Die Teufelsbibel - Richard Dübell

Begonnen von Lannie, 29. Januar 2008, 14:28:06

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Lannie

[[isbn]3431037186[/isbn]   Verlag: Ehrenwirth
ISBN: 978-3-431-03718-0
Seiten: 668
Ausgabe: Hardcover
ET: 09.2007
Preis: € 19,95


Böhmen 1572

In einem halb verfallenen Kloster wird der achtjährige Andrej Zeuge eines schrecklichen Blutbads: Zehn Menschen, darunter Andrejs Eltern, werden von einem rasenden Mönch brutal ermordet. Eine der Frauen bringt sterbend ein Kind zur Welt. Der Prior befiehlt, auch den Säugling zu töten – denn es gilt, alle Spuren zu verwischen, die irgendjemanden in das abgelegene Kloster führen könnten. Andrej kann fliehen und nimmt eines der am besten gehüteten Geheimnisse der Kirche mit sich, das die verschwiegene Mönchsgesellschaft um jeden Preis zu schützen geschworen hat: In dem Kloster wird ein Buch versteckt, das drei Päpsten das Leben kosten und die Macht haben soll, das Ende der Welt einzuläuten – der Codex Gigas, die Teufelsbibel, ein Kompendium des Bösen. Sieben schwarze Mönche behüten die große Handschrift und töten jeden, der zuviel darüber weiß. Doch das Wissen um das Buch des Teufels ist das einzige Erbe, das Andrej von seinem Vater geblieben ist ...

Meine Meinung


,,Die Teufelsbibel" ist der erste Roman, den ich von Richard Dübell gelesen habe und er hat definitiv Lust auf mehr von diesem Autor gemacht. Zu Beginn - und hin und wieder auch zwischendurch - hatte ich zwar leichte Schwierigkeiten mit dem recht niveauvollen Schreibstil, vor allem die langen verschachtelten Sätze ließen mich stolpern und mein Gehirn akrobatische Übungen veranstalten, wenn ich allzu müde war, aber die Geschichte war von der ersten Seite an derart packend, dass ich mich sehr gespannt ins Geschehen warf.

Die Handlung besteht aus mehreren Handlungssträngen, die sich zügig abwechseln. Gerade während des ersten Drittels, als alle Figuren eingeführt wurden, war das gelegentlich doch etwas verwirrend, der Spannung tat es aber keinen Abbruch. Sobald man die Charaktere kennen gelernt hat, ist es einfacher der Handlung zu folgen und man beginnt zu spekulieren, wohin die einzelnen Handlungsstränge führen mögen. Gespannt wartete ich darauf, wie sie sich zusammenfügen würden und wurde nicht enttäuscht. Bevor es jedoch zum großen Finale kam – und was das für ein Show Down war, Respekt! -, wurde ich vom Autor oft gekonnt und überzeugend auf falsche Fährten gelockt, von überraschenden Wendungen perplex zurück gelassen, um rasant ins nächste ,,Abenteuer" geschubst zu werden und von tragischen Ereignissen eiskalt erwischt. Richard Dübell baut eine ungemein dichte, nahezu greifbare Atmosphäre in seinem Roman auf, die es mir unmöglich machte, mich dem Bann der Teufelsbibel zu entziehen. Oftmals ist die Stimmung düster und bedrohlich, aber Dank perfekt eingebauten Humors, urkomischer Dialoge und zerbrechlicher Romantik, versinkt man nicht in dieser Düsternis, sondern darf immer mal Hoffnung schöpfen und Licht am Horizont erblicken. Der Autor hat ein unglaubliches Gespür für Dialoge. Sie wirken nie konstruiert, sondern strahlen eine unglaubliche Lebendigkeit aus. Sie wirken wie aus dem Leben gegriffen, so als würden die Figuren einfach reden und der Autor habe es aufgeschrieben, und nicht  als hätte der Autor seinen Charakteren die Worte in den Mund gelegt. Ja, ich liebe die Dialoge Richard Dübells!

Aber nicht nur die großartigen Dialoge haben mich fasziniert und beeindruckt. Die Figuren - egal wie groß die zu spielende Rolle auch ist, egal ob gut, böse oder unentschlossen, egal ob arm oder reich, egal ob männlich oder weiblich, egal ob Mensch oder Tier- suchen ihres gleichen.  Richard Dübell schafft Charaktere, die so lebendig sind, dass man sie hören, sehen, riechen und fühlen kann. Keine Figur war unter ihnen, die mich in der Ausarbeitung enttäuscht oder an der mir etwas gefehlt hat. Sie sind perfekt bis in jede Kleinigkeit ausgearbeitet, sind vielschichtig, glaubwürdig, und voller Vitalität. Selten habe ich solch großartige Figuren angetroffen. Hier ist sogar der fieseste Fiesling faszinierend, der betrügerischste Bettler auf seine Art sympathisch und selbst die Tiere strahlen eine Seele aus. Ich bin restlos begeistert, denn sogar das Lachen der Figuren ist ansteckend... Wunderbar!

