Julia Drosten - Immer ein Licht am Horizont

Begonnen von nirak, 02. Mai 2023, 19:00:26

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nirak

Bewegend erzählt

Der Januar des Jahres 1945 ist eiskalt, aber nicht der Winter bereitet den Menschen Sorgen. Die Rote Armee rückt unaufhaltsam auf die Stadt Thorn in Westpreußen zu, doch die Erlaubnis zur Evakuierung erfolgt nicht. Erst im letzten Augenblick ist es Gisela Lentz und ihrer Familie gestattet, die Stadt Richtung Gotenhafen zu verlassen. Die Menschen hoffen darauf, dass Schiffe sie in Sicherheit bringen werden. Auch Gisela gelingt es, Plätze auf der Wilhelm Gustloff zu ergattern. Keiner ahnt, was dieser Winter für sie bedeuten wird.

Das Buch startet mit einem ersten Kapitel, welches zunächst den Eindruck erweckt, es habe mit der eigentlichen Handlung nichts gemeinsam, doch später wird die Verbindung deutlich. Der jugendliche Lukas Lentz wird wegen Sachbeschädigung eine Verwarnung erteilt und er soll Sozialstunden ableisten. Er ist eher uneinsichtig und es scheint ihm auch alles egal zu sein. Dann bittet sein Großvater ihn um einen Spaziergang und ein Gespräch. Bei dem Großvater handelt es sich um Henri Lentz, der mit seiner Mutter und Familie 1945 aus Ostpreußen geflohen ist. Jetzt erzählt der Großvater im Rückblick von seinen Erlebnissen.

Die Erlebnisse von Henri, seiner Mutter und den Geschwistern hat Julia Drosten eindrucksvoll in Szene gesetzt. Einmal mit dem Buch begonnen, konnte ich es nur schwer aus der Hand legen. Das Schicksal dieser Familie geht ans Herz und ist bewegend. Auch wenn die Familie Lentz fiktiv ist, ihre Flucht ist es sicher nicht. Erschreckend ist für mich dabei, dass auch heute noch so viele Menschen auf der Flucht vor Krieg und Zerstörung sind. Die Bilder, die die Autoren beschreiben, sind so furchtbar real.

Der Erzählstil von Julia Drosten ist zwar leicht und locker zu lesen, aber gleichzeitig auch fesselnd und facettenreich. Sie schafft es problemlos Bilder im Kopf entstehen zu lassen. Man fühlt automatisch mit den Charakteren mit. Hofft und bangt um ihr Leben und ihre Sicherheit. Gleichzeitig schildern sie Fakten aus der Vergangenheit. Sie haben gekonnt eben jene Fakten mit ihrer fiktiven Familie verbunden und eine spannende Geschichte von Menschen erzählt, die alles verloren haben und doch immer auch voller Hoffnung waren.

In einem ausführlichen Nachwort wird noch einmal auf die wichtigsten Details eingegangen. Für mich ist so ein Nachwort immer sehr wichtig, gerade bei historischen Romanen dieser Art. Auch hier bildet es für mich einen gelungenen Abschluss.

Fazit:

,,Immer ein Licht am Horizont" erzählt die bewegende Flucht nicht nur von einer Familie, sondern von dem verzweifelten Kampf ums Überleben von so vielen Menschen im Jahre 1945. Das Schicksal der Familie Lentz geht ans Herz. Ich habe mit ihnen gefühlt und gelitten. Dies ist eine Geschichte, die mir sicher noch lange in Erinnerung bleiben wird.

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