Christop Driessen - Die Muskatprinzessin

Begonnen von nirak, 03. Mai 2020, 18:08:05

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nirak

Christop Driessen - Die Muskatprinzessin
ISBN: 9783948346164
Seiten: 500
ET: 04/20
Verlag: Maximumverlag
Ausgabe: Taschenbuch
Preis: 9,99€


Eine Frau, auf einer weiten Reise

Eva wächst unbedarft in Amsterdam auf. Ihr Vater gesteht ihr mehr Freiheiten zu, als üblich für ein junges Mädchen im 17. Jahrhundert sind. Doch dann ändert sich alles, die Geschäfte von Claes Corneliszoon Ment gehen schlecht. Eine Heirat mit einem reichen Mann kämen ihm gerade recht und so stimmt er zu, als der Generalgouverneur der Vereinigten Ostindischen Compagnie Jan Pieterszoon Coen ihn um die Hand seiner Tochter bittet. Der Mann ist 20 Jahre älter als Eva und sie will ihn nicht, aber sie fügt sich dem Willen des Vaters. Schnell wird klar, Jan ist nicht so integrer, wie gedacht. Nicht nur, dass er ein dunkles Geheimnis hat, auch beschließt er, wieder nach Ostindien zu gehen. Eva, als seine Frau, hat ihn zu begleiten und so machen sie sich auf die Reise nach Batavia. Eine achtmonatige Seereise unter furchtbaren Bedingungen bringen sie ans Ziel. In Batavia lernt die junge Frau eine völlige neue Welt kennen. Sie wird als Prinzessin behandelt und lernt Menschen mit einem ganz anderen Lebensstil kennen. Die Begegnung mit Antonio van Diemen prägt sie besonders. Der junge Mann ist ihr sehr zugetan und ihrem alter viel näher als ihr brutaler Ehemann.

Das Leben von Eva Ment beginnt eher ruhig und friedlich. Sie lebt und wächst in Amsterdam auf. Die Freiheiten, die ihr Vater ihr zugesteht, wirken etwas fehl am Platz. Es ist doch eher unwahrscheinlich, dass eine junge Frau aus gutem Haus noch dazu im 17. Jahrhundert allein durch eine Stadt streifen durfte, dies beschreibt der Autor aber ausführlich. Auch die Verbindung zu ihrem Bruder Gerrit wird geschildert. Bruder und Schwester stehen sich sehr nahe. Der Bruder wirkt sehr modern, er spielt Golf und Tennis und amüsiert sich. Sicher nichts Ungewöhnliches und diese Sportarten gab es auch damals schon, aber sie wirken so fehl am Platz, da sie doch wohl eher selten waren und mehr dem Adel vorbehalten waren.

Christop Driessen hat sich die Zeit genommen, seine Charaktere ausführlich zu beschreiben und auch ihre Jugendjahre zu erzählen. Dann erst kommt der Umbruch und Eva macht sich mit ihrem Ehemann auf die Reise. Der Bruder und ihr Kater begleiten sie. Die Überfahrt wird ausführlich beschrieben. So eine Seereise über vielen Monate war keine Kleinigkeit. Aber wie brutal und strapaziös sie wirklich war, wird hier klar.

Erst im letzten Drittel des Buches sind die Protagonisten in Batavia und erleben ein ganz anderes Leben, wie sie es gewohnt waren. Für Eva könnte es ein Leben in Luxus sein, aber sie will mehr sein, als nur eine Frau am Rande. Sie will Leben und frei sein, was nicht mit dem Willen ihres Mannes übereinstimmt. So wundert es nicht, dass sie von einem Unglück ins nächste stolpert. So unwahrscheinlich es auch klingen mag, aber die Szenen sind so gut beschrieben, dass sie durchaus glaubwürdig sind. Auch ist es dem Autor gelungen ein anschauliches Bild Batavias zu zeichnen. Die politische Lage kommt dabei nicht zu kurz. Insgesamt gesehen ist es kein Buch für schwache Nerven, denn einige Szenen werden schon in ihrer ganzen Brutalität ausführlich geschildert. Wobei der Erzählstil eigentlich leicht und locker zu lesen ist, vielleicht ein wenig zu modern, aber durchaus dazu angetan sich gut zu unterhalten. Mir ging es jedenfalls so.

Ein ausführliches Nachwort klärt Fiktion und Wahrheit. Es handelt sich bei Eva Ment und ihrem Mann um Charaktere, die historisch belegt sind, auch wenn von ihnen nicht so viel bekannt ist. Die Lücken musste der Autor mit seiner eignen Fantasie füllen. Er hat das gut gemacht und einen wunderbaren historischen Roman abgeliefert, auch wenn ich mir gewünscht hätte, er hätte sich ein wenig mehr an die Vorgaben gehalten. Von der Person Eva Ment ist in dieser Geschichte eigentlich nur der Name geblieben, alles andere stammt aus der Feder von Christoph Driessen.

Fazit:

,,Die Muskatprinzessin" ist ein schöner historischer Roman, der reale historische Protagonisten zum Vorbild hat. Er erzählt von einer Frau, die versucht ihren Weg zu gehen. Leider ist es ihr nicht immer vergönnt ihr Leben so zu leben, wie sie es wollte, aber am Ende hat auch sie den Weg zur Liebe gefunden. Denn diese Geschichte ist auch ein Liebesroman und erzählt aus dem Leben einer Frau und den Menschen, die ihren Lebensweg kreuzten. Ihre Lieben werden ausführlich geschildert. Ich habe mich gut unterhalten gefühlt, auch wenn es durchaus ein paar Schwachpunkte gab.

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