Die Ausstattung der gebundenen Ausgabe gefällt mir sehr gut, auch wenn ich ein Lesebändchen und vielleicht eine Karte (ich bin ein Kartenfetischist) vermisst habe. Dafür ist das Personenverzeichnis erfrischend anders und macht neugierig, anstatt zu viel zu verraten und das Nachwort ist sehr ausführlich und amüsant geschrieben, sogar bei der Danksagung hatte ich immer noch ein Grinsen im Gesicht.

Keine Frage, ,,Die Teufelsbibel" hat mich davon überzeugt, dass mir lange Zeit ein äußerst  interessanter Autor ,,unterschlagen" wurde und ich bin mir sicher, dass ich bald wieder zu einem Roman von Richard Dübell greifen werde. ,,Die Teufelsbibel" hat mir sehr kurzweilige, spannende und bewegende Stunden beschert. Gerade das letzte Drittel habe ich in einem Rutsch verschlungen und hätte zum Schluss gerne noch weiter gelesen, auch wenn die Geschichte nahezu perfekt zu Ende erzählt war. Nur ein paar winzige Kleinigkeiten blieben in meinen Augen offen, aber wer weiß, vielleicht sollte es auch so sein, oder die Teufelsbibel hatte ihre Finger im Spiel...

Meine Bewertung

[note2+]

LG
Lannie
Liebe Grüße
Lannie aka Cait

The Viewfinder

Annette B.

#1
Hallo ihr Lieben

hier jetzt auch meine Meinung zu dem Buch

"Die Teufelsbibel" von Richard Dübell

Mit diesem Buch ,,Die Teufelsbibel" hat Richard Dübell wirklich ein Werk geschaffen, bei dem man höllisches aufpassen muss, um beim Lesen nicht den Überblick zu verlieren.

Dieses Buch kann man nicht einfach mal so nebenbei lesen, dieses Buch verlangt die uneingeschränkte Aufmerksamkeit des Lesers.

Auf den ersten 250-300 Seiten des Buches wechseln Handlungsstränge und Handlungsorte in einem atemberaubenden Tempo, so das man sich immer wieder fragt, wo sollen diese Handlungen noch hin führen ?

Richard Dübell beleuchtet einen Zeitraum zwischen 1572-1592, eine Zeit in der die ,,heilige Inquisition" der Kirche, die Menschen in Angst und Schrecken versetzt. Die Zeit, als Päpste und Kirchenfürsten nach immer mehr Macht und Geld strebten und schwache Könige  bzw. Kaiser ihr Ego pflegten, ohne sich um die Not in ihrem Lande zu kümmern.

Diese Lebensumstände der Menschen damals werden von Richard Dübell sehr lebendig und detailgetreu beschrieben. Schonungslos beschreibt er die Armut der Bauern und Bettler, um im Gegenzug auch genauso schonungslos die Grausamkeiten und die Arroganz der Kirche und der reichen Leute darzustellen.

Die Charakter, die Richard Dübell seinen Protagonisten verleiht sind nicht einfach nur gut oder böse, sondern sie sind mit vielen menschlichen Schwächen und Stärken ausgestattet. Die Hauptdarsteller lachen, lieben, weinen und fluchen, ihr denken und Handeln wird dem Leser mit sehr einfühlsamen Worten nahe gebracht. Als Leser ist man derart von den Gefühlen der Protagonisten gefesselt, dass man an manchen Stellen im Buch laut flucht oder lacht.

Die Jagd nach der Teufelsbibel ist spannend und auch realistisch erzählt worden. Man weiß am Ende nicht genau, ob man einen historischen Roman, einen Krimi oder einen Thriller gelesen hat, denn dieses Buch hat von allem etwas.
In dieser Story jagt ein Mord den anderen, und gleichzeitig stolpert man auch noch von einer Intrige in die nächste. Die Worte Glaube – Hoffnung - Liebe bekommen in diesem Buch eine neue Dimension, wenn Richard Dübell sie seinen Protagonisten in den Mund legt.

Überhaupt bedient der Autor sich stellenweise einer sehr fantasievollen, fast dichterischen Sprache, die der Handlung noch mehr Tiefe verleiht und sehr gut zu dem Jahrhundert passt, in dem dieser Roman spielt.

Das der Autor sehr genau und sorgfältig recherchiert hat, merkt man nicht nur wenn man dieses Buch liest, sondern auch wenn man das Nachwort liest.

Die Gestaltung des Buches gefällt mir sehr gut, das Vorwort, das Personenregister und auch das humorvolle Nachwort von Richard Dübell verleihen diesem Buch einen besonderen Charme.

Ich kann dieses Buch nur wärmstens empfehlen, rate aber dringend jedem interessierten Leser, sich für diesen Roman viel Zeit zu nehmen.

Note 2

[note2]
Liebe Grüße Annette

Kathrin

Und hier jetzt auch noch schnell meine Meinung:

Für mich ist es bereits mein dritter Roman von Richard Dübell und ich bin richtig froh, dass der Autor noch einige Bücher geschrieben hat und ich nicht wie bei man anderen Autoren/ innen auf Nachschub warten muss, denn auch mit seinem Roman ,,Die Teufelsbibel" hat mich der Autor überzeugt.

