Tracy Chevalier - Das Mädchen mit dem Perlenohrring

Begonnen von Wiebke, 23. April 2007, 13:02:18

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Wiebke




[isbn]3548600697[/isbn]

Erzählt wird uns hier die Geschichte des Mädchens Griet, die im Delft des 17. Jahrhunderst als Magd in das Haus des Malers Jan Vermeer kommt.
Chevalier beschreibt Griet als mögliches Modell für Vermeers bekanntes Gemälde "Mädchen mit Perlenohrring", von dem bis heute niemand weiß, wer das Mädchen war.
Unter den eifersüchtigen Augen der Hausherrin beginnt Griet, ein Interesse an Vemeers Bildern, der Malerei und nicht zuletzt an Vermeer selbst zu entwickeln. Als sie dann für ein Portrait Modell stehen soll, kommt es zum Eklat.

Chevalier zeichnet vielschichtige Charaktere, Griet selbst erscheint einerseits zurückhaltend und ernst, gleichzeitig aber auch eigensinnig und bestimmt.
Vermeer wird uns als stiller, reifer Mann nahegebracht, der ganz in seiner Kunst versunken zu sein scheint.
Nebenfiguren wie Vermeers Schwiegermutter oder andere Hausmägde wandeln sich im Laufe des Buches, behalten aber dennoch ihre Persönlichkeit.
Chevalier schafft ein lebendiges Bild von Delft, dem Haus des Malers und eine sehr visuelle Stimmung, die nachempfinden lässt, wie Griet die Welt um sich herum wahrnimmt.

Am Beeindruckendsten fand ich die Subtilität, mit der Chevalier es schafft, die Spannung zwischen Griet und Vermeer aufzubauen.
Griet tastet sich langsam immer weiter in das Atelier und das Reich des Künstlers vor und nimmt eher unbewusst ihren Wunsch nach seiner Nähe wahr. Die konkreten Annäherungsversuche des Schlachtersohnes wirken dagegen vergleichsweise aufdringlich.
Im Verlauf der Geschichte wird wie beiläufig deutlich, wie wichtig Griet das Bedecken ihrer Haare ist, so dass nichts erotischer wirkt als der Moment, in dem Vermeer Griet beim Ablegen ihrer Haube beobachtet und sie ihn bemerkt.
Nichts wirkt nervenzerreissender wie die Szene, in der Vermeer ihr den Perlenohrring anlegt.

Die Zweifel Griets, ob Vermeers Faszination sich nur auf sie als Modell beschränkt, wirken realistisch und nehmen der Geschichte bis zuletzt jeden möglichen Kitsch.
Und nicht zuletzt die Beschreibung der Entstehung der einzelnen Bilder, Griets Einfluss auf sie und die ohne Einschränkung zu den Fakten (und den Bildern) passende Geschichte lässt mich glauben, dass es Griet tatsächlich so gegeben haben könnte.

Fazit: 278 Seiten voller Bilder, bildhafter Athmosphäre und subtil-erotischer Spannung.

Note 1

[note1]

P.S.: Die Verfilmung mit Scarlett Johannson als Griet kann ich auch sehr empfehlen!

Kathchen

Ein wundervolles Buch, das ich beim Lesen richtig genossen habe. Es ist zwar ruhig und beinhaltet eher weniger "Action", etc., aber trotzdem war es sehr spannend und ich konnte kaum aufhören zu lesen.
Ich finde, die Geschichte um Griet klingt sehr realistisch.
Es kann von mir nur die Note 1 bekommen.
[note1]

Ach und übrigens den Film hab ich auch gesehen, fand ihn sehr gut, allerdings würde ich empfehlen, erst das Buch zu lesen und dann den Film zu sehen.

Weratundrina

Das ist so ein Buch, an dem ich bisher immer vorbei gegangen bin, weil mir der Titel zu "groß" vorkam.  :kopfkratz:

Wußte aber gar nichts vom Inhalt. Jetzt werd ich es mir doch mal näher anschauen, da ich die Bücher von Vermeulen z.B. sehr mag und die ja ähnlichen Inhalt haben (nur eben männliche Protagonisten, was ich eigentlich lieber mag).
Viele Grüße,
Weratundrina