Silber im Saum - Katja von Glan

Begonnen von Lannie, 08. Januar 2008, 14:23:57

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Lannie

Verlag: Fischer Tb
ISBN: 3-596-15981-4
Seiten: 415
Ausgabe: Taschenbuch
Preis: € 8,90
ET: 03.2004

[isbn]3596159814[/isbn]

Kurzbeschreibung

Nach dem Tod Heinrichs VI. im Herbst des Jahres 1197 herrscht im deutschen Reich ein Machtvakuum. Ein Teil der Reichsfürsten krönt den Welfen Otto zum König, ein anderer den Staufer Philipp. In diesen Thronstreit werden die Kölner Kaufmannstochter Mechthild und die Hofdame Johanna verwickelt. Sie erleben die Irrungen und Wirrungen von Macht und Liebe, die höfschen Intrigen, die hohe Liebe des Minnesangs mit Walther von der Vogelweide, den Kampf um Aachen und viel Aufregung um versteckte Silberstücke im Saum eines Gewandes...

Reihenfolge

Silber im Saum
Der Sternenmantel
Die Pilgermuschel

Meine Meinung

,,Silber im Saum" ist der Auftakt zu einer dreiteiligen Reihe über den Thronstreit zwischen Otto IV. und Philipp von Schwaben. Vom Thema her sollte das Buch also äußerst interessant und erzählenswert sein. Nur leider schafft es Katja von Glan nicht, das große Potential der historischen Ereignisse für eine wirklich spannende Geschichte zu nutzen.

Zwar liest sich der Roman flüssig und zügig, allerdings lässt der Spannungsbogen zu wünschen übrig und es fiel mir nie schwer das Buch zur Seite zu legen. Im Prinzip plätschert die Geschichte vor sich hin, auch wenn die beiden weiblichen Protagonisten so manches kleine Abenteuer zu bestehen haben. Diese lassen sich bedauerlicherweise eher mäßig spannend lesen. Vieles löst sich einfach zu schnell in Wohlgefallen auf. Der Streit zwischen Otto und Philipp wird nebenbei kurz abgehandelt ohne Farbe oder Leben in die Handlung zu bringen. Die Geschichte, die erzählt wird, ist nicht die des Deutschen Reiches Ende des 12. Jahrhunderts, sondern die von Johanna und Mechthild. Beide werden zwar in die politischen Verhältnisse eingeflochten, dies geschieht allerdings nur sehr oberflächlich.

Otto, Philipp und Irene von Byzanz bleiben Randfiguren und äußerst blass. Aber nicht nur die historischen Persönlichkeiten konnten mir kein deutliches Bild vor mein inneres Auge zaubern, auch die fiktiven Figuren wie Johanna, Mechthild, Konrad und Anselm bleiben kontur- und farblos. Katja von Glan hat leider kein glückliches Händchen dabei bewiesen, ihren Figuren Leben und Vielschichtigkeit einzuhauchen. Einzig eine der zwielichtigen Gestalten konnte mein Interesse wenigstens vorübergehend wecken. Alle anderen Charaktere blieben den gesamten Roman über undeutliche Schemen und konnten keinen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen.

Weder Figuren noch Handlung konnten Emotionen in mir wach rufen. Eher war ich von der naiven Johanna und der selbstsüchtigen Mechthild genervt. Und vieles was ich abends gelesen habe, hatte ich am folgenden Tag schon fast wieder vergessen. Leider kommt der Roman auch nicht ohne Magie aus, was mich wohl am meisten gestört hat. Aber die Autorin hat es geschafft, mich wenigstens ab und zu zu überraschen und auch mit dem Ende war ich halbwegs zufrieden, zumindest was Johanna angeht. 

Insgesamt habe ich von ,,Silber im Saum" wesentlich mehr erwartet. Die Fortsetzung habe ich schon auf meinem SuB liegen, daher werde ich Katja von Glan noch eine Chance geben, irgendwann. Da sich das Buch flüssig lesen lässt, das Nachwort aufschlussreich und hilfreich war und mein Interesse an deutscher Geschichte Dank dieses Romans wieder erwacht ist, bekommt es trotz der gravierenden Kritikpunkte noch eine recht anständige Bewertung.

Bewertung

[note4+]
Liebe Grüße
Lannie aka Cait

The Viewfinder

Annette B.

Hallo Lannie,

uiii, da ist dir offenbar ein nicht so überweltigendes Buch in die Hand gekommen. Schade...das tut mir ehrlich leid für dich!!! :trost:
Ich hatte das Buch auch schon mal in der Hand, aber da mir die Autorin nicht bekannt war, wollte ich erst abwarten bis jemand sich zu ihr äussert.
Nun gut, warten wir mal ab, was du über das nächste Buch so sagst, wenn du es gelesen hast. :zwinker:
Liebe Grüße
Annette
Liebe Grüße Annette

Lannie

Du kannst gespannt auf Kathrins Rezi sein.  :-> Sie war auch nicht begeisteter. Naja, es kann ja jetzt hoffentlich nur besser werden.
Liebe Grüße
Lannie aka Cait

The Viewfinder

Kathrin

#3
Hallo zusammen,

Rezi ist geschrieben und hier ist dann auch

meine Meinung:

,,Silber im Saum" ist der erste Teil einer dreibändigen Romanserie, in der die Autorin Katja von Glan den Thronstreit zwischen Staufern und Welfen gegen Ende des 12. Jahrhunderts/ Anfang des 13. Jahrhunderts thematisiert. Ich habe bislang nicht allzu viele wirklich fesselnde historische Romane über die deutsche Geschichte gelesen und kenne mich auch relativ wenig mit der deutschen Geschichte, vor allem im Mittelalter aus und habe deshalb auf die Autorin ziemlich große Hoffnungen gesetzt, die sie leider für mich nicht erfüllen konnte.

