Jarka Kubsova - Marschlande

Begonnen von Esmeralda, 13. November 2023, 10:36:35

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Esmeralda

ZitatIm Hamburger Marschland lebt ums Jahr 1580 Abelke Bleken. Sie führt allein einen Hof, trotzt Jahreszeiten und Gezeiten. Und sie versucht, sich gegen ihre Nachbarn zu behaupten, in einer Zeit, die für unabhängige Frauen lebensgefährlich ist. Fast fünfhundert Jahre später zieht Britta Stoever mit ihrem Mann und ihren Kindern in die Marschlandschaft. Ihre Arbeit als Geografin hat sie für die Familie aufgegeben, das neue Zuhause ist ihr noch fremd. Sie unternimmt lange Spaziergänge durch die karge Landschaft, beobachtet die Natur und lernt, in Bracks und Deichlinien die Spuren der Vergangenheit zu lesen. Dabei stößt Britta auf das Leben der Abelke, auf Ausgrenzungen und Ungerechtigkeiten, die beängstigend aktuell sind. Fasziniert taucht sie tiefer und tiefer ein – und merkt, wie viel sie im Leben der anderen Frau über sich selbst erfährt.

"Marschlande" erzählt die Geschichte von zwei Frauen, die über 500 Jahre trennen, verbunden sind sie jedoch durch ihren Wunsch nach einem selbstbestimmten Leben.

Der Roman wird auf zwei Zeitebenen erzählt: im 16. Jahrhundert über das Leben der Bäuerin Abelke Bleken, die alleine einen Hof in den Vier- und Marschlande bewirtschaftet, aber durch äußere Einflüsse (Naturgewalten, männliche Neider) diesen letztendlich verliert und schlussendlich sogar als Hexe auf dem Scheiterhaufen verbrannt wird.
In der Gegenwart zieht Britta Stoever mit ihrem Mann und ihren Kindern in die Vier- und Marschlande. Sie tut sich dort allerdings schwer mit dem Ankommen und hadert immer mehr mit ihrer Rolle als Ehefrau und Mutter; fühlt ihr Leben immer mehr als fremdbestimmt und möchte sich daraus befreien.

Beide Charaktere sind authentisch, lebendig und gut getroffen. Besonders hat mich Abelkes Schicksal berührt, welches auf einer wahren Begebenheit beruht.

Fazit:
"Marschlande" ist ein sehr gut recherchierter Roman, der mich wunderbar unterhalten hat, jedoch nicht an "Bergland" - den Debütroman der Autorin - heranreicht.

[note 2]
Life is too short to read bad books. 

Kathrin

Und hier meine Meinung:

Zugegebenermaßen wollte ich die Autorin Jarka Kubsova eigentlich mit ihrem Debutroman ,,Bergland" kennenlernen, allerdings hat sich ihr neuester Roman ,,Marschlande" für das Bücher-Bingo 2023 angeboten, weshalb ich es mir im Herbst auf den Lesestapel gesetzt hatte.

Und die Autorin hat mich von der ersten Seite an mit ihrem sehr intensiven, bildreichen und bildgewaltigen Schreibstil begeistern können, auch wenn nicht alle Bilder leicht zu ertragen sind. Aber das Buch liest sich runter wie geschnitten Brot und besonders gut gefällt mir, dass sich die Sprache an die beiden Erzählstränge, den um Abelke Bleken im 16. Jahrhundert und den um Britta in der Jetztzeit anpasst. Beide wirken sehr echt, lebens-/ realitätsnah und doch wird man mit Abelkes Geschichte sofort in die Vergangenheit katapultiert, die deutlich düsterer aber auch atmosphärischer als die Gegenwart daherkommt.

Grundsätzlich mochte ich beide Erzählstränge gleich gerne und konnte auch beiden Protagonistinnen sehr nahe kommen. Abelke hat mir mit ihrer Unabhängigkeit sehr imponiert und ihr Erzählstrang war – auch wenn man weiß, wie es enden wird – sehr spannend. Und spannenderweise war ich auch gerne bei Britta, auch wenn wir nur wenig gemeinsam haben, außer dass wir in etwa im selben Alter sein müssten und in der gleichen Zeit leben. Brittas Mann Philipp ist mir hingegen zu eindimensional gezeichnet worden. Er war mir zu negativ, zu unsympathisch dargestellt und ich bin auch der Meinung, dass es sowohl den Nebenkriegsschauplatz um die zerrüttete Ehe wie auch um Brittas Tochter Mascha nicht gebraucht hätte. Ich wäre lieber tiefer mit Britta in die Recherche eingestiegen, weil ich das spannend finde.

Ich kann mir schon denken, was der Grundgedanke der Autorin dahinter war, aber im Endeffekt ist mir das Buch zu feministisch. Mir legt sie zu offensichtlich den Finger in die Wunde. Natürlich sind das wichtige Themen: starke Frauen, die Rolle der Frau und wie viel oder vielleicht eher wie wenig sich in all den Jahrhunderten geändert hat in Sachen Gleichberechtigung. Das hat mich irgendwann genervt, wobei ich aber auch sagen muss, dass es dem Buch nicht gut getan hat, dass ich es für 2-3 Wochen für eine Leserunde unterbrochen habe. Die Euphorie war irgendwie verpufft.

Es ist ein richtig gutes Buch, das sich sehr gut und schnell weglesen lässt, das wichtige Themen behandelt und ein grandios gutes und informatives Nachwort hat. Aber für mich ist es leider nicht  ganz perfekt. Aber ich bin ihr trotzdem dankbar, dass sie Abelkes Geschichte erzählt hat, denn solche Frauen sollten nicht vergessen oder gar verschwiegen werden.
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Rock the Night!