Wenn sich im Herbst 2021 zu dem Buch nicht eine Leserunde angebahnt hätte, hätte ich das Buch wahrscheinlich nicht mehr zu Hand genommen. Und auch wenn ich wieder einmal ziemlich viel zu kritisieren habe, bereue ich es doch nicht, dem Buch eine zweite Chance gegeben zu haben. Es ist bei ,,Winter der Welt" bei mir wie eigentlich mit jedem Buch des Autoren, ich bin hin und her gerissen, die Kritikpunkte sind immer wieder die gleichen und überwiegen in der Regel, eine Rezension von mir gleich der nächsten und dennoch greife ich immer wieder zu diesem Autor.

Dass seine Figuren meist sehr schablonen-/ klischeehaft sind, (auch wenn er sich nicht jedes Klischees bedient, von denen ich dachte, dass er sie noch bringen würde), ist für mich nichts neues mehr. Dass einem allein durch die sehr große Anzahl an Figuren, die in diesem Roman eine mehr oder weniger große Rolle spielen, nicht alle gleich viel bedeuten, ist auch nachvollziehbar. Aber ich glaube so egal wie in diesem zweiten Band der Trilogie, waren mir seine Protagonisten noch nie. Und dass sie mir egal waren, lag hauptsächlich daran, dass Ken Follett nicht genug in die Tiefe geht. Ich habe nicht gefühlt, wie sie um geliebte Menschen trauern, habe nicht die Angst und Schrecken in schlimmen Situationen gespürt. Ihnen widerfährt teilweise wirklich Schlimmes, aber man erfährt nicht wirklich, was es mit ihnen macht.  Der einzige Lichtblick, die einzige Figur, mit der ich etwas mehr anfangen konnte, war Daisy, deren Entwicklung mir sehr gut gefallen hat. Ich mochte sogar ihre Liebesgeschichte und das will bei mir viel heißen. Wenn sich Ken Follett auf weniger Protagonisten beschränkt hätte, dann wären sie uns vielleicht auch näher gekommen.

Allerdings ging nicht nur die schiere Fülle an Figuren zu Lasten der Protagonisten. Auch Input, die extreme Detailliebe des Autors für den historischen Hintergrund hat dazu beigetragen, dass für die Figuren nicht genug Platz in diesem 1000-Seiten dicken Schicken war. Ich möchte hier nicht falsch verstanden werden, ich liebe historische Roman, vor allem solche, wenn man etwas lernen kann, ohne belehrt zu werden. Und ich habe auch hier genug erfahren, wovon ich vorher wenig bis gar keine Ahnung hatte. Aber einige seiner historischen Ergüsse waren so langweilig erzählt und für mich auch absolut nicht interessant, dass ich seitenweise nur noch quergelesen und geschaut habe, wie z.B. eine Schlacht ausging oder erst wirklich wieder eingestiegen bin, wenn es wieder persönlicher wurde.

Nach wie vor richtig gut, finde ich den Ansatz, den Ken Follett mit seiner Jahrhunder-Trilogie verfolgt, in der uns vier unterschiedliche Sichten auf Zeitraum in der Geschichte zeigt: die: deutsche, britische, amerikanische und russische Sicht. Diesem Umstand ist es gedankt, dass wir hier nicht nur ein Buch über den Zweiten Weltkrieg lesen, in dem es nicht nur um die Nazis und ihre Gräueltaten geht. Dadurch, dass Ken Follett so viel in seine Buch gepackt hat, hielten sich die extrem grausamen Szenen eigentlich ganz gut in Grenzen, wir waren z.B. relativ wenig im Krieg an der Front oder bei dem was den Juden angetan worden ist. Auch hier möchte ich nicht falsch verstanden werden, viele Szenen waren auch hier nahezu unerträglich zu lesen, aber ich habe Ken Follett auch schon grausamer und brutaler erlebt. Oder sagen wir es so: ich habe Schlimmeres, Grausameres, Brutaleres erwartet.

Die unterschiedlichen Erzählstränge machen das Buch abwechslungsreich und interessant. Nur leider zeigt und der Autor zu selten zeigt, was er kann, aber dafür zu oft, was er nicht so gut kann. Die Mischung aus wirklich grandiosen, grausamen oder fast nicht zu ertragenden Szenen und Szenen, die so grottenschlecht und langweilig erzählt, unglaubwürdig/ unrealistisch, zum Augenrollen sind, schlägt leider in die falsche Richtung, zu den schlechten Szenen aus. Und leider werden das Buch und seine Figuren zum Ende hin noch oberflächlicher als sie es eh schon waren. Als ob Ken Follett auf Seite 800 gemerkt hat ,,oh, ich sollte vielleicht langsam zu einem Ende kommen." Ich habe bei Ken Follett wirklich oft genug das Gefühl, ins Buch steigen und die Figuren schütteln zu müssen. Aber hier hatte ich das dringende Bedürfnis Ken Follett durchzuschütteln, weil er zum Schluss so viele so schnell abgehandelt und teilweise gar nicht erzählt hat.

Ja, ich weiß, die Rezension klingt wieder grottig schlecht und vielleicht würde der ein oder andere eine schlechtere Bewertung erwarten. Aber es war für mich nicht schlechter als andere Bücher von ihm und ich werde auch Band 3 der Trilogie lesen, schon allein, weil ich von den 60er/ 70er Jahren deutlich weniger weiß, als vom Ersten oder Zweiten Weltkrieg. Vielleicht kann er mich ja da wieder etwas mehr begeistern.

Bewertung:
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Rock the Night!