Begeistert war ich von der Aufmachung des Buches, denn ich konnte das Hardcover des Nymphenburger-Verlags mit als Mängelexemplar (ohne erkennbare Mängel) abstauben zusammen auch mit dem Folgeband ,,Der Sternenmantel". Die Bücher sehen toll aus, haben dem Cover entsprechende Lesezeichen mit den wichtigsten Romanfiguren (historische als auch fiktive) auf beiden Seiten und behandeln ein Thema, das mich sehr interessiert, da konnte ich wirklich nicht dran vorbeigehen!

Der Einstieg ist eigentlich recht vielversprechend: Wir befinden uns in einem Waldstück vor Braunschweig und Ritter und Gefolgsmänner des Welfen Otto (der spätere Otto IV) finden eine junge Frau, Opfer eines Überfalls, die ihr Gedächtnis verloren hat, vermutlich aus dem Kölner Raum stammt und nicht weiß wer sie ist und was sie in der Gegend verloren hat. Der neugierige Leser möchte natürlich sofort wissen, was im Wald passiert ist und ist begierig weiterzulesen. Der sehr einfache Schreibstil der Autorin, der über weite Strecken nur als aus aneinandergereihten Hauptsätzen besteht, lässt den Leser schnell vorwärts kommen, allerdings nerven diese kurzen Sätze mit der Zeit auch ein wenig. Es wirkt alles ein wenig abgehackt und lieblos. Die Geschichte konnte mich unter anderem auch aus diesem Grund nicht wirklich fesseln. Selbst die Perspektivwechsel von der Geschichte um die Kaufmannstochter Mechthild bei den Welfen zur Geschichte um Johanna, einer Hofdame am Hofe des staufer'schen Thronanwärters Philipp und seiner Frau Irene, haben keine Spannung aufkommen lassen, dass ich das zwingende Bedürfnis hatte, weiterzulesen.

Der größte Kritikpunkt meiner Meinung nach ist die Gestaltung der Figuren, sowohl der Hauptfiguren Mechthild und Johanna als auch der historischen Figuren, Otto IV, Philipp, der Schwabe, seiner Frau Irene und auch Walther von der Vogelweide, wobei ich gerade was Walther von der Vogelweide angeht vermutlich auch einfach eine Viola-Alvarez-Brille aufhabe *g*. Aber gerade Mechthild und Johanna gingen mir ziemlich auf die Nerven, da ich sie beide nicht wirklich sympathisch fand (wobei eine 100% sympathische Hauptfigur für mich kein zwingendes Argument für einen guten Roman ist) und auch ihr Verhalten, ihr Gefühle und Handlungsweisen nicht wirklich nachvollziehen konnte. Bei Johanna kam erschwerend hinzu, dass sei magische Fähigkeiten hat, heilende Hände, was ich nicht wirklich in einem historischen Roman, der im Mittelalter spielt lesen will. Mag sein, dass ich da etwas verbohrt bin, aber magische Fähigkeiten oder Riten gehören für mich in die Fantasy-Welt oder eben in Bücher wie die Avalon-Reihe von MZB oder Bücher, in der ein alter Glauben gelebt wird, vor der Christianisierung. Ich mag es einfach nicht und ich war mehrmals kurz davor, das Buch an die Wand zu knallen, wenn es zu solchen Szenen kam. Es nervt mich leider einfach total!!!

Generell finde ich, dass die Figuren fast ausschließlich auf einen Charakterzug reduziert sind: Otto IV ist unbeherrscht und brutal, Philipp von Schwaben geht eigentlich völlig unter, man lernt ihn kaum kennen, Irene von Byzanz existiert nur aufgrund ihre angeblichen Alpträume von Richard Löwenherz und so könnte ich die Liste fortsetzen. Lediglich eine Figur konnte mich überraschen, allerdings war auch er von Anfang an eindeutig in die ,,böse" Ecke zu schieben, aber er hatte wenigstens ein wenig mehr Potential!

Als positiv empfunden habe ich das lange Nachwort der Autorin, in dem sie auf ,,Fiktion und Wahrheit" in ihrem Roman eingeht und einiges erklärt. Das hat mich ein wenig versöhnt, allerdings auch nur ein wenig.

Bewertung:
[note4+]

lg
kathrin
Rock the Night!

Lannie

Kathrin,

da hast Du Dir ja richtig Mühe gegeben, meine Rezi ist eher lieblos geworden, da ich mit dem Buch einfach nichts mehr zu tun haben wollte.  :->

LG
Lannie
Liebe Grüße
Lannie aka Cait

The Viewfinder

Marmotte

Danke, Kathrin, für den Hinweis auf Deine Rezi.
Nach all den positiven Stimmen, die ich vorher gehört hatte, läßt mich das ja nun wieder ein wenig zweifeln...

Vielen Dank und lieben Gruß,
Marmotte

Kathrin

Naja, Lannie, ich hab einfach ein gewisses Schema und Punkte, die ich immer versuche in eine Rezi zu schaffen und das waren dann hier teilweise die positiven Punkte zum Buch  :->
Rock the Night!