Wie nicht anders zu erwarten ist auch dieses Hardcover vom Ehrenwirth-Verlag sehr schön aufbereitet, verfügt über ein spannendes Vorwort, neugierig-machende Personenbeschreibungen in der Dramatis Personae sowie ein langes Nachwort des Autors, in dem er auf die Hintergründe seines Romans und auch auf Wahrheit und Fiktion in der Geschichte um die Teufelsbibel eingeht. Ich gebe zu, ich stehe auf solche Specials, hätte mich allerdings auch über eine zusätzliche Karte oder so wundervolle Zeichnungen des Autors, wie in seinem Roman ,,Die Tochter des Bischofs" gefreut. Dann wäre das Buch rein vom Look noch schöner.

Der Einstieg hat mir sehr gut gefallen, ein wenig erinnert mich die Atmosphäre rund um das Kloster an Eccos ,,Der Name der Rose", was aber nicht weiter schlimm ist, da ich den Film (nicht das Buch) liebe! Wir befinden uns in einem Kloster und werden Zeuge eines seltsam anmutenden Massakers, das ein Mönch des Klosters an einer Reihe von Frauen und Kindern verübt, die vom Kloster und den Mönchen scheinbar Hilfe und Unterstützung erhofft haben. In einem kurzen Rückblick lernen wir den kleinen Andrej und seine Familie kennen, die ebenfalls Opfer des Mönches geworden sind, bis auf Andrej, den einzigen Zeugen und Überlebenden der grausamen Tat.

Zu Beginn des Buches hat mich der Autor zugegebenermaßen mit einigen Zeitsprüngen verwirrt, aber auf diese Weise haben wir die weiteren Hauptfiguren kennenlernen können, Agnes und Cyprian und durch die Zeitsprünge konnten dann aus den Kindern schnell junge Erwachsene werden und die Geschichte konnte so richtig losgehen. Der Autor erzählt seine Geschichte in verschiedenen Handlungssträngen, die sich von Kapitel zu Kapitel abwechseln und teilweise den Leser mit bösen Cliffhanger und vielen Fragezeichen bei einem Erzählstrang zurücklässt und gleich in Anschluss die nächsten Verwirrungen und Abenteuer des nächsten Erzählstrangs mitzuerleben. Ich kann mir vorstellen, dass das nicht jedermanns Sache ist, mich persönlich hat diese Erzählweise der abwechselnden Erzählstränge extrem an das Buch gefesselt und oft habe ich mir gewünscht, länger an einem Stück lesen zu können und nicht ständig wieder aus der Handlung rausgerissen zu werden. Verwirrung entstand bei mir nicht nur durch die unterschiedlichen Erzählebenen sondern auch durch kleine Fallen, die der Autor stellt und mich als Leser immer wieder auf die falsche Fährte geführt hat, aber all dies hat dem Lesefluss und dem Lesegenuss keinen Abbruch getan. Die Suche der verschiedenen Figuren nach der Teufelsbibel und die Art wie der Autor die verschiedenen Handlungsebenen verknüpft sind super spannend und fesselnd.

Da ich grundsätzlich der Meinung bin, dass ein Buch mit seinen Figuren steht oder fällt, war ich auch hier sehr gespannt darauf, was der Autor aus seinen Figuren gemacht hat, zumal ich mit seinem Roman ,,Die Tochter des Bischofs" gerade von den Figuren extrem begeistert war.  Und auch in ,,Die Teufelsbibel" bietet Richard Dübell wieder einen großen bunten Strauß an schillernden und vielschichtigen Figuren, die egal ob gut oder böse, Männlein oder Weiblein sehr sehr echt und lebendig rübergekommen sind. Dies liegt u.a. auch an den extrem gelungenen Dialogen, die der Autor seinen Figuren in den Mund legt. Man liebt und leidet mit den Figuren, weint und lacht mit ihnen, verspürt ihre Ängste und findet ihnen fast schon neue Freunde, die man nach 666 Seiten nur ungern zurücklässt.

Extrem gut gefallen hat mir, dass der Autor auch in dieses Buch viele Sparten einfließen lässt, es ist eine Mischung aus Thriller, historischen Roman und wunderschönen, teilweise leider auch bittersüßen und traurigen Liebesgeschichten, gepaart mit wundervollen Figuren und einen tollen Humor, der wohl dosiert aber extrem pointiert eingesetzt wird. Zudem bin ich dem Autor sehr dankbar, dass Richard Dübell so ganz ohne Hokus-Pokus in dem Buch ausgekommen ist, es ranken sich zwar viele Legenden um die Teufelsbibel, aber glücklicherweise erscheint uns Kerl mit dem Pferdefuß nicht persönlich. Dafür bin ich wirklich sehr dankbar, das hätte mich doch arg gestört.

Wieder ein wundervolles Buch des Autors, das Lust auf mehr von Richard Dübell macht.

Bewertung:
[note2+]

lg
kathrin
Rock the Night!