Karen Duve - Die entführte Prinzessin

Begonnen von Schnecke, 04. Juli 2007, 23:57:44

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Schnecke

Hallo da draussen!
Nur kurz eine kleine Rezi:

Karen Duve - Die entführte Prinzessin

Klapptext:
Ehre,Würde,Stolz...seit wann haben wir Frauen denn daran Anteil? Ist es nicht das schlimmste Schimpfwort, das ein Ritter oder Solsat einem anderen gebe kann,er benehme sich wie ein Weib? Entbindet uns das nicht von jeder Verpflichtung? Genießt die bodenlosen Vorteile der Schande, ein Weib zu sein"

Eine entführte Prinzessin und ein verzweifelter Prinz, der ewige Kampf gegen übermächtige Eltern, verfehlter Stolz und rasende Herzen--mit Karen Duve wird auch ein phantastischer Ritterroman zu intelligenter und spannender Literatur.

Ich habe das Buch anlässlich der letzten Lesenacht angefangen und bin heute morgen damit fertig geworden.
Das spricht für die Geschichte.
Die Figuren werden gut beschrieben, so dass man sich ein ziemlich klares Bild machen kann, wer da so alles agiert.
Es gab viele Passagen, an denen ich Schmunzeln oder sogar lachen musste, aber auch wenn der Stiel ein wenig an die Scheibenwelt erinnert, kommt es bei weitem nicht an dieses Niveau ran.
Obwohl ich bei der Beschreibung der verschiedenen Drachen und dem ganzen drumherum auf dem Drachentreffen sehr stark das Gefühl hatte, ich bin auf der Scheibenwelt gelandet.  :-) :-)

Ich bereue den Kauf des Buches nicht, aber ich Bewerte es als leichte Lektüre für zwischendurch.

LG Schnecke

Kathrin

#1
[isbn]3442461421[/isbn]   Verlag: Goldmann
ISBN: 3442461421
Seiten: 410
Ausgabe: Taschenbuch
Preis: € 8,95



Kurzbeschreibung:
Trotz ihrer Schönheit steht Prinzessin Lisvana auf der Liste der heiratsfähigen Königstöchter ganz unten: Ihr Königreich im Nordland besitzt zu wenige Reichtümer, nur Schnee und Steine gibt es im Überfluss. Dies allerdings entzückt den "schwarzen Prinzen", Diego von Baskarien, denn als Thronfolger des sonnigsten und blumenreichsten Fürstentums liebt er alles, was aus Stein ist. Diego beschließt, Lisvana zu freien. Doch mit seiner Brautwerbung entfesselt er Kräfte, die weit über die seinen hinausgehen, und so bleibt ihm als Rettung nur, Prinzessin Lisvana zu entführen ...

Meine Meinung:
Mit Karen Duves ,,Die entführte Prinzessin" habe ich nun auch schon mein zweites Wichtelbuch aus 2007 gelesen und kann sagen, dass es ein schönes Buch für Zwischendurch ist und sich extrem gut weglesen lies. Allerdings muss ich sagen, dass ich doch mit etwas anderem gerechnet habe. Ich wusste zwar aus anderen Rezis, dass ich vermutlich viel lachen und schmunzeln würde, aber ich hab irgendwie trotzdem mit mehr Fantasy gerechnet und war anfangs schon etwas enttäuscht. Mir war die Sprache zu flapsig, zu lieblos und mein dringendes Bedürfnis, bei Fantasy-Büchern verzaubert zu werden wurde eindeutig nicht erfüllt, weder durch die Geschichte noch durch die Sprache, die meiner Meinung nach viel zur Verzauberung zutut. Aber nicht nur die Sprache sondern auch die Geschichte ging mir einfach nicht tief genug, war mir zu wenig das Märchen für Erwachsene, was ich irgendwie trotz aller ,,Lach-Vorwarnungen" erwartet habe.

Aber irgendwann hat sich dann bei mir der Schalter umgelegt und ich und das Buch wurden doch noch Freunde, einfach weil ich in dem Buch nun eine Persiflage auf Märchen und Fantasy-Romane gesehen habe. Vielleicht mussten mit den Eltern von Prinz Diego (König Leo I von Baskarien und seine Frau Königin Isabella) aber auch einfach meine persönlichen Lieblingscharaktere auftauchen, über die ich mich einfach nur wegschmeißen konnte vor Lachen. Leo I ist eher ein Rauhbein und ziemlich schnell genervt, von Lisvana, von seiner holden Gattin und neigt dadurch zu Reaktionen, die seine Umwelt wohl ziemlich entsetzen. Ja, und gnädige Frau Gattin ist total auf ihren Garten und die anstehende Hochzeit ihres Sohnes fixiert und hat keine anderen Interessen, was ihre Umwelt bestimmt ordentlich auf die Palme bringen kann.

Zunächst dachte ich, die Figuren seien ziemlich eindimensional, aber sie sind allesamt so schön überzogen, dass sie schon sehr lustig sind. Die Titelfigur, Lisvana, ist die verwöhnte Königstochter, zickig und nie mit etwas zufrieden, aber zwischendurch überrascht sie mich ziemlich. Nichtsdestotrotz geht sie mir des öfteren mit ihrer Maulerei ziemlich auf den Geist. Auch Prinz Diego ist verwöhnt, wenn auch nicht besonders von seinen Eltern mit Zuneigung überschüttet worden und zudem empfinde ich ihn als ziemliches Weichei, irgendwie der Traumprinz auf dem weißen Ross, aber eben ohne den Heldenstatus. Ritter Bredur mag ich eigentlich recht gerne, er ist so ein wenig der Anti-Ritter, der seinem Konkurrenten ein Bein stellt, um ihn lächerlich zu machen. Aber zum Schluss überrascht auch er mich mit seinem Verhalten und wird für mich ritterlicher als so manch anderer der ehrenwerten Herren.

Die Geschichte empfinde ich als sehr rund und in sich geschlossen und zum Schluss finde ich es dann doch auch irgendwie schade, dass ich mich von den Figuren trennen muss. Zwischenzeitlich hatte ich das Gefühl, dass der Humor etwas nachlässt, aber vielleicht erwarte ich von Büchern wie "Die Bibel nach Biff" oder "Die dreizehneinhalb Leben des Käpt'n Blaubär" oder eben jetzt auch hier bei "Die entführte Prinzessin" zu viel und will noch häufiger lachen. Es ist ein schönes Buch, mit schönen Ideen, herrlich überzogenen Figuren, das sich extrem gut weglesen lässt und einfach geschrieben ist. Das kann ein übermüdetes Hirn wunderbar verarbeiten und genießen.

Bewertung:
[note2-]

lg
kathrin
Rock the Night!

wingfoot

#2
4CDs, 5h 17min
ISBN 3821853786
[isbn]3821853786[/isbn]

Ich habe die Hörbuchausgabe gehört und mich weggeschmissen. Da kam die ganze Ironie und der hintergründige Humor, die Parodie auf's Märchen so richtig schön raus. Vielleicht ist es ausnahmsweise mal brilliant gekürzt (ich mag gekürzte Hörbücher normalerweise gar nicht!)- jedenfalls war ich begeistert. Es hat mich sehr an Die Brautprinzessin von William Goldman erinnert- wiesu den bluß??- und das ist ein gewaltiges Kompliment. Von daher gebe ich (ausdrücklich dem Hörbuch!)

[note1]
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"Schweigsam und unschuldig breiten sich die Bücher im ganzen Haus aus und es gelingt mir nicht, sie aufzuhalten." - Carlos M. Dominguez