Bernard Cornwell: Das letzte Königreich (Uhtred-Reihe Teil 1)

Begonnen von Kathrin, 06. April 2008, 18:40:08

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Kathrin

[isbn]3499242222[/isbn]  Verlag: rororo
ISBN: 3499242222
Seiten: 475
Ausgabe: Taschenbuch
Preis: € 9,90


Klappentext:
Nordengland im Jahre 866: Mit zehn Jahren erlebt der Fürstensohn Uhtred den Einfall der Wikinger. Sein ungestümer Mut in der Schlacht beeindruckt den Anführer der Dänen so sehr, dass er Uhtred verschont und als Ziehkind aufnimmt. Mit den Jahren wird der Junge fast einer von ihnen. Nach Raub- und Eroberungszügen voller Blut und Gewalt droht auch Wessex, das letzte der fünf angelsächsischen Königreiche, an die Eroberer zu fallen. Doch da wechselt Uhtred wieder die Seiten...

Meine Meinung:
,,Das zweite Königreich" ist für mich der erste Roman von Bernard Cornwell und momentan bin ich mir noch nicht sicher, ob es viel mehr Bücher werden, auch wenn die komplette Arthus-Saga noch ungelesen daheim stehen habe. Der Anfang des Buches war eigentlich sehr vielversprechend: ein schönes Layout, eine Karte von England mit den damaligen Ortsnamen, die in einem Glossar noch den heutigen Namen gegenübergestellt sind und im Prolog wird klar, dass Uhtred, unserer Hauptfigur des Buches, seine Geschichte als alter Mann in Form eines Rückblickes erzählt. Das Buch startet mit dem Einfall der Dänen in Northumbria, Uhtreds Familie kommt dabei ums Leben und Uhtred selbst wird von den Dänen gefangengenommen. Diese Zeit, in der die Uhtred-Serie spielt, finde ich extrem spannend, vermutlich weil ich über die Zeit vor Wilhelm dem Eroberer nichts, bzw. so gut wie nichts weiß.

Auf die Geschichte des 9. Jahrhunderts legt Cornwell eindeutig seinen Schwerpunkt, was meiner Meinung nach zu Lasten der Figuren geht, die mir etwas vernachlässigt vorkommen. Historisch gesehen scheint der Roman gut recherchiert zu sein und aus manchen Szenen macht Cornwell meiner Meinung nach Gold, zum Beispiel aus dem Tod von Edmund, dem König von East Anglia (der Heilige Edmund). Das kam überzeugend für mich rüber, selbst wenn wir nicht wissen, wie es tatsächlich gewesen ist. Bedingt durch die Eroberungspläne der Dänen, das gesamte Gebiet des heutigen England zu unterjochen wird in dem Buch meiner Meinung nach schon recht viel gemetzelt und nichts beschönigt, wobei ich sogar fast erwartet habe, dass Cornwell noch blutrünstiger ist und ich mich noch öfter schütteln oder ekeln müsste. Da muss ich sagen, dass mir das Buch sogar schon fast zu nüchtern ist. Natürlich muss ich nicht auf jeder zweiten Seite eine Vergewaltigung lesen und "rot raustropfen" aus dem Buch muss es meiner Meinung nach auch nicht, aber auf das Schicksal der Figuren wird mir zu wenig eingegangen und was die ganzen Überfälle und Attacken und der Krieg generell der ,,Engländer" gegen die Dänen für die Menschen für Konsequenzen hat. Bedingt durch dieses Nüchternheit kann ich zu den Figuren, schon gar nicht zu Uhtred, keine Beziehung aufbauen. Und das ist für mich eigentlich das, was ein gutes Buch ausmacht: wenn ich mit den Figuren mitfühlen kann, egal ob ich mit ihnen hasse, liebe, leide oder lache. Und ich kann es hier einfach nicht. Auch ein historischer Roman hat meiner Meinung nach noch einen anderen Sinn, als mich nur über die Geschichte aufzuklären, zumal ich nicht weiß, ob es wirklich so war, wie Cornwell es uns hier erzählt. Das weiß kein Autor hist. Romane, er kann sich nur seine Version der Geschichte aus Fakten und Recherche zusammenreimen und versuchen, uns damit zu unterhalten. Aber hier in diesem Roman fehlt mir die Unterhaltung, hier wird nur gemetzelt und ich erfahre was über die Eroberungspläne und -taktiken der Dänen im 9. Jahrhundert. Das Buch wirkt dadurch nicht nur nüchtern sondern auch lieb- und emotionslos. Viel Zwischenmenschliches wird in wenigen Nebensätzen abgehandelt, sei es eine Fehlgeburt oder die Abschlachtung von Uhtreds dänischer Ziehfamilie, die ich wirklich sehr, sehr mochte, aber mein Gefühl bei dieser Szene war einfach nur ,,schade" und das war's. Da hatte ich echt erwartet, dass ich trauriger sein würde. Die Figuren sind bis auf die Dänen Ragnar und Ravn eher blass, es gibt für mich noch nicht mal einen hassenswerten Gegenspieler, den man zur Not bewundern kann.

Irgendwie nehme ich immer mehr davon Abstand, den zweiten Teil noch zu lesen. Ich bin doch eher enttäuscht von dem Buch hier. Das Einzige, was mich jetzt interessiert ist das Geschichtliche an der ganzen Sache, aber ich weiß noch nicht, ob ich mich dafür nochmal durch ein Buch von Cornwell zu dem Thema quälen soll. Hoffentlich wird die Arthus-Saga von ihm besser. Momentan reizt es mich echt weniger, die Reihe weiterzulesen, ich war einfach nur noch froh, dass das Drama beendet war und sich das Buch so schnell und locker durchlesen lies, damit ich nicht länger als nötig mich damit rumquälen musste.

Bewertung:
[note3-]

lg
kathrin
Rock the Night!